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Würzburger Woche: Auf und unter dem Strich

Von Herbert Kriener

herbert.kriener@mainpost.de

 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:24 Uhr

Nachtragend, wie Journalisten nun mal sind, muss hier einiges nachgetragen werden, was vorzutragen bislang nicht war. Da ist zum einen die Nachricht, der Wendehals sei zurückgekehrt und in einem Garten bei Holzkirchhausen gesichtet worden. Von diesem sonderlichen Wesen weiß man, dass es von unauffälliger Erscheinung und der Wechsel ihm zu eigen ist, was manchen zu der Meinung bringen könnte, dass diese wendigen Wendehälse doch nie wirklich weg gewesen sind, weil sie im Würzburger Ratssaal ihre Heimat haben.

Nachträglich nachzutragen ist auch die Nachricht, dass unser CSU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder (der Kürze wg. PauLe) auf den Strich gegangen ist, und zwar auf der Kurfürstenstraße, dem härtesten Straßenstrich Berlins. Das muss Bewunderung auslösen, denn PauLe stammt ja aus einem Dorf namens Gaukönigshofen, wo inzwischen ein neuer Radweg das schnelle Vorbeikommen erleichtert. Nun könnte man voreilig vermuten, dass PauLe deswegen die Berliner Bordsteinschwaben aufgesucht hat, weil es sich bis in seinen Gau herumgesprochen hat, dass man von Nutten und Zuhältern schon mal gefilmt wird und dass dies seiner Neigung, in der Öffentlichkeit zu stehen, dienlich sein könnte.

Aus nämlichem Grunde ist unser PauLe in der Vergangenheit schon an der merkwürdigsten Plätzen aufgetaucht. So sah man ihn vor einiger Zeit in einer Baumschule bei der „Aktion Rollentausch“, um sich als Politiker auch mal die Hände schmutzig machen zu können. Wiederholt beteiligte sich PauLe auch an der „Aktion Schweinebacke“, also am „politischen Kesselfleischessen“ der CSU. Höchst „leerreich“ war auch sein Auftreten auf einem Haufen Altpapier bei einem Verwerter in Heidingsfeld, wo man PauLe in alten Zeitungen wühlen sah, um schließlich einen Bildbericht zu finden mit „seinem eigenen Konterfei in trauter Zweisamkeit mit der Kanzlerin“. Unglaublich, dass Menschen so etwas Grandioses wegschmeißen!

Der Erinnerung wert ist auch das Erscheinen von PauLe vor einiger Zeit im Kindergarten Spatzennest in Waldbüttelbrunn, wo man ihn im Bällchen-Bad der Kinder hocken sah, während sich die Kleinen schüchtern an ihre Erzieherinnen drückten. Um ihr Trauma zu verarbeiten, haben die Kinder vermutlich hinterher das Lied gelernt „Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann? Niemand! Und wenn er aber kommt? Dann laufen wir davon!“

Vor der gleichen Situation standen nun also die Huren am Straßenstrich in Berlin. Dass sich die Mädels wie damals die Kleinen im Spatzennest ängstlich an ihrer Betreuer gedrückt hätten, davon wurde allerdings nichts berichtet. Die offizielle Version ist, dass sich PauLe als Vorsitzender des Familienausschusses im Bundestag dort umgeschaut hat für eine Gesetzesänderung, um die Lebensbedingungen der Huren zu verbessern.

Berichtet wird, dass sich PauLe mit den drei ungarischen Prostituierten Olga, Juliana und Lili unterhalten und dabei erfahren hat, dass die halbe Stunde 50 Euro koste, aber kaum ein Freier noch so viel bezahlen wolle, dass also auf dem Strich nicht mehr so viel rein- und unterm Strich nicht mehr soviel raus kommt. Nun wissen wir freilich nicht, was ein Mann aus Gaukönigshofen zu zahlen bereit gewesen wäre. Bekannt geworden ist lediglich, dass sich PauLe von den drei Bordsteinschwalben nur die Hand hat schütteln lassen.

 
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