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Würzburg
X-Seite verbreitet teils intime Bilder von weiblichen Grünen-Mitgliedern: Würzburgerin wehrt sich, Polizei ermittelt
Gegen ihren Willen veröffentlicht eine X-Seite Bilder von jungen, weiblichen Grünen-Mitgliedern. Lilli Grosch, ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend Würzburg, wehrt sich.
Lilli Grosch, ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend in Würzburg, fühlt sich durch eine X-Seite belästigt. Sie hat Strafantrag eingereicht und macht nun auf das Problem aufmerksam.
Foto: Aaron Niemeyer | Lilli Grosch, ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend in Würzburg, fühlt sich durch eine X-Seite belästigt. Sie hat Strafantrag eingereicht und macht nun auf das Problem aufmerksam.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 13.05.2024 02:44 Uhr

Sie werden zur "Süßmaus des Monats" gewählt oder als "Brillenschlange" herabgewürdigt. In den Kommentaren wird detailliert über ihren Körper gesprochen: Eine X-Seite (vormals Twitter) veröffentlicht seit Monaten hunderte teils sexualisierte Fotos junger, weiblicher Grünen-Mitglieder.

Bis zu 200.000 Aufrufe haben die Bilder. Einige Personen sind in Badekleidung abgebildet. Die Fotos wurden offenbar teils von persönlichen Social Media Accounts oder von Partei-Webseiten kopiert. Mehrere junge Frauen aus Würzburg sind gegen ihren Willen betroffen. Unter ihnen Lilli Grosch, ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend. Sie wehrt sich jetzt.

"Ich habe über Bekannte mitbekommen, dass mein Bild dort veröffentlicht wurde", sagt die 21-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Unter den abgebildeten Frauen seien einige wenige professionelle Politikerinnen. Die Mehrheit seien Ehrenamtliche, die sich kommunal engagieren.

"Wir wissen, dass in rechtsextremen Kreisen Handbücher kursieren"

"Das macht etwas mit einem", sagt Grosch. Sie fühle sich herabgewürdigt, objektiviert und bedroht. "Man fragt sich: wer hat eigentlich noch Bilder von mir im Internet?" Aus ihrer Sicht sei die X-Seite "symptomatisch" für eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung: "Leute werden aus ihrem Ehrenamt gedrängt."

Immer wieder hatte es in den vergangenen Monaten aus dem rechten und rechtsextremen Lager Übergriffe und Schmähungen gegen die Grünen gegeben. Auf ihren Parteitagen in Stadt und Landkreis Würzburg hatte sich die Partei jüngst mit dem wachsenden Unsicherheitsgefühl auseinandergesetzt. 

Einige der Betroffenen seien mit HateAid in Kontakt, sagt Grosch. Die Berliner Organisation berät Betroffene von Hass im Internet. "Wir wissen, dass in rechtsextremen Kreisen Handbücher kursieren, die Tipps geben, wie man dabei am besten vorgeht", schreibt HateAid auf Anfrage zur X-Seite.

Staatsanwaltschaft Würzburg: Polizei ermittelt jetzt gegen X-Seite

"Solche Formate sind ein Signal an die Betroffenen: Ihr steht unter Beobachtung, wir wissen, wer ihr seid", so Sprecherin Katja Kıyan. "Politisch aktive Frauen werden attackiert, sexualisiert und auf ihren vermeintlichen Platz verwiesen." Plattformen wie X müssten aus ihrer Sicht mehr gegen solche Inhalte unternehmen. HateAid ist bereits mehrfach rechtlich gegen X vorgegangen. Die Plattform sperrt sich jedoch oftmals erfolgreich gegen Regulation.

Bei der Staatsanwaltschaft Würzburg hat Grosch Strafantrag eingereicht, wie die Behörde auf Anfrage bestätigt. Die Polizei ermittele wegen eines Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz. "Aus meiner Sicht ist die genannte Straftat im Bereich der politisch motivierten Kriminalität einzuordnen", schreibt Grosch in der Anzeige.

Seiten-Betreiber: "Keine Belästung", Bilder seien öffentlich zugänglich

Grosch hat die X-Seite mit Gleichgesinnten "massenhaft" gemeldet, wie sie sagt. Der Account ist dennoch bis heute aufrufbar. Beim anonymen Betreiber (oder der Betreiberin) ist die Aktion nicht unbemerkt geblieben: "Ich war für einen Tag gesperrt", heißt es in einem aktuellen Posting. Der Account betreibe "keine Belästigung", denn alle Bilder seien öffentlich zugänglich.

Die Redaktion hat beim X-Support angefragt, warum derartige Inhalte auf der Plattform nicht gelöscht werden. In einer automatisierten Antwort heißt es, die Angelegenheit werde geprüft. Und: "Twitter möchte eine sichere Umgebung schaffen, in der sich alle Nutzer frei entfalten können."

