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Würzburger Adventskalender: Hoffnung auf Frieden
In der Adventszeit denke ich gerne an eine Weihnachtsfeier im Familienkreis mit unserem mittlerweile verstorbenen Großvater zurück. Ganz besonders blieb mir ein Abend in Erinnerung, an dem er ohne unsere Großmutter mit uns Weihnachten feierte, da sie im Krankenhaus war. Das bedrückte ihn offensichtlich und gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit – entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten – für eine besonders lange Weihnachtsfeier mit uns.
Würzburger Adventskalender: Hoffnung auf Frieden
Bearbeitet von Torsten Schleicher Stefan Hebig
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:48 Uhr

In der Adventszeit denke ich gerne an eine Weihnachtsfeier im Familienkreis mit unserem mittlerweile verstorbenen Großvater zurück. Ganz besonders blieb mir ein Abend in Erinnerung, an dem er ohne unsere Großmutter mit uns Weihnachten feierte, da sie im Krankenhaus war. Das bedrückte ihn offensichtlich und gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit – entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten – für eine besonders lange Weihnachtsfeier mit uns.

Leider muss ich aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage auch öfters daran denken, dass unser Großvater in den letzten Jahren seines Lebens immer wieder über Erlebnisse aus seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg gesprochen hat. Er zählte wohl eher zu denjenigen, die sehr jung eingezogen und an vorderster Linie eingesetzt wurden – er hatte von keinen "Heldengeschichten" zu berichten. Über viele Dinge konnte er offensichtlich erst mit seinen Enkeln, meinem Bruder und mir, sprechen.

Durch seine Erzählungen und die unserer weiteren Großeltern wurde uns zunehmend der Schrecken eines solchen Krieges bewusst. Trotzdem blieben es Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit. Wir sind in unserer Kindheit und Jugend mit dem Gefühl aufgewachsen, dass sich unser Land und Europa im Großen und Ganzen immer besser, friedlicher und vernünftiger entwickelt. Nicht zuletzt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bringt diese Sicherheit ins Wanken. Was müssen die Menschen in der Ukraine wohl alles mitmachen? Es ähnelt sicher dem, was wir von unseren Großeltern gehört haben.

Ich denke aber auch an unsere Kinder, für die Krisen und Kriege plötzlich wieder näher rücken. Beim Schreiben dieser Zeilen kam mir wieder ein Brieffreund aus der damaligen Sowjetunion in den Sinn, den mir meine Eltern im Alter von 10 Jahren – vermutlich in der Euphorie von "Perestroika und Glasnost" – vermittelt hatten. Tatsächlich habe ich bei dieser Gelegenheit die Briefe gesucht und gefunden.

Weihnachtsgrüße aus der Sowjetunion: Diese Grußkarte seines Briefreundes Sergej aus dem Jahr 1989 hat Stefan Hebig aufgehoben.
Foto: Stefan Hebig | Weihnachtsgrüße aus der Sowjetunion: Diese Grußkarte seines Briefreundes Sergej aus dem Jahr 1989 hat Stefan Hebig aufgehoben.

Nach all der langen Zeit habe ich sie wieder einmal angesehen. Darunter war auch eine Weihnachtskarte von meinem Brieffreund Sergej. Er lebte wohl zumindest damals im östlichen Teil Russlands und dürfte jetzt wie ich Anfang vierzig sein. Was er wohl gerade macht oder machen muss? Die Karte von 1989 kommt diesmal mit unter den Weihnachtsbaum – als Zeichen der Hoffnung, dass ein Zusammenleben in Frieden und Freiheit für die Kinder in ganz Europa wieder so selbstverständlich wird, wie es das für uns vermeintlich war.

Text: Stefan Hebig

Foto: Foto Fun Digital/Montage Alissa Bakhchevan

Stefan Hebig ist Abteilungsleiter Kommunikation bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg.

In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.

 
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