Auf einem Urlaubsflug vor Jahren in die USA gab es eine Zwischenlandung in Neufundland zum Auftanken des Flugzeugs. Ich wartete im Flughafengebäude, bis der Weiterflug aufgerufen wurde.
Doch nach dem Aufruf für zwei andere Flüge war die Halle mit einem Mal menschenleer. Panisch eilte ich ans Gate und musste mit Schrecken feststellen: Mein Flieger war weg!
Was jetzt? Da ein Weiterflug erst am nächsten Tag möglich war, wurden vom Flughafenpersonal Taxi und Hotelübernachtung organisiert. Zu meiner Erleichterung stellte sich heraus, dass die Kosten von der Fluggesellschaft übernommen wurden, ebenso für den Weiterflug über Toronto nach Los Angeles.
Beim Umsteigen erhielt ich, warum auch immer, einen Platz in der First Class im Oberdeck eines Jumbo-Jets – ein tolles Erlebnis, das ich mir selbst nie hätte leisten können. Und so unglaublich es klingt: Statt des gebuchten Kleinwagens gab es schließlich in Los Angeles bei der Autovermietung ohne Aufpreis ein flottes Sportcoupé.
Im Nachhinein betrachtet konnte mir also gar nichts Besseres passieren, als dieses vermeintliche Malheur. Mir kommt dieses Erlebnis immer wieder mal in den Sinn, wenn ich das Gefühl habe, es läuft gerade alles schief. Dann hilft es mir, mich zu erinnern, dass manchmal etwas zunächst ziemlich Übles sich durchaus als positiv herausstellen kann.
In der gegenwärtigen Bedrohung durch die Corona-Pandemie mag manchem das wie eine Beschwichtigung vorkommen. Natürlich ist an den vielen Erkrankungen und erst recht an den Todesfällen durch Corona nichts Gutes. Auch die Ausgangsbeschränkungen und die wirtschaftlichen Folgen sind schwerwiegend. Nicht zu vergessen die Überbelastung der in den Krankenhäusern und im Gesundheitswesen Beschäftigten.
Gerade in einer solchen Notsituation aber zeigt sich auch, zu welchen Leistungen Menschen bereit und fähig sind. Dafür kann man nur Hochachtung und Anerkennung aussprechen. Auch dass sich sehr viele Menschen in der gegenwärtigen Situation für soziale Hilfsangebote zur Verfügung stellen und echten Gemeinsinn und Kreativität zeigen, ist überaus ermutigend.
Zusammenzuhalten ohne zusammenzukommen, das ist eine Herausforderung an uns alle. Für den, der an Christus glaubt, ist dies auch ein Gebot christlicher Nächstenliebe. Alle Leserinnen und Leser guten Willens möchte ich ermutigen, bei den ganzen Schwierigkeiten, mit denen wir momentan zu kämpfen haben, das Gute, das getan wird, nicht zu übersehen und die Chancen der Herausforderungen, denen wir derzeit begegnen, beherzt zu ergreifen.
Übrigens habe ich trotz des überaus positiven Ausgangs damals seitdem nie mehr einen Abflug versäumt. Vorsicht und bedachtes Handeln sind, nicht nur in Zeiten von Corona, halt doch besser als Nachlässigkeit und Unüberlegtheit.
Deshalb schützen Sie sich und andere und bleiben Sie gesund!
Der Autor: Matthias Lotz ist Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft "Mariä Geburt und St. Norbert" in Höchberg.