zurück
Würzburg
Würzburger Kinderporno-Fall: Prügel bei der Festnahme?
Die Polizisten, die den Logopäden überwältigten, haben wohl entschlossen zugepackt. Nun wird geprüft: Lief der Einsatz rechtmäßig oder war das Vorgehen zu brutal??
Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei half bei der Festnahme des Logopäden. Nun wird der damalige Einsatz genau unter die Lupe genommen (Symbolbild).
Foto: Marius Becker, dpa | Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei half bei der Festnahme des Logopäden. Nun wird der damalige Einsatz genau unter die Lupe genommen (Symbolbild).
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:55 Uhr

Die Festnahme zweier Verdächtiger im Würzburger Kinderporno-Fall in der Nacht des 20. März hat zu internen Ermittlungen bei der Polizei geführt. Nach Informationen dieser Redaktion überprüfen interne Ermittler die Arbeit des Sondereinsatzkommandos (SEK) in der Nacht auf korrekte Vorgehensweise.

SEK stürmte Haus

Ein überraschender Zugriff war nach Aussagen von Experten bei der Festnahme in einem Haus im Würzburger Stadtteil Rottenbauer wichtig. Die Befürchtung bestand bei den Ermittlern, dass die zwei damals Verdächtigen beim Eindringen der Polizisten ins Haus und der Festnahme noch schnell in letzter Sekunde Beweise am Computer vernichten könnten.

Deshalb wurde mit der Erstürmung des Hauses ein auf heikle Festnahmen trainiertes SEK betraut. Der verdächtige Logopäde saß gerade am Computer, als Männer in Sturmhaube plötzlich im Zimmer standen und ihn zu Boden zwangen – ebenso seinen Partner im Obergeschoss. Die Ermittler sicherten große Mengen von Daten, die den Tatverdacht erhärteten.

Hart angefasst bei der Festnahme

Aber nach Informationen der Redaktion wurden inzwischen interne Ermittler damit beauftragt, zu prüfen, ob der Verdächtige und sein Lebensgefährte bei der Festnahme unnötig hart angefasst oder geschlagen wurden. Die zwei Verdächtigen sollen keinen Widerstand gegen die trainierten Polizisten geleistet haben und völlig überrascht gewesen sein.

Doch nach Informationen unserer Redaktion soll bei der anschließenden Vernehmung der festgenommene Logopäde deutliche Schlagspuren im Gesicht gehabt haben. Auch von Prellmarken im Brustbereich ist die Rede. Er soll über Schmerzen im Rippenbereich geklagt haben.

Auch sein Mann hatte in den Tagen darauf Schmerzen. Er wurde kurz darauf wieder auf freien Fuß gesetzt, weil sich gegen ihn der Tatverdacht nicht erhärtet hat. Sein Partner sitzt in Untersuchungshaft. Er soll ihm anvertraute Buben im Kindergartenalter missbraucht und dies gefilmt haben. Er hat bei den Ermittlungen später zu sieben Opfern Angaben gemacht, die Ermittlungen dauern an. 

Keine Strafanzeigen der Festgenommenen

Waren die Verletzungen ein unvermeidbarer Nebeneffekt des entschlossenen Zugriffs oder unnötige Härte? Auf Nachfrage erklärten die Verteidiger des Paares, Jan Paulsen und Norman Jacob, dazu lediglich: Weder der Beschuldigte noch sein inzwischen freigelassener Mann hätten Strafanzeige erstattet. 

Der Staatsanwaltschaft liegt offenkundig daran, deutlich zu machen, dass bei der Festnahme – trotz der abstoßenden Tat, der man den Logopäden verdächtigt – rechtsstaatlich einwandfrei gearbeitet wurde.  Thorsten Seebach, Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft, sagte, "dass von Amts wegen aufgrund der Angaben des Beschuldigten Ermittlungen gegen einen (noch) unbekannten SEK-Beamten wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet wurden".

