Wenn an diesem Freitag in St. Burkard der Trauergottesdienst für den am 1. Januar im Alter von 88 Jahren verstorbenen Maler Wolfgang Lenz stattfindet, nimmt die Stadt Abschied von einem „der herausragenden Würzburger Künstler der Neuzeit“. So würdigt Bürgermeister Adolf Bauer den Künstler in einem Nachruf und fügt hinzu: „Sein international anerkanntes Schaffen hat Würzburg und Mainfranken als einen bedeutenden Kristallisationspunkt des 'phantastischen Realismus' über die Grenzen bekannt werden lassen.“
In der Tat hat Wolfgang Lenz in Würzburg zahlreiche Spuren seines Schaffens hinterlassen, die seine künstlerische Bedeutung eindrucksvoll unterstreichen. Im Rathaus hat er zwischen 1984 und 1987 den Ratssaal mit einem raumfüllenden Wandgemälde ausgestattet, das auf einer Fläche von 280 Quadratmetern in 36 unterschiedlich großen Einzeldarstellungen die wechselvolle Geschichte Würzburgs von der Gründung bis ins Jetzt aufzeigt. Neuerdings kann man die Bilder auch betrachten, wenn der Ratssaal geschlossen ist. Auf einem Display rechts vor dem Saal sind täglich von 11 bis 14 Uhr (freitags von 10 bis 13 Uhr) hochauflösende Fotografien des Monumentalgemäldes zu sehen, die auch in entfernte Ecken und Winkel des Wandbildes zoomen. Und Lenz hat sich noch ein zweites Mal im Rathaus verewigt: Im Ratskeller hat er die „Laube“, ein längliches Tonnengewölbe, künstlerisch gestaltet.
Auch nach dem Wiederaufbau der Residenz spielte Wolfgang Lenz bei der Innengestaltung eine wesentliche Rolle. In jahrelanger und mühevoller Kleinarbeit ließ er den Spiegelsaal neu erstehen. Der zwischen 1740 und 1745 entstandene Prunkraum war beim Bombenangriff des 16. März 1945 nahezu vollständig zerstört worden. Dabei gingen die Hinterglasmalereien, mit denen die Wände verkleidet waren, bis auf eine einzige Scheibe verloren. Lenz schuf zwischen 1978 und 1986 eine vollständige originalgetreue Rekonstruktion von etwa 600 Spiegelscheiben, die weltweit Bewunderung und Anerkennung fand. Auch das Grüne Kabinett in der Residenz gestaltete er nach nach alten Vorlagen neu.
Die Fassaden am „Gasthaus Stadt Mainz“ in der Semmelstraße trägt Lenz' Malerei, der Künstler schmückte den „Schwanenhof“ in der Augustinerstraße und das Innere des „Café Mozart“. Nicht nur in der Stadt, auch im Landkreis war er tätig. Eines seiner letzten großen Werke schuf er 2004 mit einem vier Meter breiten Gemälde für den Estenfelder Ratssaal, das die Stationen der Geschichte der Gemeinde dokumentiert.
Wolfgang Lenz hat aber nicht nur Bauwerke künstlerisch gestaltet, er schuf auch zahlreiche Tafelbilder, deren wohl bekanntestes der „Würzburger Totentanz“ ist, eine allegorische Darstellung der Alten Mainbrücke zum Gedenken an den 16. März 1945. Wolfgang Lenz' Bilder und Grafiken wurden in großen Ausstellungen in Würzburg gezeigt. 1977 zeichnete seine Heimatstadt den Künstler mit ihrem Kulturpreis aus. Im Jahr 2000 erhielt Wolfgang Lenz außerdem das Goldene Stadtsiegel.