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Würzburg
Würzburg und der Bauernkrieg: Die Revolution beginnt
Blick auf das Bauernkriegsdenkmal in Würzburg am Neutorgraben.
Foto: René Ruprecht | Blick auf das Bauernkriegsdenkmal in Würzburg am Neutorgraben.
Hans Steidle
 |  aktualisiert: 22.04.2025 11:24 Uhr

Ganz wichtig für den Umfang und die Wucht der Revolution des gemeinen Mannes war die Reformation Martin Luthers. Er trotzte den Obrigkeiten, Papst und Kaiser, und beharrte auf seiner Erkenntnis, dass die Menschen nicht durch gute Werke wie den Kauf von Ablassbriefen, sondern den Glauben Gnade bei Gott fänden. Dazu mussten sie die Heilige Schrift selbst lesen, weswegen Luther das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte.

1520 veröffentlicht Luther die Schrift "Von der Freyheith eines Christenmenschen". Wichtig war der Satz: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan". Viele Bauern verstanden Luthers Worte als Begründung ihrer Forderung nach der Abschaffung der Leibeigenschaft. Luther meinte aber nicht das Leben auf Erden, sondern das Leben nach dem Tod, die Freiheit des Menschen, den Gott von seinen Sünden erlöst, nicht die Befreiung von der Leibeigenschaft.

Den Adel als göttliche Erfindung verleugnet

Luther glaubte, dass weltliche Forderungen nicht mit der Bibel begründet werden durften. Die Vertreter des aufständigen gemeinen Mannes aber suchten gerade in der Bibel nach der Begründung für ihre Forderungen. So konnten sie "göttliches Recht" in Anspruch nehmen. Der Spruch: "Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?" verleugnete den Adel als eine göttliche Erfindung und stärkte die kritische Überzeugung der Aufständischen.

Titelblatt einer Ausgabe der 'Zwölf Artikel', hier ein Exemplar aus dem Stadtarchiv Schweinfurt.
Foto: Susanne Wiedemann | Titelblatt einer Ausgabe der "Zwölf Artikel", hier ein Exemplar aus dem Stadtarchiv Schweinfurt.

Mitte Februar 1525 kamen Vertreter der Bauern aus dem Allgäu, Oberschwaben und dem Bodenseeraum in die Freien Reichsstadt Memmingen, um ein Programm auszuarbeiten. Sie bezogen sich auf das göttliche Recht und forderten die Aufhebung der Leibeigenschaft, die freie Pfarrerwahl, die wirtschaftliche Nutzung von Wald, Weide und Wasser, die Senkung und Abschaffung von Abgaben und Frondiensten.

Die "Zwölf Artikel" hatten eine große Verbreitung

Die "Zwölf Artikel" enthielten Menschen- und Freiheitsrechte für die einfache Bevölkerung und sprachen die politische Macht verschiedenen Institutionen zu. Die Artikel wurden als Flugschrift gedruckt und binnen weniger Wochen waren 25 000 Exemplare unter den Menschen verbreitet. Sie bildeten die Grundlage des politischen und revolutionären Programms im Bauernkrieg.

Nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossenschaft bildeten die Bauern "Haufen" und die Oberschwäbische Eidgenossenschaft. Die einzelnen Bauernhaufen wollten sich im Gegensatz zu früheren Revolten gegenseitig unterstützen. Die "Haufen" waren um eine militärische Einheit mit klaren Regeln und Dienstgraden. Die Bauern wählten ihre Anführer selber und konnten in der Versammlung, im "Ring" über wesentliche Fragen selbst entscheiden. So sah es auch die Ordnung des "fränkischen Haufen" im Mai 1525 in Ochsenfurt vor.

Hans Steidle ist Stadtheimatpfleger in Würzburg. Dieser Artikel ist der zweite Teil einer mehrteiligen Serie zum 500-jährigen Bauernkriegsjubiläum.

 
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