Seit sie klein sind, bekommen meine beiden Töchter einen Adventskalender. Immer gefüllt mit Schokolade oder Gummibärchen. Als sie älter wurden, kamen Kosmetikprodukte, Radiergummis, Stifte, Duschgel und Dekosachen dazu – der übliche "Krusch". Vor drei Jahren wollte ich den Kalender mit etwas anderem füllen. Doch das ist bei zwei Teenagern gar nicht so einfach: Paula schminkt sich gerne und liebt Kosmetikprodukte. Nina ist vegan, isst weitestgehend zuckerfrei und schminkt sich nur selten. Was sollte also im Kalender landen?
Bei einer Fahrradtour im Herbst kam mir die zündende Idee. Ich erinnerte mich an die Wanderungen, die wir mit den Kindern gemacht hatten, als sie klein waren. Um ihnen die Zeit zu vertreiben, habe ich damals Geschichten erzählt, in denen beide die Hauptrollen spielten. Da wurde mit Pferden durch die Landschaft gejagt, Hunde von der Straße gerettet, Mathewettbewerbe bestritten und spannende Fußball- oder Eishockeyspiele gewonnen – und manchmal auch verloren. Viele meiner Geschichten hatten mehrere Teile und so ging die Erzählung am nächsten Tag, bei der nächsten Wanderung oder Autofahrt weiter. Paula und Nina liebten die Abenteuer, die sie in meinen Geschichten erlebten und konnten nicht genug davon bekommen.
Und so entstand meine neue Adventskalender-Idee: eine Geschichte in 24 Teilen, mit meinen wunderbaren Töchtern als Hauptpersonen. Im letzten Jahr fanden die beiden Naziraubgold im Berliner Wannsee und ermittelten gemeinsam mit der Polizei und einem Experten die rechtmäßigen Besitzer – eine jüdische Familie in New York. In diesem Jahr sind sie einem Holz- und Benzindieb auf der Spur, der die derzeitige Energiekrise ausnutzt, um die Rohstoffe teuer an ahnungslose Bürgerinnen und Bürger zu verkaufen.
Auch mit 19 und 21 Jahren lieben sie die Geschichten. In jedem Türchen ist ein Teil der Geschichte, ein Beutel Tee und ein Plätzchen oder eine Schokolade. Mittlerweile geht mein Adventskalender auch an meine Mutter, die bei der Aufklärung des diesjährigen Falls ebenfalls eine Rolle spielt…
Die Ideen für meine Geschichten kommen mir das ganze Jahr über – beim Radfahren, Wandern oder Zugfahren. Sie sind für mich eine wunderbare Gelegenheit, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und mich an diese wunderbare Zeit in der Kindheit der beiden zu erinnern.
Text: Miriam Christof
Foto: Jacqueline Mihm
Miriam Christof ist Stabstellenleiterin Fundraising bei der Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg.
In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.