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Landkreis Würzburg
Würzburger Kreistagswahl: Peinliche Fehler bei der Auszählung
Die Regierung von Unterfranken hat die Kreistagswahl im Landkreis geprüft und muss das Wahlergebnis berichtigen. Die Folgen sind für einen CSU-Kreisrat besonders bitter.
42 eigentlich gültige Stimmzettel (Symbolbild) der Kreistagswahl wurden von einzelnen Wahlvorständen im Landkreis Würzburg ursprünglich für ungültig erklärt. Das ist bei einer Wahlüberprüfung durch die Regierung von Unterfranken jetzt aufgefallen. 
Foto: Sebastian Gollnow | 42 eigentlich gültige Stimmzettel (Symbolbild) der Kreistagswahl wurden von einzelnen Wahlvorständen im Landkreis Würzburg ursprünglich für ungültig erklärt.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:45 Uhr

Ein halbes Jahr nach der Kommunalwahl am 15. März berichtigt die Regierung von Unterfranken nun das Ergebnis der Kreistagswahl für den Landkreis Würzburg. Der Grund: 42 Stimmzettel wurden durch den jeweiligen Wahlvorstand in einzelnen Gemeinden zu Unrecht als fehlerhaft angesehen und nicht gezählt. Insgesamt geht es um 2035 Stimmen, die nun nachträglich für gültig erklärt werden. Das verändert auch die Zusammensetzung des Würzburger Kreistages.  

Es trifft Winfried Weidner (CSU) aus Waldbrunn. Der 63-Jährige bekam bei der Kreistagswahl 28 665 Stimmen und sicherte sich damit den 27. und zugleich auch letzten Sitz der CSU im Gremium. Weidner hatte damals eine Stimme mehr als Thomas Hellmuth aus Ochsenfurt. Das ändert sich nun durch die amtliche Überprüfung durch die Regierung von Unterfranken. 

Landrat Thomas Eberth versteht die Entscheidung der Regierung nicht 

So bekommt Winfried Weidner weitere sieben Stimmen zu seinem Ergebnis addiert und sein Parteikollege Thomas Hellmuth 19. Damit liegt Hellmuth nun vor Weidner und wird jetzt mit elf Stimmen Vorsprung Kreisrat, während Weidner sein Mandat verliert. Für Weidner ist das besonders bitter. Er gehört dem Kreistag seit Oktober 2018 an und rückte damals für die verstorbene CSU-Kreisrätin Elisabeth Schäfer in das 70-köpfige Gremium nach. "Ich akzeptiere das", sagt er. "Aber es wundert mich schon. Und ich frage mich, warum jetzt noch mal nachgezählt wurde."

Landrat Thomas Eberth (CSU) schüttelt ebenfalls mit dem Kopf. Einen Tag nach der Kommunalwahl wurde am 16. März in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen. Das Würzburger Landratsamt hat nach der Kommunalwahl nahezu alle Mitarbeiter erst einmal für die Bekämpfung der Corona-Pandemie heran gezogen. "Wir hatten eine hohe Zahl an Infizierten, die ersten Todesfälle und nahezu jeder Mitarbeiter war in die Kontaktverfolgung einbezogen. Deswegen haben wir auf eine vollumfängliche Prüfung der Wahl verzichtet. Ich hätte mir gewünscht, dass dies auch anerkannt wird", so Eberth. "Da hätte die Regierung auch mal Sieben gerade sein lassen können." 

Katastrophenfall ging vor Wahlprüfung

Eigentlich sollte die Prüfung der ungültigen Stimmzettel unmittelbar nach der Wahl geschehen. "Aber wir hatten dann weder die Räume noch das Personal für diese Prüfung", sagt Juristin Eva-Maria Löffler, die im Landratsamt den Geschäftsbereich Kommunales leitet. "Der Katastrophenfall hatte höchste Prioriät."

"Da hätte die Regierung auch mal Sieben gerade sein lassen können."
Landrat Thomas Eberth (CSU) 
Winfried Weidner (CSU) trifft die Wahlüberprüfung besonders. Er verliert sein Kreistagsmandat.
Foto: Angie Wolf | Winfried Weidner (CSU) trifft die Wahlüberprüfung besonders. Er verliert sein Kreistagsmandat.

Mitte Juni hat sich dann die Regierung von Unterfranken eingeschaltet und das Würzburger Landratsamt aufgefordert, die per Beschluss für ungültig erklärten Stimmzettel zu prüfen. Landrat Thomas Eberth, zu diesem Zeitpunkt gerade ein Monat neu im Amt, antwortete prompt. "Sinngemäß habe ich zurückgeschrieben, ob wir das jetzt nicht ruhen lassen wollen", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. 

Wahlvorstände haben eindeutig gültige Stimmen als ungültig angesehen

Doch die Regierung von Unterfranken ist als Rechtsaufsichtbehörde von Gesetzes wegen verpflichtet, die "Vorbereitung und Durchführung der Wahlen sowie das vom Wahlausschuss festgestellte Wahlergebnis" zu überprüfen, teilt Regierungssprecher Johannes Hardenacke auf Nachfrage mit. "Im Rahmen der Wahlprüfung werden der Rechtsaufsichtsbehörde alle vom Wahlvorstand beschlussmäßig behandelten Stimmzettel, einschließlich aller ungültiger Stimmzettel außer der nicht gekennzeichneten Stimmzettel vorgelegt", so Hardenacke weiter. So will es Paragraph 93 Satz 2 der Gemeinde- und Landkreiswahlordnung. 