Hinweis: Der Name des X-Accounts wird nicht genannt, um dessen Reichweite nicht zu vergrößern.

 
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  • Georg Schulz-Hertlein
    Aus dem Bericht geht nicht hervor, ob oder wie vermeintlich "freizügige" und damit leichter zu sexualisieriender Bilder überhaupt von den Urheberinnen der Bilder veröffentlicht wurden. "Mann" kann so ziemlich jedes Foto einer Frau dazu hernehmen um sie auf Äußerlichkeiten zu reduzieren und herbzuwürdigen. Die widerwärtige Absicht ist klar. Es gibt keine Entschuldigung oder Relativierung die so ein Verhalten rechtfertigt.
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  • Matthias Pilz
    Offensichtlich fällt es einigen Kommentatoren (bisher wohl wirklich nur Männer) schwer, den Unterschied zwischen „auf meiner eigenen Seite in einem bestimmten Kontext veröffentlichen“ und „ohne Erlaubnis auf eine sexualisierte frauenfeindliche Seite kopieren“ zu verstehen.
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  • Steffen Cyran
    Nö. Denn die grünen Politikerinnen haben ja kein Problem mit dem Urheberrecht, sondern sie stören sich an (ihren eigenen) mehr oder weniger freizügigen Bildern.

    Und das Problem würde nicht existieren, hätten sie selbst diese Bilder nicht verbreitet.
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  • Irmgard Engert
    Es ist trotzdem ein Unterschied, ob ICH ein Bild poste - oder jemand MEIN BILD einfach hernimmt und zweckentfremdet!
    Das geht gar nicht!
    Und es ist ja nicht so, dass hier jemand zufällig im Netz gelandet wäre, weil er sich inmitten einer Menge von Menschen befunden hätte - sondern es sind Portraits von Einzelpersonen, bei denen der Poster ganz genau weiß: das ist nicht mein Bild, an dem habe ich keinerlei Rechte der Veröffentlichung!
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  • Roland Rösch
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  • Sebastian Hansen
    Gut, dass in Deutschland nach Gesetzen entschieden wird und nicht nach dem Bauchgefühl von irgendwelchen Leuten ohne Sachkenntnis im Internet.
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  • Martin Deeg
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  • Jürgen Neuwirth
    Was für ein Unsinn. Das Urheberrecht endet nicht mit dem Posten im Internet. Außerdem ist die Intention dieser X-Seite wohl klar. Es geht um Einschüchterung durch Sexismus. Der entscheidende Aspekt den sie hier außer acht lassen.
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  • Steffen Cyran
    Nochmal zum Mitschreiben:

    "...Die Fotos wurden offenbar teils von persönlichen Social Media Accounts oder von Partei-Webseiten kopiert...."

    Haben die Betroffenen also selbst und/oder ihre Partei-Webseiten" sexistische" Fotos veröffentlicht, die dazu geeignet sind, jemanden "einzuschüchtern"?

    Und wer Fotos von sich postet, ohne die Sichtbarkeit einzuschränken (z.B. nur Freunde bei Facebook etc.), der erklärt sich damit automatisch einverstanden, daß diese für jedermann im Netz einsehbar sind und kann sich nicht auf Urheberrechte berufen. Steht übrigens auch in den AGBs, die nur niemand wirklich durchliest.
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  • Robert Grünewald
    Lieber Herr Cyran, mal unabhängig von urheberrechtlichen Fragestellungen, scheint doch die Intention der Postings recht deutlich.

    Hier wird ein Bild hergenommen und durch einen Kommentar ein Kontext gesetzt, der die dargestellten Politikerinnen alleine auf Äußerlichkeiten reduziert.

    Es geht hier nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern um eine Objektivierung der dargestellten Person.

    Anders ausgedrückt, diese Person wird zum Anschauungsobjekt degradiert, auf ihr Geschlecht reduziert und ihr Intellekt marginalisiert.

    Ich halte das schon für eine ziemlich perfide Art, wie man mit Menschen, Frauen und hier insbesondere, mit Politikerinnen umgeht.
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  • Martin Deeg
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  • Steffen Cyran
    Was ein Unsinn. Es handelt sich um Bilder, die die Betroffenen selbst irgendwann ins Netz gestellt haben.

    Jedes Kind weiß, daß das "Netz nichts vergisst". Selbst schuld.
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  • Sebastian Hansen
    Nö. Das Gesetz ist da recht klar und nur weil jemand ein Bild veröffentlicht, ist das Urheberrecht nicht aufgehoben. Sollten auch Sie akzeptieren.
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  • Martin Deeg
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