
Es war eine Institution. Seit über 25 Jahren pilgerten buchstäblich Generationen Würzburger Studenten über die Alte Mainbrücke ins Brauhaus im Mainviertel, haben am Studentenmontag selbstgebrautes Bier und Brauhausfladen zu günstigen Preisen gegessen und getrunken oder bei den Kieznächten unvergessliche Faschingserlebnisse mit nach Hause genommen. Und jetzt? „Das Brauhaus ist tot, es lebe die Gasthausbrauerei Goldene Gans“, sagt Betreiber und Eigentümer Michael Will.
Der lange Tresen ist verschwunden
In der Tat sieht es im Keller aus, als würde der Patient am offenen Herzen operiert. Verschwunden ist der zwölf Meter lange Tresen mit der Schieferfront, verschwunden sind die Fußbodendielen, das gemauerte Podest, die Sofas und die schier endlosen Gläser- und Flaschenregale.
Entkernt, das ist der richtige Ausdruck für das, was sich dem Auge bietet. „Stillstand ist Rückstand“, sagt Chef Michael Will, „es wurde nach 26 Jahren Zeit für etwas Neues. Vielleicht ist es das Alter, dass wir uns wieder mehr aufs Bier und Essen besinnen, dahin zurückkehren, wo wir herkommen.
“ Denn vor dem Brauhaus hieß das Lokal schon einmal von 1989 bis 1991 drei Jahre lang Goldene Gans, wovon der große Wirtshausausleger auf die Burkarder Straße hin zeugt.
Schon vor über 400 Jahren
Die Ursprünge liegen gar im Jahr 1603, als die Goldene Gans im Mainviertel als Wirtshaus und Bäckerei erstmals urkundlich erwähnt wurde. Am 16. März 1945 wurde das Haus zerstört, erst 1967 wieder aufgebaut. „Ursprünglich lag das Haus näher am Main, vom ehemaligen Gebäude ist nur noch unser hinterster Keller erhalten, der sich an den Festungsberg anlehnt“, erzählt der Hausherr.
Seit drei Wochen wird gearbeitet, berichtet Heiko Fleischmann vom Brauhausteam, während er mit dem Akkuschrauber zugange ist, um die Verschalung für ein neues Thekenfundament zu bauen. „30 Kubikmeter Schutt und 20 Kubikmeter Holz haben wir herausgeschafft, die komplette Thekeneinrichtung mit Spülen und Kühlschränken abgebaut“, weiß er.
„Jetzt sieht man erst, wie groß der Raum eigentlich ist“, sagt Michael Will. Dieser wird künftig mit Tischen für rund 200 Gäste bestuhlt. Für die Küche hat Will zwei große amerikanische Barbecue-Grills gekauft. „Englisch-amerikanische Grillküche mit fränkischer Traditionsküche“, nennt der Chef den Mix aus Ribeye-Streak, gegrilltem Red Snapper und Schweinebraten, der künftig auf der Karte stehen soll. Die Zielgruppe sind Studenten, junge Familien, aber auch der „ältere Herr“, der zum Schweinbraten ein selbst gebrautes Bier trinken will.
Und weil die Goldene Gans eine Brauerei und der Chef gelernter Brauer und Mälzer ist, gibt es nicht nur aus der Küche neues zu berichten, sondern auch aus dem kupfernen Braukessel der Hausbrauerei, den man vom Gastraum aus durch große Glasscheiben bewundern kann. Bislang erzeugte die neben der Hofbräu zweite Brauerei der Stadt jährlich bis zu 1000 Hektoliter helles oder dunkles Vollbier, Pils, Hefeweizen, Mai- oder Weihnachtsbock. Im Winter wurde in der Brauhausbar ausgeschenkt, im Sommer seit sieben Jahren auch im Biergarten an der Schleuse.
Craftbiere nach bewährten Rezepten
Künftig wird es auch so genannte Craftbiere geben. Das sind nach speziellen Rezepten in kleiner Menge gebraute Biere, bei denen die Brauer mit den innerhalb des Reinheitsgebots erlaubten Zutaten experimentieren, zum Beispiel mit mehreren Hopfensorten gleichzeitig, und so Biere „komponieren“, die anders und manchmal auch ungewohnt sind. Die Rezepte dafür bekommt er von einem Freund, der mittlerweile in Singapur lebt und braut. „Der hat mehrfach Auszeichnungen für seine Biere in Großbritannien, Irland und Australien bekommen“, berichtet Will.
Schon zur Eröffnung der Goldenen Gans im November soll es das erste Würzburger Indian Pale Ale geben. Auch im Lokal selbst gibt es eine spezielle Bierbar. „Da gibt es nur Bier, sonst nichts“, sagt Will, „30 Sorten Craftbiere von zumeist befreundeten Brauern aus der Region“.
Die Kieznächte bleiben erhalten
Zuletzt noch eine gute Botschaft für die, die schon befürchtet haben, dass ein Stück Würzburger Kneipengeschichte endgültig verloren geht: „Die Kieznächte im Fasching, von Donnerstag bis Faschingsdienstag, die wird es weiter geben“, sagt Will. Und ein paar Cocktails gibt es an der Bar ja auch noch. „Nicht mehr so viele wie früher, aber wir wollen ja auch Gäste nach der Essenszeit haben“, sagt der Chef.