Günstiger als jeder Paketdienstleister, schneller als die großen Online-Versandhäuser, und das Ganze auch noch klimafreundlich und nachhaltig: Das ist das Versprechen der Kooperationspartner des Projekts "Wülivery", mit dem der Würzburger Einzelhandel die Möglichkeit bekommen soll, der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet den Kampf anzusagen.
Der Begriff setzt sich zusammen aus "Würzburg" und dem englischen Wort "delivery", also Lieferung. Ab Ende November können sich Kunden der beteiligten Würzburger Geschäfte ihre Einkäufe für 4,50 Euro bequem nach Hause liefern lassen – und zwar noch am selben Tag, wenn der Einkauf oder die Bestellung bis spätestens 16 Uhr erfolgt ist.
Start des Projekts am "Black Friday"
Entwickelt wurde das Projekt von Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins "Würzburg macht Spaß" (WümS), zusammen mit André Hahn, dem städtischen Ansprechpartner für Einzelhandel und Gastronomie. Auch der Einzelhandelsverband ist als Unterstützer mit im Boot; als Logistik-Partner konnten die Würzburger "Radboten" gewonnen werden. Die Kuriere des 2017 gegründeten Unternehmens liefern mit ihren Lastenrädern Waren und Sendungen aller Art ökologisch nachhaltig aus.
"Durch die Kombination aus 'Same-Day-Delivery' und der emissionsfreien Auslieferung mit dem Lastenrad dürften wir mit diesem Projekt einzigartig sein", sagt Weier. Los geht es am 27. November, und dieses Datum wurde bewusst gewählt: "Das ist der 'Black Friday' im Online-Handel. Wir wollen die Leute weg vom Rechner in die Geschäfte locken."
Nicht nur Würzburger sind Zielgruppe
"Wülivery" hat als Zielgruppe nicht nur Würzburgerinnen und Würzburger, die in der Stadt einkaufen und keine Lust haben, ihre Einkäufe bis zum Auto, zur Straßenbahn oder nach Hause zu schleppen. Touristen, die nach dem Shopping noch ein Restaurant besuchen oder ins Theater gehen wollen, können sich ihre Einkäufe an die Hotelrezeption liefern lassen. Und auch von zuhause aus online oder telefonisch bestellte Waren werden von den Radboten zugestellt. "Dafür braucht der Händler nicht einmal einen Online-Shop. Es reicht, wenn er seine Produkte und Angebote auf einer Webseite oder einem Social-Media-Kanal zeigt", so Weier weiter.
Eine Zielgruppe sind Stammkunden, die das Warenangebot der Einzelhändler ihres Vertrauens schon gut kennen, oder auch Menschen, "die wegen der Corona-Pandemie nicht in die Stadt gehen, sich aber etwas Schönes gönnen wollen", sagt André Hahn. "Das System ist sehr flexibel gestaltet und bietet viele Vorteile." Es gebe inzwischen auch Einzelhändler, die Bestellungen über Whatsapp oder per Video-Chat entgegen nehmen.
Die Mitglieder von WümS und Einzelhandelsverband wurden in der vergangenen Woche informiert; das Interesse an dem Projekt ist da: "Wir haben Rückmeldungen vom kleinen inhabergeführten Geschäft bis zum großen Filialisten", berichtet Weier.
Bald sollen auch Nachbargemeinden einbezogen werden
Ganz ohne Einschränkungen kommt "Wülivery" aber nicht aus: Eine Lieferung sollte nicht schwerer als 20 Kilo, und das Paket nicht länger als 60 Zentimeter sein. "Eine Waschmaschine geht auch, aber dann nicht mehr für 4,50 Euro", erläutert Weier.
Geliefert wird ab dem 27. November zunächst nur innerhalb des Stadtgebiets: "Wir wollen erst einmal Erfahrungen sammeln. Wir denken aber bereits darüber nach, auch Nachbargemeinden wie Gerbrunn, Zell oder Veitshöchheim einzubeziehen."
Das wäre auch für Karolin Zientarski kein Problem: "In den 30 bis 40 Minuten, die man nach Rottenbauer braucht, kommt man auch nach Höchberg", sagt die Geschäftsführerin der Radboten. Zientarski ist sich sicher, dass es nicht zu Lieferengpässen kommt, selbst wenn "Wülivery" im Weihnachtsgeschäft sehr gut angenommen wird: "Wir haben im Moment zwölf Mitarbeiter, von denen die meisten gerne mehr arbeiten möchten. Bisher konnten wir auch zu Stoßzeiten immer pünktlich liefern." Kunden mit E-Mail-Adresse werden wie bei anderen Logistik-Dienstleistern regelmäßig über den Status der Lieferung informiert.
Das Projekt im Internet: wuelivery.de