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Würzburg
Wort zum Wochenende: Coronavirus
Bearbeitet von Stefan Pompetzki
 |  aktualisiert: 09.02.2020 02:10 Uhr

Es gibt ein neuartiges Virus – diese Nachricht hat mir gerade noch gefehlt. Letzten Winter hatte ich eine schwere Grippe. Über viele Wochen war ich sehr krank. Eine Erfahrung, die ich nie wieder machen möchte. Im Radio läuft eine Sondersendung zum Coronavirus. „Was soll ich tun, wenn ich den Verdacht habe, mich mit dem Virus angesteckt zu haben?“ Der Experte antwortet trocken: „Dann überlegen Sie nochmal ganz stark, ob Sie oder einer ihrer Freunde in den vergangenen zwei Wochen in Wuhan waren...“ Ich muss lachen. Dieser liebevolle Humor tut mir gut. Die Erfahrungen der Grippe sitzen mir noch in den Knochen. Ich war nicht in Wuhan und trotzdem mache ich mir Sorgen. Ich habe Angst, krank zu werden.

Die Angst vor Krankheiten teile ich mit vielen Menschen. Eine gesunder Portion Angst hilft, sich klug zu verhalten. Doch Ängste können ausufern. Wenige Tage nach der Radiosendung, beginnen die unerträglichen Berichte über Ausgrenzungen und rassistische Diskriminierungen.

In der Bibel werden Krankheiten als besitzergreifende Macht beschrieben. In diesem Bild hat das Coronavirus weit mehr Macht als die Lunge anzugreifen. Zu seiner Macht gehört auch die Angst, die sich in panische Furcht steigert. Eine Furcht, die unsere Vernunft angreift. Eine Furcht, die unsere gesellschaftlichen Normen über Bord wirft. In ihr Fahrwasser mischen sich immer mehr Ängste und Ressentiments.

Ich mag das Bild der besitzergreifenden Macht auch, weil man ihr etwas entgegenstellen kann. Im biblischen Brief des Johannes wird es auf den Punkt gebracht: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1.Joh 4,18). Die vollkommene Liebe ist Gottes Machtbereich. Sie ist mehr als ein Blick durch die rosarote Brille. Die Liebe ist Gottes Kraft, die Furcht brechen kann. Sie lässt Ängste klein und handhabbar werden.

Das klingt sehr hart für etwas so Zartes wie die Liebe. Doch Liebe ist oft viel mächtiger, als wir ihr zuschreiben. Ich habe Angst vor Schnupfennasen, aber wenn meine Tochter schnieft, dann nehme ich sie selbstverständlich in den Arm. Meine Liebe zu ihr ist größer als meine Angst vor Krankheit.

Was zwischen mir und meiner Tochter funktioniert, kann auch unsere Gesellschaft tragen: Ob Viren oder andere Ängste, wir müssen uns nicht treiben lassen. Wir können in unseren Sorgen anhalten, vielleicht sogar beherzt lachen. In jedem Fall können wir Grenzen aufzeigen, immer dann, wenn wir die Liebe stark sein lassen.      

 
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