LKA ermittelt

Der Sprecher der Anklagebehörde präzisiert: "Die Ermittlungen dauern noch an und werden vom Bayerischen Landeskriminalamt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg geführt." Eine bisher mit dem Fall nicht betraute Polizeidienststelle muss in solchen Fällen ermitteln, um die Unabhängigkeit einer Untersuchung zu gewährleisten.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manfred Schweidler
Angeklagte
Ermittlerinnen und Ermittler
Ermittlungen
Festnahmen
Kinderpornofall Würzburg
Landeskriminalämter
Polizei
Polizistinnen und Polizisten
Staatsanwaltschaft
Staatsanwaltschaft Würzburg
Strafanzeigen
Untersuchungshaft
Verdächtige
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • schuster
    ......" dass bei der Festnahme – trotz der abstoßenden Tat, der man den Logopäden verdächtigt – rechtsstaatlich einwandfrei gearbeitet wurde." Herr Schweidler, damit drücken Sie aus, dass die Polizei dem Verdächtigen einer solchen Straftat ruhig mal was auf die Augen hauen kann, auch wenn er sich bei der Festnahme lammfromm verhält. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem rechtsstaatlichen Denken.... und der MAINPOST zu diesem Journalisten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Franken48
    Herr Schweidler von mir ein großes Lob an Sie. Wegen lächerlichen Prellmarken, so einen Artikel zu Schreiben, das kann ich nicht verstehen. Oder fällt Ihnen nichts wichtigeres ein ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • TessaKraemer@t-online.de
    Die Schuld wird vor Gericht entschieden und nirgends sonst. Und da darf es keine unliebsamen Überraschungen geben die vielleicht Auswirkungen auf das Urteil haben. Ich könnte mir gut vorstellen das es darum geht das am Ende nicht behauptet werden kann das mit Gewalt vorgegangen wurde um den Fall voran zu bringen.

    Das gabs ja schon ein mal und der Typ jammert heute noch öffentlich wie schlecht er doch behandelt wurde.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wastlh
    Aus Ungläubigkeit und Entsetzen habe ich dermaßen lange und heftig meinen Kopf geschüttelt, dass ich offensichtlich eine leichte Gehirnerschütterung erlitten habe. Ermittlungen von Amts wegen erscheinen mir diesbezüglich mehr als angebracht. Ich hoffe ein engagierter Staatsanwalt verteidigt die Rechtsstaatlichkeit und begründet einen entsprechenden Anfangsverdacht!

    Mir fehlen die Worte....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fr-goetz@t-online.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lisbeth128@gmx.de
    WOZU dieser Artikel? Weder der Logopäde noch sein Mann haben Anzeige erstattet ... muss ich nicht verstehen ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 1958kosb
    Damit die weißen Seiten der MP bedruckt werden können.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Franken48
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Funkenstern
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bisher handelt es sich noch nicht um offiziell überführte Täter.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ToDietz@web.de
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bisher handelt es sich noch nicht um offiziell überführte Täter.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • th.faust@gmx.de
    Da ist sie wieder die "Law and Order" Fraktion unter den Kommentatoren.
    Netzbeschmutzer, eine Krähe sollte der anderen kein Auge aushacken, Wattebehandlung,...
    Nur mal so zur Erinnerung: Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Unschuldsvermutung, Artikel 1 GG, und so weiter und so weiter.
    Und ja: das gilt auch wenn mein Kind betroffen wäre.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Funkenstern
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mausschanze
    Sie sind für die Kommentarfunktion gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • eugendietz@gmx.de
    Lieber Herr Schweidler. Ich finde es gegenüber den Angehörigen und den ermittelnden Polizeibeamten unsäglich, dass sie für diesen Bericht ihre Pressefreiheit in Anspruch nehmen. Ihr Artikel ist nach meiner Einschätzung ohne jegliches Fingerspitzengefühl und mit wenig Empathie versehen. Wie stabil ist ein erwachsener Journalist, wenn er sich die Mühe macht, einen solchen Text zu verfassen??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • th.faust@gmx.de
    Und ich finde Ihren Kommentar unsäglich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • engert.andreas@gmx.de
    warum?
    Er hat doch recht!
    Muss man darüber schreiben? Da bekommt ein Täter mediale Aufmerksamkeit, die ihm nicht zusteht - und die Kinder, vor allem aber die Eltern werden weiter traumatisiert!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dorner
    Gut gemacht Herr Schweidler. Immer drauf auf die bösen Polizisten. Der arme Täter sollte eine hohe Entschädigung bekommen. Ein Hoch auf Deutschland und seiner Presse
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • eewich
    Hoffentlich bleibt bei diesem Guten kein lebenslanges Verhaftungstrauma! Aber wir haben ja tüchtige Psychologen. SEK Beamte müssen für zärtliche Festnahmen geschult werden, sonst weinen solche Typen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • matthiasr
    Sorry, Wattebäuschchen waren gerade aus...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Werner12
    Wenn mein Kind betroffen und ich bei der Festnahme dabei gewesen wäre, hätte ich darauf geachtet das alles mit rechten Dingen zugeht und die Straftäter nach Recht und Gesetz behandelt werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten