An den Wänden der Stadtbücherei sieht man seit Mittwoch "Lichtblicke - Mainfranken von oben". Der Fotograf Jan R. Schäfer zeigt Arbeiten, die über den Mainschleifen von Volkach und Urphar, über Handthal, Ochsenfurt und natürlich Würzburg entstanden.
Luftbilder faszinieren den 33-jährigen gebürtigen Iserlohner, "weil man mehr Möglichkeiten hat, Perspektiven zu finden, als am Boden". Spontan sucht er ein Beispiel heraus – ein Blick an einem Weinberg entlang, auf dessen gewellter Hangfläche Feldwege einen starken Rhythmus bilden. Aus der Suche nach einem solchen Blickwinkel, aus Beleuchtung, Sonnenstand und Schattenwurf setzt sich für Schäfer "das Kreative" zusammen.
Meteorologische Kenntnisse von Vorteil
Ob seine Arbeit künstlerisch ist? "Oh… das weiß ich nicht", zögert er und bekennt: "Ich möchte einfach schöne Aufnahmen machen." Was das genauer heißt, dafür zieht er wieder ein gutes Beispiel heran: Herbstnebel am Fluss. Überhaupt ist der Herbst für Jan R. Schäfer "die schönste Jahreszeit", der er durchaus wissenschaftlich zu Leibe rückt: "Da hilft die Wetterkunde, wenn ich am ganz frühen Morgen Inversionslagen feststellen und sagen kann, dass diese speziellen Wolkenszenerien noch eine halbe Stunde anhalten. Dann geht’s raus, andernfalls zurück ins Bett."
Meteorologisches Fachwissen bringt der Fotograf aus der Zeit mit, als er parallel zu seiner Berufsausbildung fliegen lernte, am Nordrand des Sauerlands und über dem platten Münsterland. Anschließend zog er nach Frankfurt, wo er bei der Deutschen Flugsicherung als Simulationspilot arbeitete. Seine Aufgabe: Er flog virtuelle Flugzeuge für die Ausbildung von Lotsen am Tower-Simulator; denn so lernen Lotsen zunächst einmal trocken an Land, wie man Verantwortung für viele verschiedene Luftfahrzeuge gleichzeitig trägt.
2009 begann er diesen Job, kurz darauf machte er erste Erfahrungen mit Drohnen – und war begeistert. Heute betreibt er nur noch unbemannte Luftbildfotografie. Denn die Drohnen sind kein Ersatz für Flugzeuge, sondern ein ganz anderes Arbeiten. Schäfer beschreibt das so: Flugzeuge bleiben auf größerer Distanz zu den Motiven. Der Fotograf nutzt deshalb eher Teleobjektive, so dass der Raum nicht in seiner Tiefe erscheint: "Die Drohne dagegen fliegt nah ran, man arbeitet weitwinkliger, ist mitten drin im Geschehen und alles bekommt viel mehr Dynamik."
Das Genre Luftbildfotografie ist vielschichtig
So fiel ihm der Abschied von der Fliegerei mit seiner Übersiedlung nach Würzburg 2012 nicht schwer. Hier ist er für die meisten Jobs bei einem renommierten mainfränkischen Fotostudio angestellt.
Allein seine nebenberuflichen Luftbild-Aufträge ergeben "eine gute Mischung", sagt Jan R. Schäfer. Was gern genommen wird, sind beispielsweise Baufortschrittsdokumentationen, Immobilienfotografie, aber auch Hochzeitsfotos aus der Luft. Einmal hat er einen halben Tag lang einen Kreisverkehr gefilmt, auf dem ein markiertes Testauto seine Runden drehte. Es ging darum, Verkehrsflüsse zu erforschen. Gern ist der Naturfreund aber auch mit der Wärmekamera im Einsatz, wenn zur Erntezeit frühmorgens der Mähdreschereinsatz vorbereitet wird. Da macht er "Thermografie zur Rehkitzsuche": Rote Flecken im Feld deuten auf junge Rehe hin, die aus der Gefahrenzone gebracht werden müssen. Auch das gehört zum Genre Luftbildfotografie.
Die Ausstellung „Lichtblicke - Mainfranken von oben“ von Jan R. Schäfer ist in der Stadtbücherei bis 5. November montags bis freitags jeweils von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr zu sehen.