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WÜRZBURG
Würzburg und die Uni erinnern an Max Stern
Der ehemalige Weinkeller von Max Stern auf einem historischen Bild.
Foto: Geschichtswerkstatt | Der ehemalige Weinkeller von Max Stern auf einem historischen Bild.
rtg
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:08 Uhr

Eigentlich dürften sie keine gute Erinnerung an Würzburg haben und doch ist die Familie Stern nun schon ein zweites Mal in diesem Jahr aus den USA zu Besuch gekommen. Anlass war die Umbenennung des Gewölbekellers unterhalb der Neubaukirche in „Max-Stern-Keller“. Eingeladen hatten die Juristische Fakultät der Universität Würzburg, die Juristen Alumni und die Stadt.

Max Stern, Mitglied der jüdischen Gemeinde, lebte von 1883 bis 1956 und war ein respektierter Geschäftsmann und Weinhändler in Würzburg, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Er baute den elterlichen Weinhandel zu einem großen Handelsunternehmen auf und war im Ersten Weltkrieg als Proviantinspektor tätig. Ernannt zum Kommerzienrat, verfügte er mit seinem Weinhandel bald über einen 700 Meter langen Keller unter der Neubaukirche, in dem eine Million Liter Wein in 500 Holzfässern lagerten.

Europas bekanntester Wein

Max Stern trug dazu bei, dass der fränkische zum in Europa bekanntesten Wein wurde. Einige dieser Holzfässer, auf denen die Chronik der Familie Stern eingeschnitzt wurde, sind heute im Juliusspital zu besichtigen.

Im Oktober 1938 emigrierte Max Stern mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in die USA. Sein Hab und Gut jedoch, das bereits zum Einschiffen vorbereitet war, wurde konfisziert. Der einzige Verwandte der Familie, der in Würzburg blieb, war Adolf Stern. Seine Familie erfuhr erst 2012, als zwei von Max Sterns Töchtern Würzburg ein erstes Mal wieder besuchten, von seinem Schicksal: Adolf Stern wurde 1942 deportiert, vermutlich verstarb er im polnischen Konzentrationslager Izbica oder in einem Vernichtungslager.

Für Adolf Stern war bereits vor einiger Zeit in der Schweinfurter Straße vor seinem damaligen Haus ein Stolperstein verlegt worden, der heute nicht mehr leserlich ist. Stadträtin Benita Stolz, Mitinitiatorin der Initiative „Würzburger Stolpersteine“, nutzte die Anwesenheit der Familie Stern einen neuen Stolperstein für Adolf Stern zu überreichen. Er wird voraussichtlich am 9. November den bisherigen Stein in der Schweinfurter Straße ersetzen.

Beim ersten Besuch der beiden Töchter Max Sterns im April 2012 in Würzburg war die Umbenennung des universitären Gewölbekellers in „Max-Stern-Keller“ angestoßen worden. Die Idee fußt auf der Initiative der Juristischen Fakultät. Nun reisten die beiden noch lebenden Töchter Max Sterns, Ursula Alberg-Stern und Margaret Roth, zur Umbenennung ein weiteres Mal nach Würzburg, begleitet von eigenen Nachfahren und Nachkommen ihrer verstorbenen Schwester Ingeborg.

Sie dankten sowohl der Stadt Würzburg, Oberbürgermeister Georg Rosenthal, als auch der Universität für die Einladung und die Umbenennung des Kellers. „Mein Vater würde sich sehr geehrt fühlen, dass dieser Keller nun seinen Namen trägt, besonders auch weil die Initiative dafür von Jurastudenten kam“, sagte Margaret Roth in einer herzlichen Rede.

Rosenthal dankte der Familie für ihr Kommen; es sei keine Selbstverständlichkeit, sie hier in Würzburg zu begrüßen mit ihren Kindern und Enkelkindern. Er betonte, dass die Erinnerung nicht nur das Geheimnis der Versöhnung berge, sondern auch Mahnung sei. Das jüdische Leben in Würzburg sei vor der Pogromnacht ein reiches und vielfältiges gewesen, so der OB. Ein Rabbiner in Würzburg habe sogar europäische Geschichte geschrieben und Würzburg im 19. Jahrhundert sei zu einem jüdischen Zentrum geworden.

Besuch in Würzburg: Die beiden noch lebenden Töchter von Max Stern, Ursula Alberg-Stern (rechts) und Margaret Roth, betrachten den neuen Stolperstein für ihren Onkel Adolf Stern.
Foto: Claudia Penning-Lother | Besuch in Würzburg: Die beiden noch lebenden Töchter von Max Stern, Ursula Alberg-Stern (rechts) und Margaret Roth, betrachten den neuen Stolperstein für ihren Onkel Adolf Stern.
 
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