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Würzburg
Würzburger DAHW warnt vor den Corona-Folgen in armen Ländern
Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen auf kleinem Raum leben müssen, sind besonders gefährdet von Covid-19, die vom Sars-CoV-2-Virus verursachte Krankheit. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe aus Würzburg hilft den besonders vulnerablen Menschen vor Ort.
Foto: Mario Schmitt | Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen auf kleinem Raum leben müssen, sind besonders gefährdet von Covid-19, die vom Sars-CoV-2-Virus verursachte Krankheit.
Bearbeitet von Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:22 Uhr

Die Corona-Pandemie stellt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe aus Würzburg vor große Herausforderungen, um die besonders vulnerablen und marginalisierten Menschen in den Einsatzländern trotzdem bestmöglich zu schützen.

Auf den ersten Blick haben die Mandatskrankheiten der DAHW nicht viel mit der Krankheit "Covid-19", verursacht durch das Sars-CoV-2-Virus, zu tun: Tuberkulose, Lepra und andere vernachlässigte Tropenkrankheiten sind bakterielle Infektionskrankheiten, die mit Antibiotika behandelbar sind und vor allem Menschen in ärmeren Ländern treffen.

Doch inzwischen sei auch Covid-19, wofür es aktuell kein Gegenmittel und keine Impfung gibt, in vielen Einsatzländern in Afrika, Asien und Lateinamerika angekommen und könnte dort verheerende Folgen für die Menschen haben, schreibt das Würzburger Hilfswerk in einer Pressemitteilung.

Einfache Präventivmaßnahmen sind nicht durchführbar

Während in Deutschland ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen zur sogenannten "Risikogruppe" zählen, sind es in den Einsatzländern der DAHW bereits erkrankte Menschen und eigentlich alle, die in ärmlichen Verhältnissen auf kleinem Raum leben müssen, mit schlechtem Zugang zu Wasser, grundlegender Hygiene und ausreichender Ernährung.

Diese Menschen haben keine Reserven – weder gesundheitlich, finanziell noch materiell –, um mit den Folgen einer schnellen Ausbreitung des Coronavirus und den nationalen Schutzmaßnahmen fertig zu werden. Die Ausbreitung lässt sich unter den widrigen Umständen allerdings kaum verhindern: Einfache Präventivmaßnahmen wie gründliches Händewaschen sind aufgrund von Wassermangel und fehlender Seife nicht durchführbar.

Keine Arbeit, kein Geld und auch keine Grundversorgung

Auch Mindestabstände kann man in der Enge von ärmlichen Behausungen, Slums oder Gefängnissen nicht einhalten. "Insbesondere in den völlig überfüllten, zum Teil riesigen Flüchtlingscamps in unseren Projektregionen in Afrika und Asien, aber auch in Europa und im Mittleren Osten haben die Menschen keine Chance, sich an das sogenannte 'Social Distancing' oder 'Physical Distancing' zu halten", sagt DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm.

Darüber hinaus sind die Menschen direkt von der täglichen Arbeit abhängig – ohne Homeoffice, Kurzarbeit oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Kömm prognostiziert: "Sehr viele können für sich und ihre Familien keine Lebensmittel mehr herstellen oder kaufen, weshalb Hunger eigentlich die größere Bedrohung darstellt, als das Coronavirus selbst."

Wenn die Gesundheitssysteme in armen Ländern kollabieren

"Wer sieht, vor welche Herausforderung die Corona-Pandemie gut aufgestellte Gesundheitssysteme stellt, der braucht nicht viel Fantasie, um sich die Situation in Ländern mit einer schwächeren Infrastrukturen vorzustellen", sagte Kömm im März.  In den Einsatzländern der DAHW gibt es so gut wie keine zusätzlichen Kapazitäten, kaum Schutzausrüstung für das Personal, eine limitierte Anzahl von Tests und nur ganz wenige intensivmedizinische Behandlungsmöglichkeiten, die meist nur in großen Städten verfügbar sind.

"In der Folge sterben Menschen an eigentlich heilbaren Erkrankungen oder Verletzungen, Frauen verlieren ihr Leben aufgrund von Geburtskomplikationen", sagt Kömm. Am Ende koste das deutlich mehr Menschenleben als das Virus selbst. Es brauche Schulungen und Schutzausrüstung für die vorerkrankten Risikogruppen, die pflegenden Angehörigen und Gesundheitsmitarbeiter sowie funktionierende Frühwarnsysteme.

Das in Würzburg gegründete Hilfswerk unterstützt vor Ort

Zusammen mit Partnerorganisationen vor Ort sucht das 1957 in Würzburg gegründete Hilfswerk nach Lösungen, um besonders vulnerable Menschen in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Die bisher kurzfristig umgesetzten Maßnahmen sind vielfältig: In Indien wurden an Wanderarbeiter Lebensmittelpakete verteilt, in Uganda werden Medikamente kontaktlos zu Patienten nach Hause geliefert, in Gefängnissen in Togo wird Schutz- und Desinfektionsausrüstung verteilt und in Afghanistan gab es eine Corona-Schulung für Gesundheitspersonal.

"Auch wenn wir Covid-19 selbst in unseren aktuell 20 Einsatzländern nicht behandeln, können wir dazu beitragen, dass marginalisierte Menschengruppen im Zuge der Corona-Pandemie nicht vergessen werden und die Not lindern", sagt Kömm.

Weitere Informationen im Internet unter www.dahw.de/corona

Das DAHW hilft unter anderem in Indien, die Folgen der Corona-Pandemie zu lindern.
Foto: Mario Schmitt | Das DAHW hilft unter anderem in Indien, die Folgen der Corona-Pandemie zu lindern.
 
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