Die achte Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 30. Oktober sagt: "Geschlossen sind Museen, Ausstellungen, Gedenkstätten, Objekte der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und vergleichbare Kulturstätten." Diese Regel akzeptierten auch die nichtstaatlichen Museen in Unterfranken. Unsicherheit dagegen griff in den Galerien um sich. Mehrere Häuser haben diese Woche wieder – oder noch – geöffnet und befriedigen die Schaulust des Publikums.
Die Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens im Würzburger Spitäle beendete ihre brandneue Ausstellung "Harald Knobling und Freunde" zwar gleich nach dem ersten Wochenende wieder. Eine Woche später teilte der rührige Kitzinger Maler Knobling freilich erleichtert mit: "Das Spitäle fällt nicht unter die Kategorie Museum, sondern unter die Kategorie Galerie, da dort Verkäufe getätigt werden." Seit Dienstag dieser Woche kann man an der Alten Mainbrücke wieder eine prägnante Werkauswahl studieren und genießen – natürlich unter den bekannten aktuellen Hygieneregeln.
"Art to go"-Messe findet wohl nicht statt
Der Berufsverband Bildender Künstler mit seinem Ausstellungssaal im Würzburger Kulturspeicher steckt derweil noch in der Entscheidungsfindung. Die erste "Art to Go", eine Messe mit kleinformatigen Kunstwerken zu niedrigen Preisen, wird am kommenden Wochenende wohl nicht stattfinden. Am 21. November sollte dann die vierte Zeichnungs-Gruppenausstellung vorwiegend regionaler Künstler starten.
Während die Berufskünstler Anfang des Monats ihren Galeriebetrieb noch aufrechterhielten, sind sie nach zehn Tagen ohne nennenswertes Absinken der Corona-Infektionen zurückhaltender: Sie bereiten sich auf den Aufbau von "Zeichnen zur Zeit" vor, aber "dann bleiben erstmal die Türen geschlossen. Sollte sich alles im Dezember wieder lockern, dann können Besucher kommen", sagt Unterfrankens BBK-Sprecherin Kathrin Feser. Auf jeden Fall ist die neue Ausstellung im Netz zu sehen (www.bbk-unterfranken.de).
Bei den Privaten wies die Galerie Sundermann Fine Art in der ersten Novemberwoche noch ausdrücklich auf ihrer Website darauf hin: "Einzelhandel, Galerie, Kunsthandel". Das erste Schlagwort löschte Rüdiger Sundermann bald wieder. Es klingt zu klein angesichts des Sortiments in der Würzburger Peterstraße: Impressionismus, Bauhaus und andere kunsthistorische Schätze. Bis Februar zeigt Sundermann in einer eigens zusammengestellten Sonderschau die Geschichte des Expressionismus von der Gründergeneration mit Pechstein, Heckel und Anderen bis zum Abstrakten Expressionismus, dessen bekanntester Vertreter Jackson Pollock auch am Main vertreten ist.
Wesentliche Positionen unterfränkischer Kunst vermittelt währenddessen Gerd Michel in seinem Kunsthaus an der Semmelstraße. Nach der Erinnerung an Bernd Cibis folgte nun eine Werkschau des 1957 verstorbenen Albert Banska, dessen Würzburg-Holzschnitte bis zum 10. Februar Traditionelles in Perspektiven und Bildkompositionen der Neuen Sachlichkeit zeigen. Auch hier, wie allerorten, Hygieneschutz.
"Besucher passen gut auf sich auf"
"Unsere Besucher passen gut auf sich auf", sagt Gabriele Müller von der gleichnamigen Galerie in der Theaterstraße. Wenn drei oder vier Leute in dem gut einsehbaren Schausaal seien, dränge sich kein weiterer hinzu. Und zwar zu Günther Ueckers riesiger Prägegrafik "Both", zu dessen Zero-Kollegen Heinz Mack oder zu Seriegrafien des in Würzburg besonders gut eingeführten Ben Willikens. Gabriele Müller vertritt exklusiv den Disney-Zeichner Ulrich Schröder, Paul Maar und Ali Mitgutsch. Ihre "umsatzstärksten Künstler" seien James Rizzi, Udo Lindenberg und der jüngst verstorbene Pop-Artist Mel Ramos.
Jenseits der Stadtgrenzen macht vor allem Thüngersheim von sich reden. Im Forum Botanische Kunst bleibt das beliebte Café Milchstern zwar über den November geschlossen, zur "Einhaltung der Gesundheitsschutzmaßnahmen, darauf legen wir großen Wert", erklärt Inhaberin Sylvia Peter. Nach derzeitigem Stand bis zum 6. Dezember zeigt das Forum Pflanzen- und Insektendarstellungen von Asuka Hishiki & Maria Sibylla Merian. Letztere muss nicht weiter vorgestellt werden, ersterer ist für Peter und ihren Mitgaleristen, den Forstsachverständigen Michael Junginger, "einer der führenden Botanischen Künstler Japans".
Koppeln kann man einen Thüngersheim-Ausflug ab dem 21. November mit einer "Farbexplosionen vom schwarzen Kontinent", so der Titel der nächsten Schau in den WeinKulturGaden (bis 24. Januar). Die zeigt erstaunlich junge Formen der Naiven Malerei in Tansania – eine Spielart aus den 1960er Jahren, die sich nach ihrem Gründer Edward Saidi Tingatinga benennt. Die zweite Farbexplosion zündete in Burkina Faso: Fadenmalerei, in denen sich Frauen sehr bunt mit ihrer Lebenswelt auseinandersetzen.