
Letztes Jahr im Dezember bin ich aus Österreich mit dem Auto meiner Mutter nach Würzburg gefahren, da ich das Vorsprechen für einen Ensembleplatz am Mainfranken Theater hatte. Nach dem Vorsprechen ging ich in der Stadt herum und trank einen Glühwein am Weihnachtsmarkt, schon da konnte ich mir sehr gut vorstellen, in diese sehr schöne, aber noch unbekannte Stadt zu ziehen. Das Vorsprechen klappte wunderbar und ich konnte in Frieden Weihnachten mit meiner Familie feiern und in das neue Jahr rutschen.
Meine Familie und ich kommen ursprünglich aus Polen, deshalb feiern wir Weihnachten auf unsere Art. Am Heiligabend wird erst gegessen, wenn der erste Stern am Himmel leuchtet. Wer streng ist, isst den ganzen Tag nichts bis zum Abendessen, ich jedoch halte es meistens nicht aus und esse zwischendurch etwas. Den ganzen Tag über wird gekocht und gebacken. Mein Bruder macht seine berühmten "Pierogi z kapustą i grzybami" (Teigtaschen mit Sauerkraut und Pilzen) und meine Mutter backt meinen Lieblingskuchen, der "Pleśniak" heißt, was zwar übersetzt "Schimmel" bedeutet, jedoch unfassbar gut schmeckt.
Wie es die Tradition besagt, essen wir zu Heiligabend vorwiegend vegetarisch. Es sollten zwölf Gerichte am Tisch stehen, unter anderem Barszcz, die Rote-Beete-Suppe mit Teigtaschen, Gemüsesalat, gefüllte Pfannkuchen mit Sauerkraut und Pilzen, Fisch griechischer Art, Mohnkuchen etc.. Bevor wir zu essen anfangen, nimmt jeder eine Oblate zur Hand. Mit der Oblate gehen wir zu jeder Person und beglückwünschen uns gegenseitig. Nachdem wir Glückwünsche ausgesprochen haben, bricht jeder ein Stück der Oblate des anderen ab und isst es. Danach genießen wir das Essen, packen Geschenke aus, singen Weihnachtslieder und verbringen den Abend gemütlich gemeinsam.
So sah mein Weihnachten letztes Jahr aus, dieses Jahr wird es wohl ähnlich ablaufen und ich freue mich schon darauf. Wenn wir Weihnachten bei meinem Opa in Polen verbringen, verkleidet er sich als Weihnachtsmann. Da seine Version vom Weihnachtsmann eher angsterregend als gutmütig ist, erschreckt er damit meine kleinen Cousins und Cousinen. Für alle anderen ist es sehr unterhaltsam! Wesołych świąt (Frohe Weihnachten)!
Foto: Nik Schölzel
Daria Lik ist Schauspielerin am Mainfranken Theater.
In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.