"Ich frage mich, warum jetzt noch einmal nachgezählt wurde."
Winfried Weidner, betroffener CSU-Kreisrat

Nicht gewertet wurden beispielsweise Stimmzettel, auf denen der Wähler keine Liste ankreuzte, aber genau 70 Stimmen vergab. Andererseits wurden aber solche mit mehr als 70 Stimmen als gültig angesehen. Für ungültig wurden auch Stimmzettel mit mehreren Listenkreuzen erklärt, obwohl der Wähler auch Einzelstimmen vergab, die dabei grundsätzlich dem Listenkreuz vorgehen. Landrat Eberth erklärt diese Fehler mit dem Druck, der beim Auszählen an Wahlabend herrsche. "Dann kam auch noch dazu, dass die Software der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) Probleme bereitete. Ich mache niemanden einen Vorwurf." 

Hellmuth wird in der nächsten Kreistagssitzung vereidigt

"Das ist für beide eine menschliche Tragödie", sagt CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer. "Schade, dass wir Winfried Weidner nun als Kreisrat verlieren", sagt er und wundert sich auch, warum die Regierung nicht früher geprüft hat, so dass es gar nicht erst so weit gekommen wäre. Thomas Hellmuth aus Ochsenfurt hat mittlerweile erklärt, dass er die Wahl annimmt. Er wird in der nächsten Kreistagssitzung vereidigt werden. 

Wie 2035 Stimmen das Wahlergebnis verändern

Das Wahlergebnis der Kreistagswahl am 15. März 2020 wird von der Regierung von Unterfranken berichtigt. Das bedeutet folgende Veränderung in der Stimmenzahl der einzelnen Wahlvorschläge. Die ursprünglichen Stimmen stehen in Klammern.
CSU: 2 037 053 Stimmen (2 036 374)
Grüne: 1 084 409 Stimmen (1 083 899)
Freie Wähler/UWG-FW: 836 615 Stimmen (836 254)
AfD: 239 741 Stimmen (239 731)
SPD: 728 192 Stimmen (727 989)
FDP: 148 633 Stimmen (148 595)
ÖDP: 119 130 Stimmen (118 988)
Die Linke: 115 041 Stimmen (114 949)
Insgesamt: 5 308 814 gültige Stimmen
Das neue Wahlergebnis hat auch Auswirkungen auf die Listennachfolger, aber ändert nicht die Sitzverteilung im Würzburger Kreistag. Die 70 Mandate verteilen sich nach wie vor auf die CSU (27), Grüne (14), Freie Wähler/UWG-FW (11), SPD (9), AfD (3), FDP (2), ÖDP (2), Die Linke (2).
Quelle: tf/Landratsamt Würzburg
 
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Kommentare
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  • G. B.
    Ich lese ständig den Namen Eva-Maria Löffler, wenn irgendetwas schief läuft...Übermittlungsfehler, Überforderung, Auszählungsfehler....
    Und der Landrat: bei Wahlen mal eben die 7 gerade sein lassen...das ist wirklich desolat.
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  • G. R.
    Die Fehler wurden in den Stimmbezirken der Gemeinden gemacht. Schlecht belehrt oder überforderte Leute? Ebert übernimmt nahtlos die Sympathiepunkte von Nuss bei diesem Redakteur....
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  • G. R.
    Ich habe einen Kommentar abgegeben, der wieder nicht ankam. Das liegt an der Software der MP. Ich drücke auf senden. Aber nix. Passiert mittlerweile bei jedem 2. Kommentar(versuch) traurig
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  • E. S.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Wenden Sie sich bei Problemen mit der ePaper-App gerne an unseren Kundendienst.
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  • E. S.
    Lieber Leser ERMS, vielen Dank für Ihr Feedback. Ich gebe es direkt an die IT-Abteilung weiter. Ggf. hilft hier auch manchmal das löschen der Cookies im Browser.
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  • W. M.
    Der Fehler liegt eindeudig beim Landratsamt. Die Regierung hat nur das vom LRA WÜ festgestellte fehlerhafte Wahlergebnis berichtigt. Wieso hat das LRA WÜ nicht von selbst die betroffenen Stimmzettel noch mal überprüft. Wollte der Landrat dies nicht. Die Aussage, dass dies wegen Corona nicht möglich war, da alle Kräfte des LRA dort gebunden waren kann man wohl nur als Schutzbehauptung des Landrates sehen um diesen Fehler in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Oberstes Zeil einer Behörde sollte es immer sein nach Recht und Gesetz zu handeln und nicht wegen einer Arbeitsüberlastung dies außer acht zu lassen. Meine Anerkennung der Regierung von Unterfranken, dass diese als Staatsbehörde das nicht gesetzeskonforme Handeln erkannt und als Folge das Wahlergebnis geändert hat.
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  • G. W.
    Das ist eine demokratische Zumutung. Die Regierung von Ufr. braucht fast ein halbes Jahr zur Überprüfung - da ist Corona eine unglaubwürdige Ausflucht.
    Wir nähern uns einer Bananenrepublik.
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  • R. H.
    Was für ein Chaos im Landratsamt, nicht mal die paar ungültigen Stimmen konnten nachkontrolliert werden. Die Wahl stellt eine demokratische Grundlage für den Kreistag, somit für die Arbeit im LRA dar. Welcher Beamte vom höheren Dienst [Jurist] war da nicht fähig genug, nachprüfen zu lassen, oder geht da auch alles schnell schnell, wie die Karriere auch? Die kleinen Bearbeiter /Beamten, welche korrekt und brav stets ihr oft sehr hohes Arbeitspensum erledigen, schauen leider oft genug bei Beförderungen in die Röhre.
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  • S. W.
    Man mus sich über die Aussage vom Landrat wundern!
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  • A. G.
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.....
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