Sie haben das Geheimnis der grünen Fratze vom Rätsel Nummer 1 gelöst? Gratulation! Allen anderen verraten wir die Lösung:
Die grüne Fratze, mit goldenem Laub umkranzt, ziert den Schlussstein eines Kreuzrippengewölbes in der 700 Jahre alten Deutschhauskirche am Schottenanger. Das Autorenteam des Buches „Kennen Sie Würzburg? 180 verborgene Schätze“, dem wir das Rätsel entnommen haben, schreibt, die grüne Gesichtsfarbe, die roten Lippen und großen Augen erweckten beim Betrachter „einen befremdlichen, strengen, leicht erschreckenden Eindruck“.
Wahrscheinlich hat die grüne Fratze ihren künstlerischen und spirituellen Ursprung in vorchristlicher Zeit. Auf der englischsprachigen Seite "The Enigma of the Green Man" ist zu lesen, römische Künstler hätten als erste solche "Blattmasken" geschaffen. Die Werke sollten die wechselseitige Abhängigkeit von Mensch und Natur darstellen, in der Person von Gottheiten wie Pan, Bacchus Dionysos oder Silvanus darstellen. Die mutmaßlich älteste Darstellung eines Blatt-Dionysos' (so nannten ihn die Griechen), zu sehen in Neapel, stamme ungefähr aus dem Jahr 420 vor Beginn unserer Zeitrechnung.
Wahnsinn und Rausch in christlichen Kirchen
In der griechischen und römischen Mythologie ist Dionysos/Bacchus/Pan ein vielbeschäftigter Gott, zuständig unter anderem für Wein, Räusche, Fruchtbarkeit, Theater, Extase und Wahnsinn.
Die Kirche hat ihn übernommen, wie viele andere ältere Mythen und Mysterien, und sein rauschhaftes Wesen gekreuzt mit dem bocksbeinigen Hirtengott Pan, dem Vorbild für den Teufel. So zog er als nicht geheure, grüne Maske in die gotischen Kirchen ein, besonders auf den britischen Inseln, in Frankreich und in Deutschland.
Die Figur ist, angesichts ihrer Verbreitung, erstaunlich wenig bekannt. Auch in Würzburg kommt sie öfter vor, unter anderem an den beiden Stelen am Treppenaufgang zum Tivoli-Pavillon in der Saalgasse.
Die Bayern machen aus der Deutschhauskirche ein Militärmagazin
Andere Schlusssteine in der Kirche zeigten unter anderem reines Blattwerk, eine zweite Blattmaske, einen Engel mit Spruchband und einen Deutschordensbruder mit einem Kirchenmodell.
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