Kinder brauchen Bewegung, Kinder brauchen Platz, um sich auszutoben. Und auch bei Kindern und Jugendlichen ist das Mountainbiken beliebt. Gut, wenn man einen Acker in der Nähe hat. Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil Lengfeld hatten sich eine solche Mountainbike-Strecke auf einem ungenutzten Grundstück des Süddeutschen Kunststoffzentrum (SKZ) am Friedrich-Bergius-Ring im Gewerbegebiet Ost gesucht.
Rechtzeitig zum Osterfest macht die Stadt den Lengfelder Kindern ein Geschenk
Sie tummelten sich dort mit Erlaubnis des Eigentümers und nutzen aufgeschüttete Hügel, um ihre Fertigkeiten am Fahrradlenker zu erproben und zu verbessern. Allerdings drohten noch bis Mitte dieser Woche dunkle Wolken am Horizont aufzuziehen. Doch rechtzeitig zum Osterfest macht die Stadt den Lengfelder Kindern ein Geschenk.
Was war geschehen? Thomas Hochrein, Geschäftsführer des SKZ, wollte Anfang des Jahres das "wilde" Mountainbiken in geregelte Bahnen überführen. Er wandte sich an die Stadt Würzburg, um das Gelände auch aus Haftungsgründen offiziell als Mountainbike-Areal unter der Trägerschaft des Jugendreferates ausweisen zu lassen. Beim Jugendreferat war man erfreut, beim Fachbereich Umweltschutz/Klimaschutz der Stadt hingegen nicht. Denn das Areal ist als Lebensraum des in Würzburg wohlbekannten Feldhamsters ausgewiesen.
In einem Brief informierte der SKZ-Geschäftsführer die Anwohner
Zusammengefasst: Wenn das Mountainbiken dort offiziell erlaubt würde, müssten Ausgleichflächen gefunden werden. Um die aber müsse sich das SKZ selbst und gegebenenfalls auf eigene Kosten bemühen, denn bei der Stadt sehe man keine Möglichkeiten, hieß es. Weil das Umweltreferat Hochrein dann auch mitteilte, dass eine Nutzung des Terrains als Mountainbike-Strecke "gegen artenschutzrechtliche Zugriffsverbote" verstoße, zog dieser die Reißleine.
In einem Brief, der Mitte März an Haushalte in Lengfeld verteilt wurde, informierte der SKZ-Geschäftsführer die Anwohner, dass bald Verbotsschilder die weitere Nutzung des Geländes untersagen würden. Denn mit diesem Wissen sei es dem SKZ ab sofort unmöglich, das Mountainbiken dort weiter zu dulden, bedauert Hochrein.
"Da muss die Stadt schon schauen, dass es eine andere Lösung gibt"
SPD-Stadtrat Udo Feldinger bekam Kenntnis von dem Vorgang. "Das Gelände kann man nicht einfach zumachen, da muss die Stadt schon schauen, dass es eine andere Lösung gibt", sagte er auf Anfrage dieser Redaktion. Er stellte einen Antrag, die Stadt möge in Lengfeld eine Freizeitfläche als Ersatz einrichten. Zudem verwies Feldinger auf einen ähnlichen Antrag des ehemaligen SPD-Stadtratsmitgliedes Heinrich Jüstel vom Herbst 2019. Dieser sollte damals laut einstimmigem Beschluss im Planungs-Umwelt und Mobilitätsausschuss des Stadtrates weiter verfolgt werden.
Dann kam ausnahmsweise einmal nicht das dicke, sondern das vorläufig gute Ende: Nach einer Anfrage dieser Redaktion im Rathaus ließ Umweltbürgermeister Martin Heilig die Pressestelle mitteilen, dass man sich mit dem SKZ daraufhin verständigt habe, "dass wir uns bis Ende April für eine Lösungsfindung Zeit geben und die Fläche bis dahin – wie bisher – genutzt werden kann".
Den Antrag will Udo Feldinger aber weiter bestehen lassen
Er bedauere Irritationen, die es gegeben habe, so Heilig. Die Lage am Rand eines Feldhamsterlebensraums mache ein sehr sorgfältiges Vorgehen erforderlich. Nachdem sich nun gezeigt habe, dass alle bisher diskutierten Optionen nicht umsetzbar seien, gelte es nun eine Ausgleichsfläche zu finden, welche gepachtet werden könne.
"Die Gespräche dazu laufen und ich bin sehr optimistisch, dass wir hier eine Lösung finden können", so Heilig weiter. Ob von der Stadt mittelfristig im Umfeld zusätzliche oder alternative Freizeitflächen geschaffen werden könnten, gelte es gemeinsam mit dem Stadtrat und der Stadtgesellschaft zu erörtern, so der Bürgermeister.
"Dann hat's doch was gebracht, das freut mich", sagt Udo Feldinger gegenüber der Redaktion. Den Antrag will er aber weiter bestehen lassen. "Die alternative Fläche ist ja noch nicht gefunden, das muss dann diskutiert werden."
Thomas Hochrein sieht es hingegen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Denn im April handele es sich nur eine "Duldung" mit viel Augenzudrücken seitens Stadt, weshalb die Schilder auch stehen bleiben müssten. Er hofft aber, dass ab Mai dann ein finales und "auch für uns sicheres Konstrukt" existieren könnte.
Wegen geplanten 4Wohnhäusern mit 27 Wohneinheiten wird ein Biotop am Waldrand "platt gemacht"
Sollte mal nachgeschaut werden ob da Tiere die auf der Roten Liste stehen heimisch sind!!
Bäume wurden bereits gefällt
Überall am Rande der Grosstädte werden weiße 4eckige Wohnhäuser gebaut u nicht gerade wenige, schaut da der Fachbereich der Umwelt/Klimaschutz auch danach wieviel Bodenfläche versiegelt wird? Wieviele Bäume und Wiesenflächen weichen müssen? Kinder setzt euch vor den PC, da vertreibt ihr keine Feldhamster
Was ich damit sagen will: wenn es im entsprechenden Abschnitt Feldhamster gibt, dann sollte man darauf auch Rücksicht nehmen, egal ob Autoverkehr, wie in einem Kommentar angesprochen, oder sonstige Störenfriede. Mountainbiken kann man schließlich auch anderswo, aber auf die Idee kommen wohl die wenigsten. Das ist nichts weiter als gelebter Egoismus, leider eine immer stärker vertretene Zeiterscheinung.
haben Sie Kinder? Bei aller Liebe, was hat das bitte mit Egoismus zu tun? Die Kinder sind unsere Zukunft, aber das verstehen ja nicht einmal unsere Politiker! Ist echt schon eine komische Ansicht!
So sehr ich das Bewegungsbedürfnis der Heranwachsenden nachvollziehen kann, so wenig kann und will ich der Sichtweise Herrn Wolfgang Roths an dieser Stelle folgen.
"Mountainbiking" ist eine Trendsportart, die von zu vielen Personen auch selbst in geschützten Bereichen ohne Rücksicht auf Verluste betrieben wird, weil man ja "in der Natur" unterwegs sein will.
Schön, daß es eine gewisse "Sehnsucht" zurück in die Natur gibt. Und dennoch: Wir müssen mit dem "Rest" an "Natur", den wir noch haben, anders umgehen.
Herrn Roth bitte ich noch sich an seine eigene Kindheit zu erinnern wie vielfältig Flora und Fauna noch vor 50 ... 60 Jahren waren. Und wieviel davon heute (nachweisbar) noch übrig ist. Oder stimmt das etwa nicht, werte Mitlesende?