Es schien alles perfekt zu funktionieren und der Plan aufzugehen. Das erste Weihnachten im neuen Haus sollte es werden und die Vorfreude war natürlich groß. Die Lieferung der neuen Möbel so geplant, dass es ohne Hektik und Stress schöne Feiertage werden sollten.
Doch eine Regennacht im November und Wasserpfützen im Wohnzimmer am nächsten Morgen brachten alle Vorfreude zum Erliegen. Die Stahl-Glas-Konstruktion war nicht dicht. Also wurde das schon abgebaute Gerüst wiederaufgebaut und die Handwerker kamen zurück. Die angebliche „Kleinigkeit“ die man schnell in den Griff bekommen würde, wurde ein Problem, das eher schlimmer als besser wurde. Jeder Test mit dem Wasserschlauch zeigte, dass das Problem nicht behoben war.
Ein Notdekoration rettete das Fest
Schweren Herzens verschoben mein Mann und ich die Lieferung der neuen Möbel also ins neue Jahr und überlegten uns eine „Notdekoration“. Schließlich hatten wir ja unsere Familien zu uns eingeladen, um gemeinsam zu feiern. Mit wenigen Möbeln hatten wir ja immerhin viel Platz, und den nutzten wir, indem wir einen riesigen Christbaum aufstellten, der über sechs Meter hoch war. Ein gigantischer Baum, der viel von dem sonstigen „Chaos“ überdeckte. Wie so oft im Leben, ist das aus der Not geborene, dann am Ende besonders schön.
Wahrscheinlich deshalb, weil vieles nicht so perfekt war, wie wir es uns vorgestellt hatten, ist es ein unvergessliches erstes Weihnachtsfest in unserem neuen Haus geworden. Es hat uns auch daran erinnert, dass ein schöner Weihnachstabend, dessen Ursprung ja vor 2000 Jahren in einem Stall begann, nicht von einem perfekt gestylten Zuhause abhängt. Sondern vielmehr vom Geist dieser besonderen Zeit und den Menschen, die in ihr zusammenkommen. Und was ist schon ein undichtes Dach, wenn Familie und Liebe darunter sind, um gemeinsam Weihnachten feiern.
Text: Axel Hochrein
Axel Hochrein ist Bundesvorstand im Lesben- und Schwulenverband in Deutschland und moderiert den politischen Auftakt zum Christopher Street Day in Würzburg.
In der Kolumne „Würzburger Adventskalender“ erzählen Menschen aus Würzburg Anekdoten rund um Advent und Weihnachtsfest.