
Von Sebastian Reich
Alle Jahre wieder sind Amanda und ich auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt zu Gast. Seit über 10 Jahren gehört es zur adventlichen Tradition, dass wir für die Sternstunden-Aktion kurz vor Hl. Abend Sterne für den guten Zweck verteilen. Bepackt mit zwei Spendenbüchsen stehen wir an der festlich dekorierten Marktbude, wobei Amanda mit ihrer Büchse natürlich immer das Rennen macht.
Mitten im weihnachtlichen Getümmel „erzählt Amanda“ seit Jahren, wie sehr sie Nürnberger Lebkuchen liebt. Es ist mittlerweile ein Running Gag, worüber sich die Einheimischen freuen und Jahr für Jahr den ein oder anderen Lebkuchen mitbringen, weil „die Amanda die so gerne mag“. Mit einem Schmunzeln verkneife ich mir jetzt mal, wer die süßen Leckereien dann letztendlich essen darf und keine Lebkuchen mehr sehen kann. Mein Auto riecht auf der Heimfahrt alljährlich wie eine rollende Weihnachtsbäckerei.
Und dann sind da in der Regel ja noch die internationalen Besucher auf diesem Markt. Im vergangenen Jahr stand plötzlich eine japanische Reisegruppe vor uns. Mit gezückten Fotos beäugten sie uns etwas so, als wären wir außerirdische. Amanda begrüßte sie im tiefsten fränkisch, sie verstanden jedoch kein Wort, hatten aber eine Menge Spaß.
Ich sagte lachend zu zwei Damen neben mir „ich glaube, mit dem Fränkisch kommen wir hier nicht weit“, worauf sie mich ratlos anschauten. Ich schaute ratlos zurück und mir wurde ein „Sweden“ entgegnet. Darauf rutsche Amanda ein „Alter Schwede!“ raus. Das brachte wiederum die fränkischen Eingeborenen vor Ort zum Lachen und auch die Japaner lachten nun mit den Franken mit. Die Schwedinnen strahlten glücklich, weil sie aus Amandas Mund ein „Schweden“ hörten und reihten sich bei dem fröhlichen Gelächter mit ein. Weihnachtlicher Spaß in der besinnlichen Zeit kennt keine Grenzen.
In diesem Jahr ist ja leider alles etwas anders. Kein Christkindlesmarkt. Keine lachenden Japaner. Und dennoch findet Weihnachten statt. Womöglich werde ich mit selbstgebackenen Lebkuchen an unserem eigentlich traditionellen Tag in der Familie ein paar Anekdoten der letzten Jahre erzählen. Wir werden lachen und Spaß haben, Weihnachtsfreude kennt auch in diesem Jahr keine Grenzen!

Sebastian Reich ist Bauchredner und Comedian.
In der Kolumne „Würzburger Adventskalender“ erzählen Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten rund um Advent und Weihnachtsfest.