„Mambo“, ruft Sport- und Religionslehrer Andreas Weiermann den rund 600 Schülern zu. Das heiße „Hallo“ auf Swahili, der Landessprache Tansanias. Die Begrüßung ist dem Anlass entsprechend, denn gleich startet der „Lebenslauf“ des Deutschhaus-Gymnasiums. Mit Hilfe dieses Spendenlaufs soll der Bau eines neuen Sport- und Gemeinschaftszentrums in Würzburgs Partnerstadt Mwanza ermöglicht werden.
Sport gibt den Menschen Halt
„Trotz zahlreicher Bildungsbemühungen fallen viele Jugendliche in Tansania in die Arbeitslosigkeit“, erklärt Projektleiter Jürgen Seitz vom Mwanza-Verein, der die Benefiz-Aktion gemeinsam mit den Lehrern des Deutschhaus-Gymnasiums organisiert hat. Es gebe dort eine Jugendarbeitslosigkeitsquote von rund 85 Prozent. „Sport ist oft das einzige Hobby, das Halt gibt.“ Bisher fehlt es laut Seitz jedoch an Spielstätten für unterschiedliche Ballsportarten, ein Vereinswesen existiere so gut wie gar nicht.
Woher kommt das Geld?
Im Voraus haben sich die Schüler private Sponsoren gesucht, die für jeden gelaufenen Kilometer einen zuvor festgelegten Betrag spenden. Geldgeber können dabei alle sein, von der eigenen Familie über Freunde bis zu den Nachbarn. Ein Euro pro Kilometer wurde von der Schule als Etappenlohn empfohlen, nach oben und unten wurden keine Grenzen gesetzt. Wie Andreas Weiermann berichtet, ist es einem der Schüler gelungen, stolze 90 Euro Kilometergeld zu sammeln: „Er hat viele Spender aus den fünften Klassen gefunden.“
Nicht nur bei der Spendenakquise haben sich die Schüler ins Zeug gelegt, auch beim Sport selbst zeigen sich die jungen Läufer hoch motiviert. „Ich finde die Aktion toll, weil ich sehr gerne joggen gehe“, erzählt die 11-Jährige Olivia. Zehn Kilometer hat die Sechstklässlerin schon hinter sich, zehn weitere Kilometer will sie noch laufen. Fast ein Halbmarathon also. Sie sieht das entspannt: „Eine Stunde ist ja noch Zeit.“ Anzeichen der Erschöpfung sind noch nicht zu erkennen.
Auch Lennard hält den Spendenlauf für eine gute Sache: „Es ist schön, wenn man armen Kindern helfen kann.“ In gebatikten T-Shirts laufen der 13-Jährige und seine Klassenkollegen mehrfach die Zwei-Kilometer-Runde, welche vom Sportplatz aus in Richtung Neunerplatz über das Gelände der Landesgartenschau 1990 und von der großen Pyramide an der Dreikronenstraße wieder zurück führt. Die bunten Oberteile sind nicht die einzigen ungewöhnlichen Sport-Outfits an diesem Vormittag. Passend zum Motto des Laufes „Spaß, Sport und Spende“ sind einige Gruppen mit ausgefallenen Kopfbedeckungen wie Nikolaus- oder Zwergenmützen unterwegs.
Ein Sportzentrum ist schon gebaut
Im vergangenen Jahr habe man mit dem Spendenlauf 30 000 Euro sammeln können, erzählt Projektleiter Seitz. Für den Bau eines Sportzentrums in Mwanzas Stadtteil Ilemela benötige man etwa 45 000 Euro. Der Großteil der Kosten lasse sich also mit dem Erlös des diesjährigen Spendenlaufs finanzieren. Ziel sei es in den kommenden Jahren, in jedem Stadtviertel der Metropole am Viktoriasee ein solches Zentrum zu errichten. Eine dieser Sportstätten wurde bereits Anfang des Jahres eröffnet.
Sportbotschafter besuchen Mwanza
Den Grundstein für das zweite Sportzentrum soll in diesem Sommer Abiturientin Stella Zipf mit einer Freundin legen. Schon zum dritten Mal besuchen Absolventen des Deutschhaus-Gymnasiums Mwanza als „Sportbotschafter“. „Ich wusste, dass ich gleich anfangen möchte zu studieren, wollte aber trotzdem noch mal raus“, sagt Stella Zipf über ihre Entscheidung, die Reise nach Tansania anzutreten. Da habe sich dieses Projekt ihrer Schule angeboten. Während ihres vierwöchigen Aufenthalts ist neben einem Sprachkurs in Swahili der Besuch der örtlichen Schule und eines Krankenhauses geplant. Zudem werden die Abiturientinnen jeden Tag mit den Kindern Sport machen.
Eine große Motivation, sich ehrenamtlich für dieses Projekt zu engagieren, sei es zu sehen, dass die jungen Menschen, die nach Tansania gehen, von dort „total viel mitnehmen“, berichtet Jürgen Seitz. „Dinge, die bei uns selbstverständlich sind, bedeuten dort sehr viel.“ Auch wenn die Leute in Tansania nicht viel hätten, seien sie nicht unglücklich. „Da hinterfragt man schon seine eigene Definition von Glück.“