Sie wissen, was der nackte Mann da macht? Freilich. Oder?
Im sechsten und letzten Teil unseres Würzburg-Rätselshaben wir nach dem großen nackten Mann gefragt, der gerade Schwung holt, um eine Scheibe zu schleudern. Viele kennen ihn: Der Nackte steht, in Bronze gegossen, auf dem Sanderrasen. Die Wurfscheibe ist ein Diskus.
Geschaffen hat den Diskuswerfer ein Mann aus Strümpfelbach bei Stuttgart: Fritz Nuss. 1939 war die Skulptur in Bronze gegossen, 1940 hat die Stadt Würzburg sie gekauft. Vor zwei Jahren war sie Thema am Rande der Ausstellung „Tradition und Propaganda“ im Kulturspeicher. Der Kunsthistoriker und NS-Kunst-Experte Christoph Zuschlag meinte in einer Begleitveranstaltung, die Plastik müsse einen Hinweis auf ihre Herkunft tragen. Nuss hat sie geschaffen im Dienst und im Geist der Nationalsozialisten.
Hochrangige Nazis haben seine Arbeiten gekauft. Das „Haus der Deutschen Kunst“ in München zeigte Nuss-Skulpturen, auch den Diskuswerfer, als repräsentativ für das NS-Kunstverständnis in den „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ von 1937 bis 1944.
Nuss war Hitlers Forderung gefolgt, dass sich die Kunst auf die „rassische Substanz des Volkes“ gründen müsse. Arnulf Scriba vom Deutschen Historischen Museum beschreibt die nationalsozialistische Kunstidee so: „Makellose Frauen und Männer dienten den Nationalsozialisten als Propaganda für die Ästhetik des nordischen Menschen. Sie symbolisierten Schönheit, Reinheit, Anmut und Stärke und sollten die Überlegenheit des ,arischen Herrenvolkes‘ demonstrieren.“
In Würzburg stehen mehrere Denkmäler, die im Geiste der Nationalsozialisten geschaffen wurden, wie der Studentenstein im Ringpark oder das Denkmal der Heeres-Fla am Hauptfriedhof. Vor sieben Jahren hatte Würzburgs Kulturreferent Muchtar Al-Ghusain angekündigt, sie mit Hinweisen zu versehen. Geschehen ist das bis heute nicht.
Die Autoren des Buches „Kennen Sie Würzburg? 180 verborgene Schätze“, dem wir unsere sechs Rätsel entnommen haben, geben Auskunft über den Standort des Diskuswerfers: „Der heutige Sanderrasen war ein Teil des vor der südlichen Stadtmauer gelegenen Sanderangers. Dieser wurde jahrhundertelang als Weideplatz genutzt. Er diente häufig auch als Festplatz; zeitweise fand hier das Kiliani-Volksfest statt. Teile des Geländes wurden auch für militärische Übungen benutzt, weshalb die benachbarte Straße heute Exerzierplatz heißt. In den 30er Jahren wurde die Wiesenfläche mit Hallenbad, Studentenhaus und der Rest zum Sportgelände Sanderrasen ausgebaut.“