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MÜNCHEN/WÜRZBURG
Würzburg wird „Regionalzentrum“ – ein Titel ohne Mittel?
Während Markus Söder den neuen Begriff „Regionalzentrum“ als „ein Instrument der Profilbildung“ lobt, bekennt sich Würzburgs OB Christian Schuchardt zur Partnerschaft mit Schweinfurt.
Henry Stern
 und  Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:43 Uhr

Was denn eine bayerische Stadt zur freistaatlich zertifizierten „Metropole“ mache, wurde Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) vergangenen Sommer gefragt. Damals hatte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) gerade verkündet, München, Nürnberg und Augsburg im neuen Landesetwicklungsprogramm (LEP) diesen neuen Titel zu verpassen. Was der Begriff genau bedeute, wisse er auch nicht, antwortete Maly. Aber es handle sich wohl um die Flecken Bayerns „die man bei Nacht aus dem Weltall leuchten sieht“.

Bislang waren alle größeren Städte in Bayern Oberzentren – die Millionenstadt München genauso wie Hof oder Schweinfurt. Mit dem neuen LEP, das nach langen Diskussionen nun vor der Verabschiedung steht, könnte es nun aber eine an der Größe der Stadt orientierte Differenzierung geben bei der staatlichen Förderung zentraler Einrichtungen wie Kliniken, Theatern oder Hochschulen – auch wenn es dafür bislang weder rechtlich verbindliche Ziele noch klare Grundsätze gibt.

Nicht zuletzt in Würzburg befürchtete man jedoch, durch das neue System unter die Räder zu kommen: Zwischen den Metropolen Nürnberg und Frankfurt eingezwängt, dazu auf einer Stufe mit den kleineren unterfränkischen Oberzentren Schweinfurt, Aschaffenburg und dem neuen Doppel-Oberzentrum Bad Neustadt/Bad Kissingen.

Aus der Würzburger Befürchtung wurde politischer Druck auf die CSU-Staatsregierung in München – der nun zur Einführung einer weiteren „Zentralitätsstufe“ im LEP führen soll. Deren Name sorgte zunächst für Verwirrung: Noch am Sonntag hatte Söder von einer „Regiopole“ gesprochen, als die sich Würzburg sowie Regensburg und Ingolstadt künftig bezeichnen dürften. Ein recht sperriger Begriff, der offensichtlich in der Staatsregierung nicht überall auf Begeisterung stieß.

„Unser Bestreben ist es, uns mit Schweinfurt als Regiopole zu positionieren.“

Würzburgs OB Christian Schuchardt

Am Montag nun bezeichnete der Minister im Gespräch mit dieser Redaktion die drei Städte als künftige „Regionalzentren“. Ähnlich, wie eine Metropole mit benachbarten Kommunen eine Metropolregion bilden kann, soll ein Regionalzentrum zudem mit dem Umland eine „Regiopolregion“ entwickeln können.

Die neue Begrifflichkeit sei also „ein Instrument der Profilbildung“, findet Söder. Einen Rechtsanspruch auf mehr Fördergeld bringt der neue Titel allerdings nicht, räumt der Minister ein. Die regionale Bedeutung führe aber schon heute zu besonderen Förderungen – in Würzburg etwa beim Mainfranken Theater oder beim Mainfränkischen Museum.

Natürlich hoffe er nun auf „stärkere finanzielle Unterstützung des Freistaats“ für Kultur, Wissenschaft und Infrastruktur in Würzburg, sagt dagegen der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg. Wichtig sei, „dass Würzburg künftig herausragt aus den bisherigen Oberzentren“ und die regionale Zusammenarbeit gestärkt werde: Es gelte, „die mainfränkischen Kräfte zu bündeln, statt ein Annex der Metropolregion Nürnberg zu sein“, so Jörg.

