Eigentlich hätte an dieser Stelle eine ausführliche Ausführung über das Flüchtlingswesen stehen sollen, vor dem niemand mehr flüchten kann, doch hat ein epochales Ereignis all dies in den Schatten gestellt. Es muss hier also leider auf die Erörterung verzichtet werden, wie z.B. im Fußball Wirtschaftsflüchtlinge aus aller Welt durch millionenschwerem Menschenhandel verschoben werden, oder wie Bayern München in seiner begrüßenswerten Willkommenskultur Steuerflüchtlinge zu integrieren weiß. Allenfalls flüchtig sei hier erwähnt, wie gerne sich Politiker in Ausreden flüchten. Nein, auf dies alles muss hier verzichtet werden, wie auch auf die Beschreibung des Phänomens, dass der Würzburger an sich sehr aufnahmebereit ist, z.B. bei den vielen Weinfesten.
Nein, was in dieser Woche alles andere in den Schatten gestellt hat, ist die Nachricht, dass eine Orchidee nach Barbara Stamm benannt worden ist. Das ist einfach dufte! Anzunehmen ist, dass das zarte Pflänzchen nicht erahnen konnte, was ihm da blühte, und dass es auch nicht gefragt wurde, ob es diese Ab-Stammung will.
Nein, die Entscheidung, dass das zarte Pflänzchen nun eine Bürde mit Würde zu tragen hat, ist sozusagen auf dem Mist der Deutschen Orchideen-Gesellschaft gewachsen, die am Freitag zur Eröffnung ihrer Orchideenschau in der Orangerie der Residenz zur Taufzeremonie eingeladen hatte.
Die Züchter wollten mit diesem züchtigen Akt eine besondere Züchtung ehren, und in der Tat ist Barbara Stamm ein herausragendes Gewächs in Bayern und die beliebteste Politikerin dazu, so dass zu erwarten ist, dass den Züchtern die Stamm-Blume aus der Hand gerissen wird. Als zartes Pflänzchen hat sie, die Namensgeberin, Wurzeln geschlagen in Bad Mergentheim und durfte dann nach gelungener Migration als Erzieherin kleinen Pflänzchen im Kinderschifferheim in der Zellerau bei der Aufzucht zur Seite treten.
Im Jahr 1990 wollte sie mal Oberbürgermeisterin werden, doch sind diese Blütenträume zerstoben wie Blütenstaub im Wind. Dafür aber wuchs sie in der große Politik, wurde Staatssekretärin, Ministerin und schließlich nicht nur Landtagspräsidentin, sondern auch noch Schirmherrin der Baumkraxlmeisterschaften auf Kiliani. So hätte man eigentlich nach einer so gewachsenen Persönlichkeit nicht nur ein zartes Blümchen, sondern einen gestandenen Baum benennen können, den Stamm-Baum halt.
Nun gibt es in der Stadt aber weitere wichtige Persönlichkeiten, die als Namensgeber für so manche Züchtung taugen täten, unser Bürgermeister Bauer z.B. (der Kürze wg. BümBa). Eigentlich ist er ein Thüngersheimer Gewächs, doch hat er in Würzburg feste Verwurzelung gefunden und ist einfach unverzichtbar, wenn z. B. ein Fest eröffnet wird. So wird der BümBa auch heute wieder in blumiger Sprache dem Stadtfest den Startschuss geben und dazu auf gleich drei Bühnen offizielle Bierfässer anstechen. Welche Blume man dereinst nach unserem schlagkräftigen BümBa benennen wird, bedarf keiner blühenden Phantasie. Eine Sumpfdotterblume oder ein Klatsch-Mohn, ein Rachenblütler oder eine Rafflesie, eine Primula vulgaris oder ein blaues Veilchen? Nein, zu erwarten ist, dass einmal eine weiße Blume BümBas Namen tragen wird, die sehr beliebt ist, auch wenn sie meist schnell verduftet: die Blume auf dem Bierglas nämlich.