„Dass wir offensichtlich gut im Rennen liegen, freut uns sehr“, sagt Kulturreferent Muchtar Al Ghusain. Würzburg könne in der Bewerbung um das Staatsmuseum für Bayerische Geschichte mit „objektiven Stärken“ des Standorts Mozart-Areal punkten. Zu den Vorteilen gegenüber den Mitbewerbern zählt der Kulturreferent: die denkmalgeschütze Schule, die gute Verkehrsanbindung, die zentrale Lage und das gegenüber der Residenz vorhandene touristische Potenzial. Al Ghusain: „Die Kriterien der Ausschreibung passen für uns maßgeschneidert.“
Dass auch die Kosten ein entscheidendes Kriterium seien, wurde jüngst berichtet: Ein Konkurrent Würzburgs habe einen Sponsor für den Museumsbetrieb zugesagt. „Wir sponsern die Baukosten durch die Bereitstellung eines millionenteuren städtischen Grundstückstücks in der Innenstadt“, sagt dazu Al Ghusain.
Damit Würzburg solche vermeintlichen Defizite aufklären kann, hofft der Kulturreferent auf den Besuch der Auswahlkommission in der Stadt. Da könnte sich Würzburg noch einmal präsentieren. Ein solches Verfahren, wie es zum Beispiel bei der Vergabe der Landesgartenschau üblich ist, würde für mehr Transparenz und letztlich Akzeptanz der Entscheidung sorgen.
Wie berichtet fordern auch Landespolitiker mehr Offenheit bei der Vergabe des 25 Millionen Euro teuren Museums, das sich der Freistaat zu seinem 200. Geburtstag 2018 schenkt. Bislang ist lediglich bekannt, dass Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) vermutlich noch im November dem Kabinett einen Favoriten oder mehrere Auswahlmöglichkeiten vorlegen wird.
CSU-Landtagsabgeordneter Oliver Jörg hat Heubisch dieser Tage die Vorteile Würzburgs noch einmal persönlich nahegebracht. Darunter auch diesen Aspekt: In Würzburg gibt es seit 2010 den einzigen deutschen Bachelor-Uni-Studiengang „Museologie und materielle Kultur“. Eine enge Verzahnung mit der Wissenschaft ist ein weiteres Kriterium der Bewerbung.
Muchtar Al Ghusain Kulturreferent
Wie Guido Fackler, Professor für Museologie, bestätigt, erfüllt seine Abteilung diese Anforderung perfekt: Sie beschäftigt sich mit der Vermittlung museumspraktischer Fähigkeiten sowie theoretisch mit dem Phänomen Musealität und der Kulturtechnik des Sammelns. Weitere Studieninhalte seien Prinzipien der Dokumentation, Erforschung, Vermittlung und Erhaltung von Exponaten. Im Landesmuseum könnten sich seine Studenten mit Praktika und Seminaren einbringen.
Das tun sie bereits zum Beispiel bei der Landesausstellung 2013. Fackler: „Die Würzburger Lehrstühle Museologie und Europäische Ethnologie/Volkskunde arbeiten für die Landesausstellung „Main und Meer“ eng mit dem Haus für Bayerische Geschichte zusammen.
Auf den starken Aufwind der Würzburger Bewerbung macht Rathaussprecher Christian Weiß aufmerksam: Neben dem Frankenbund und den Freunde mainfränkischer Kunst unterstützen diese auch die Weingüter Bürger- und Juliusspital. „Es ist wirklich beeindruckend, welches Interesse die mögliche Etablierung des Museums bei der Würzburger Bevölkerung geweckt hat. Unsere Stiftung Bürgerspital blickt auf eine fast 700-jährige Geschichte zurück. Gerade weil wir uns der Tradition besonders verpflichtet fühlen, möchten wir die Etablierung des Museums der Bayerischen Geschichte in Würzburg nachhaltig unterstützen“, so Michael Rückert, Direktor der Stiftung Bürgerspital. „Das Museum wäre nicht nur bei unserer Stiftung, sondern auch bei den Menschen unserer Stadt hoch willkommen.“
Die städtische Bürgerwerkstatt zur Erinnerungskultur nahm das Thema der Bewerbung um das Museum der Bayerischen Geschichte auch auf: Unter dem Motto „Durch Würzburg auf Bayern schauen“ erkundeten Würzburger bei einer Exkursion Zeugnisse gesamtbayerischer Geschichte in Würzburg vom Königreich Bayern bis zur Räterepublik.