
Dialog statt scharfer Worte: Darauf hat die Würzburger SPD auch in diesem Jahr bei ihrem traditionellen "Politischen Aschermittwoch" gesetzt, der seit mittlerweile fünf Jahrzehnten vom Ortsverein Zellerau veranstaltet wird. Gut 40 Menschen kamen zum Start in die Fastenzeit in die DJK-Gaststätte, ihre Wünsche an die Politik äußerten zwei hochrangige Vertreter der IHK und der Handwerkskammer.
Anwesend war knapp zwei Monate vor der nächsten Wahl auch OB-Kandidatin Eva von Vietinghoff-Scheel. Die Kommunalpolitik stand allerdings nicht auf der Agenda, das Thema des Abends lautete "Gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum". Zehn Tage nach der Bundestagswahl bezeichnete der Ortvorsitzende Klaus Friedrich das Wahlergebnis der SPD als "nicht so berauschend, um nicht zu sagen verheerend". Zum Thema des Abends eingeladen war der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel, der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales war aber krankheitsbedingt verhindert.
Halbleib beklagte die veraltete Infrastruktur in Deutschland
Für ihn sprang der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib ein und zitierte den Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Bertram Kawlath: Die Politik müsse klar und ehrlich sagen, wie es um die Wirtschaft und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands sowie den Zusammenhalt in Europa bestellt sei. Halbleib beklagte die veraltete Infrastruktur in Deutschland: "Wir leben vom Verschleiß, und zwar auch in sehr vielen Bereichen, die für die wirtschaftliche Entwicklung von zentraler Bedeutung sind."
Bei der Energiewende sei vor allem in Bayern "für Stillstand gesorgt worden", betonte Halbleib. Nötig sei neben Investitionen auch die gezielte Förderung der Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland: "Deutschland muss immer ein Land sein, das Humanität und Steuerung der Migration zusammenbringt."
Auch Deutschland müsse verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland setzen
Das bestätigte auch Ludwig Paul, Geschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. In Spanien habe eine gezielte Zuwanderungspolitik zu Wirtschaftswachstum geführt, auch Deutschland müsse verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland setzen und die Zuwanderung erleichtern. Allein das unterfränkische Handwerk habe seit Jahren 1200 offene Ausbildungsplätze, im Inland gebe es für deren Besetzung kein Potenzial. Außerdem müsste die Integration arbeitswilliger Asylbewerber früher und stärker als bisher gefördert werden.
Wichtigste Aufgabe der neuen Bundesregierung sei es, wieder mehr Verlässlichkeit und "Sicherheit ins System" zu bringen, sagte Lukas Kagerbauer, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt: "Unter unsicheren Bedingungen fällt es Unternehmern schwer, zu investieren."