Ähnlich klangen am Montag Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und dessen Schweinfurter Amtskollege Sebastian Remelé. In einer gemeinsamen Stellungnahme bekannten sie sich zur bestehenden Partnerschaft ihrer beiden Städte. „Unser Bestreben ist es auch weiterhin, uns zusammen mit Schweinfurt als Regiopole zu positionieren“, erklärte Schuchardt. Und Remelé betonte: „Wir halten auch weiterhin, unabhängig von der landesplanerischen Klassifizierung, an den Zielen der regionalen Entwicklungspartnerschaft fest.“

Anstatt „babylonische Sprachverwirrung“ mit ständig neuen Begriffen zu verursachen, sollte der Freistaat besser mit mehr Geld die Zentralfunktionen der Oberzentren stärken – und Würzburg sich endlich der fränkischen Metropolregion Nürnberg anschließen, findet dagegen der SPD-Abgeordnete Georg Rosenthal. Ein derartiger Großverbund setze nämlich „ganz andere Kräfte frei, sich international zu positionieren.“

Die vermeintliche Aufwertung sei „eine Art Dr. h.c.“, kritisiert Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann: „Liest sich nett auf dem Briefpapier, wirkt sich aber nicht im Geldbeutel aus.“ Er glaube deshalb nicht, dass die Würzburger „diesen Titel ohne Mittel mit einem Autokorso feiern“.

 
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  • Das Gerede, ob man noch mehr Mitglieder in der Metropolregion Nürnberg wollte, ist nervig. Diese gingen nur unter. Den Nürnbergern stinkt eigentlich ständig, dass sie nicht München sind, obwohl jetzt Staatstheater, Staatsphilharmonie usw. Das Umwidmen des alten Quelle-Geländes bekommt man nicht hin, die Stadt ist dreckig, die Drogenszene vergrößert sich, die Radfahrer leben als Selbstmörder. Die U-Bahn wird ständig renoviert, dass man nach 21 Uhr kaum mehr nach Hause (Fürth) kommt. Die Bahn-Anbindung an Schweinfurt ist ein Witz, oft rd. 30 Min. Wartezeit mit dem Zug in Bamberg, Verstopfungen auf der Autobahn, die Umleitung auf der B8 wegen Baumaßnahmen genauso zeitverzögernd. Sowas sollte man erst mal angehen, um eine Aufwertung der Metropolregion zu erhalten, nicht die Vergrößerung. WÜ- SW - AB und gute Verbindungen dazwischen, auch mit den Dörfern und Kleinstädten, das ist die Zukunft. Die Städte schaffen doch die Zuwächse kaum noch. Eine Verödung der Landkreise und Dörfer droht.
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  • jolu
    Regensburg, Heidelberg, Osnabrück, Potsdam, Braunschweig...

    Würzburg braucht Innovation und keine kleingeistigen Entscheidungen... (siehe etliche Bürgerentscheide, Infrastrukturentwicklung,...)
    Aber was allgemein in Würzburg fehlt ist halt das Geld
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  • Arcus
    Ja Würzburg hat was. Wenn sich aber Würzburg behaupten will muss es nicht nur mir Schweinfurt kooperieren sondern nach ABB und auch über die Landesgrenzen schauen. Nur dafür hat der Heimatsöder Probleme. Über den Suppentellerrand hinausschauen ist nicht seine Stärke. Es ist schon so wie im Artikel oben beschrieben. ein Titel, ohne Wert. Da hat Hartmann schon Recht.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Egal, wie Würzburg sich jetzt in Zukunft nennen darf oder wo es Mitglied ist, Regiopole oder Metropolregion Nürnberg:

    Würzburg braucht sich nicht zu verstecken, im Verhältnis zu Städten mit der vergleichbaren Größenordnung.

    Würzburg hat eine zentrale Lage in Deutschland, ja in Europa, eine erstklassige Verkehrsanbindung in alle Himmelrichtungen, eine Universität von Weltruf und auch auch einen erstklassigen Ruf unter Touristen, die Besucher in der Stadt belegen dies.

    Welche Stadt in einer vergleichbaren Größenordnung kann da schon mithalten?

    Ich denke, die wenigsten.

    Im Gegenteil, es gibt Städte, die sind doppelt so groß, aber dort ist "Tote Hose".

    Und wenn Würzburg sich selbst alleine, vielleicht auch mit Schweinfurt vermarkten will, ohne Mitglied einer Metropolregion zu sein, dann ist das auch in Ordnung.

    Mein Kommentar gestern an anderer Stelle zu diesem Thema war mehr als Frage oder als Vorschlag gedacht, nicht jedoch als Kritik zu einem Alleingang von Würzburg.
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