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WÜRZBURG
Wohnungen statt Veranstaltungen im Luisengarten
Wust       -  Der Vorhang fällt: Der Saalbau Luisengarten am Ringpark hat als Veranstaltungsort keine Zukunft mehr. Weil er keinen Mieter mehr fand, will der Eigentümer Wohnungen bauen.
Foto: Theresa Müller | Der Vorhang fällt: Der Saalbau Luisengarten am Ringpark hat als Veranstaltungsort keine Zukunft mehr. Weil er keinen Mieter mehr fand, will der Eigentümer Wohnungen bauen.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:46 Uhr

Was hat der Saalbau Luisengarten in der Martin-Luther-Straße in den in den 111 Jahren seines Bestehens nicht alles erlebt. Theateraufführungen, Tagungen, Konzerte, politische Diskussionen, Autorenlesungen, Kabarett, Seminare und private Feiern. Das Veranstaltungszentrum am Ringpark hat eine bewegte Geschichte, hinter die jetzt ein Schlusspunkt gesetzt wird. Das Tagungsgebäude wird abgerissen werden, an seiner Stelle werden Mietwohnungen errichtet. Das vorgelagerte Restaurant Luisengarten ist von den neuen Entwicklungen und Vorhaben nicht betroffen.

Eigentümer des Saalbaus Luisengarten ist die Nürnberger KEG Liegenschaften GbR. Deren Geschäftsführer Erik Koller teilte der Redaktion auf Anfrage mit, dass man über ein Jahr lang nach einem neuen Mieter gesucht habe. Wie berichtet, hatte die Rebstock Veranstaltungen GmbH, die den Luisengarten bis Jahresende betreibt, ihren Mietvertrag nicht mehr verlängert hatte. Man habe mit mehreren Veranstaltern verhandelt, berichtet Koller. Alle hätten aber den unflexiblen Gebäudezuschnitt auf zwei Etagen bemängelt. Dadurch sei der Personalaufwand für die relativ kleine Saalfläche zu hoch, weshalb die zum Gebäudeerhalt notwendige Miete nicht erwirtschaftet werden könnte.

Leerstand drohte

Auch andere Nutzungen seien überprüft worden, so der KEG-Geschäftsführer. Sie seien aber an den Raumtiefen, der Belichtungssituation und an der umgebenden Wohnbebauung, auf die man besonders am Abend Rücksicht nehmen müsse, gescheitert.

Da nach dem Auslaufen des Mietvertrags mit der Rebstock Veranstaltungen GmbH der Leerstand des Gebäudes gedroht habe, plane man nun den Bau von Mietwohnungen, die in dieser Lage sehr gefragt seien. Die im Hinterhof angeordneten Parkplätze, die stets ein Konfliktherd mit den Nachbarn gewesen seien, sollen dann in einer Tiefgarage untergebracht werden. Darüber sollen dann auf drei Stockwerken Mietwohnungen entstehen. In ihrer nächsten Sitzung am Freitag, 23. Oktober, befasst sich die Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA) mit dem Bauvorhaben.

Zwischenzeitlich hatte auch das derzeit im ehemaligen Mozart Gymnasium untergebrachte Central Programmkino mit einem Umzug in den Luisengarten geliebäugelt. Im Moz gibt es für das Kino keine gesicherte Zukunft. Nach intensiver Diskussion entschied schließlich eine Genossenschaftsversammlung im Juli 2014, dass das Kino auf das neue Bürgerbräu-Gelände in der Zellerau umziehen soll.

Anfänge anno 1904

Die Geschichte des Luisengartens beginnt im Jahr 1904. Damals erwarb der Evangelische Arbeiterverein (EAV) vom Würzburger Turnverein das „Café Smolensk“ mit Kegelbahn und Wirtschaftsgarten an der Rennweger Glacisstraße, der heutigen Martin-Luther-Straße. 1911 konnte der EAV dort seinen Saalbau einweihen, der zu Ehren der sozial engagierten Königin Luise von Preußen den Namen „Luisengarten“ erhielt. Schon bald hatte der Luisengarten einen guten Namen als Ort der Begegnung und Geselligkeit.

Nach der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 war auch der Luisengarten nur noch eine Ruine. Übergangsweise diente er der Gemeinde der Johanniskirche als Gottesdienstraum. 1954 waren die Aufbauarbeiten an der Kirche abgeschlossen. Danach wurde das Gebäude auf unterschiedliche Weise sozial genutzt. Auch eine Kleiderfabrik war zwischenzeitlich hier eingezogen.

1996 stand dann eine große Renovierung und die Wiederherstellung der Säle an. Nach über fünfjähriger Planungs- und Bauzeit wurde der neue Saalbau Luisengarten Anfang 2001 in Betrieb genommen und – ausgestattet mit moderner Tagungs- und Veranstaltungstechnik – 2002 offiziell eröffnet. Da der Evangelische Arbeiterverein die 4,2 Millionen Euro teure Investition nicht aus eigener Kraft schultern konnte, waren die Evangelische Landeskirche, die Diakonie und die Gesamtkirchengemeinde Würzburg eingesprungen.

Doch der neue Luisengarten machte Defizite, so dass er Ende 2010 an den Nürnberger Investor KEG Liegenschaften verkauft wurde. Der Veranstaltungsbetrieb wurde von der damals neu gegründeten Rebstock Veranstaltungen GmbH übernommen, die den Luisengarten anmietete.

Dort fanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Musik- und kulturelle Veranstaltungen statt. Literaten wie Max Goldt und Harry Rowohlt, Comedians wie Gerd Dudenhöffer und Oliver Welke gastierten, es gab zahllose Diaschauen, Lesungen, Vorträge, Tagungen und Varieté-Abende. Auch für private Feiern konnte der Luisengarten gebucht werden.

Platz für 400 Besucher

Mit seine Kapazität von bis zu 400 Personen war er eine interessante Alternative zu den großen Kongresszentren. Auch die Main-Post nutzte den Luisengarten für Diskussionsveranstaltungen über Themen der Würzburger Lokalpolitik. Und nicht zuletzt fanden in Wahlkampfzeiten hier in den vergangenen Jahren immer wieder gut besuchte Kandidatenforen statt.

Sitzung der Stadtbildkommission: Beginn am Freitag, 23. Oktober, ist um 10 Uhr im Panoramaraum 10/11 des Congress Centrums am Kranenkai.

Luisengarten       -  Traditionsreich: Seit über 100 Jahren ist der Luisengarten Ort der Begegnung.
Foto: OBERMEIER | Traditionsreich: Seit über 100 Jahren ist der Luisengarten Ort der Begegnung.
 
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  • evenbye2@gmx.de
    es wäre eine schande, ein letztes gebäude der jahrhundertwende niederzureißen.
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  • neues Bürgerbegehren !!! So wie beim MOZ (das jetzt in Ruhe in sich zusammen fallen kann).
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  • Mainheini
    als Winterquartier? Ich habe gehört, es werden 8,-/m² Miete gezahlt? Mehr kann man mit seinem Leerstand doch nicht verdienen oder?
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