
Wo sich sonst am ersten Sonntag nach dem Dreikönigstag gut 500 Menschen treffen, waren dieses Mal nur wenige Personen anwesend: Zu Zeiten von Corona-Pandemie und Lockdown konnte der traditionelle Neujahrsempfang der Stadt Würzburg nur virtuell stattfinden.
Musikalisch eröffnet und umrahmt wurde die Übertragung aus dem Ratssaal durch das "Trio Würzburg" mit Stücken von Mozart – das war aber auch schon alles, was der Livestream mit dem traditionellen Empfang für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zum Start in ein neues Jahr gemeinsam hatte.
"Die Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung haben unser Leben radikal und umfassend verändert", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Beginn seiner Neujahrsansprache, in der er über Folgen und Chancen der weltweiten Pandemie sprach. Die Politik dürfe sich nicht nur auf die Bewältigung der Krise konzentrieren, "sie muss immer auch Zukunft gestalten", betonte der OB.
Stadt muss sich in Teilen neu erfinden
Würzburg sei trotz deutlich gesunkener Steuereinnahmen finanziell mit einem blauen Auge davongekommen und werde auch 2021 weiter kräftig in die Infrastruktur investieren, "weil es zu den Aufgaben der öffentlichen Hand gehört, in Krisenzeiten die Konjunktur zu stützen", sagte Schuchardt. Allerdings werde sich die Stadt "in Teilen neu erfinden müssen". Unter anderem werde die Innenstadt zwar nicht sterben, sich in ihren Funktionen aber teilweise verändern, um an Attraktivität und Aufenthaltsqualität zu gewinnen: "Wir sind in der Lage, diesen Wandel aktiv zu gestalten", so der OB.

Als Gastredner zugeschaltet war Professor Lars Feld aus Freiburg, Sprecher der fünf "Wirtschaftsweisen" des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Er blickte in seinem stark volkswirtschaftlich ausgerichteten Vortrag zuversichtlich auf die wirtschaftliche Entwicklung: Der Ökonom und seine Kollegen prognostizieren selbst bei einer Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen über den Januar hinaus ein Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent ab dem zweiten Quartal.
Ehrenmedaille für zwei Würzburger
Von der Politik seien aus wirtschaftlicher Sicht bisher "im Großen und Ganzen die richtigen Entscheidungen getroffen worden", so Feld. Zur Bewältigung der Krise setzt er auf Wirtschaftswachstum und lehnt Steuererhöhungen für deutsche Unternehmen oder die Einführung einer Vermögenssteuer ab.
Übertragen wurde der virtuelle Neujahrsempfang im Fernsehen und online bei TV Mainfranken, auf der Webseite der Stadt und auf der Video-Plattform "Vimeo", auf der der Stream weiterhin abrufbar ist. Über die Zuschauer- und Zugriffszahlen konnte die Stadt am Sonntag noch keine Angaben machen. Am Ende der Veranstaltung zeichnete Schuchardt zwei Würzburger Persönlichkeiten mit der Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters aus. Die Auszeichnungen gingen an Jonas Hermes, den Gründer der solidarischen Musikschule "Willkommen mit Musik", der sich derzeit als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer in Bosnien engagiert, und an Professor Georg Ertl, den ehemaligen Direktor der Würzburger Uni-Klinik.