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Ochsenfurt
Wohnraum wichtiger als Ackerflächen?
Bürgermeister Peter Juks (rechts) trug seine Argumente für das Begehren des Stadtrates dem Diskussionsforum (von links) Steffen Krämer, Benedikt Zeplin, Katja Schneider, Björn Jungbauer, Bert Eitschberger und Britta Huber vor.
Foto: Walter Meding | Bürgermeister Peter Juks (rechts) trug seine Argumente für das Begehren des Stadtrates dem Diskussionsforum (von links) Steffen Krämer, Benedikt Zeplin, Katja Schneider, Björn Jungbauer, Bert Eitschberger und Britta ...
Walter Meding
 |  aktualisiert: 18.07.2022 02:32 Uhr

Selbst die größten Optimisten der CSU-Ochsenfurt rechneten nicht mit einem derartig großen Interesse an der Diskussionsveranstaltung "Leben am Dümmersberg" im Flockenwerk. 96 Personen verfolgten die gut organisierte Diskussion über dieses geplante Neubaugebiet der Stadt Ochsenfurt.

Als Moderator konnte der Kirchheimer Bürgermeister Björn Jungbauer gewonnen werden, dem es gelang, zwischen den geladenen Diskutanten Steffen Krämer (UWG), Benedikt Zeplin (CSU), Bert Eitschberger (SPD), Britta Huber (Die Grünen) und Katja Schneider (BI – Erhaltet den Dümmersberg) sachliche Vorträge einzubinden, auch unter Einhaltung der Zeitvorgaben.

Die Grüne Britta Huber stellte fest, dass ihre Fraktion von jeher gegen die Bebauung am Dümmersberg sei und somit gegen die großflächige Versiegelung des geplanten Areales.

Sozialdemokrat Bert Eitschberger informierte, dass seine Fraktion nie die große Lösung mit Südspange unterstützt hätte. Der aktuelle Kompromiss mit dem Bau an der Hangkante komme jedoch seiner Vorstellung eines kleinen Baugebiets am nächsten, weshalb seine Fraktion auch dem Ratsbegehren zugestimmt habe. Zur Überraschung aller kam dann aber die Kehrtwende. Eitschberger erklärte, nun doch das Bürgerbegehren unterstützen zu wollen, da ihm auch der Kompromiss zu groß erscheint und er der Meinung ist, dass dies nicht das "Ende der Fahnenstange" sei.

Stadtnah kein Bauland gefunden 

Benedikt Zeplin (CSU) erklärte seine Unterstützung für das Baugebiet zunächst mit persönlichen Gründen: Er musste nach Frickenhausen ziehen, da er stadtnah in Ochsenfurt kein Bauland gefunden habe. Jung und Alt suchten aktuell erfolglos Bauland oder Wohnraum in Ochsenfurt. Viele Ochsenfurter seien gezwungen wegzuziehen. Der Dümmersberg böte hier die dringend benötigte Abhilfe. Die Stadt habe eine politische Verantwortung gegenüber den Menschen, Bauland auszuweisen. Für ihn ist Wohnraum wichtiger als Ackerflächen. Der Naturschutz könne auch im Baugebiet umgesetzt werden.

Steffen Krämer (UWG) unterstützte diese Aussage und verwies auf die Möglichkeit Zisternen anzulegen, Dächer zu begrünen und die Tatsache, dass in jedem Garten Bäume und Sträucher neu gepflanzt würden. Damit würde es am Ende mehr Pflanzen geben als jetzt. Zudem würde die Entwässerungssitutation durch eine Bebauung besser, weil das Regenwasser dann kontrolliert abgeführt werde.

Katja Schneider, 30-jährige Landwirtin und Mitglieder der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Dümmersbergs, gelang es mit ihren aus ihrer Sicht als Landwirtin vorgetragenen Argumente auch Befürworter der Bebauung zum Nachdenken zu animieren. Sie stellte sich und ihre Standpunkte schlussendlich aber ins Abseits mit der Frage, wie man denn vom Supermarkt drei Kisten Wasser die Lehmsteige rauftragen solle.

Keine Gewinne auf Kosten der Käufer

Die Antwort auf die Frage von Zuhörerin Andrea Trumpfheller nach den geplanten Bauplatzkosten blieb gänzlich unbeantwortet und wurde sinngemäß als Blick in die Kristallkugel apostrophiert. Das Baugebiet komme ja erst in ein paar Jahren. Eitschberger stellte aber klar, dass man auf Kosten der Käufer keine Gewinne machen wolle.

Tenor und Fazit der straff geführten Veranstaltung könnte wie folgt beschrieben werden: Manchen ist Wohnraum wichtiger, manchen die Natur und allen fehlt ein erfahrener Ansprechpartner mit Ortskenntnissen in Ochsenfurt, der in der Lage wäre, Interessierten bei der Suche nach Eigentum behilflich zu sein. Ein ortsfremder Leerstandsmanager ohne Bezug zur Stadt sei auf jeden Fall nicht die Lösung.

In der Schlussrunde kündigte der CSU-Vorsitzende Zeplin für den Fall, dass das Ratsbegehren die Mehrheit finden würde, eine Diskussionsveranstaltung zum "Wie" der Bebauung an, um mit den Bürgern im Gespräch zu bleiben.

 
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  • R. H.
    Es ist schlimm, dass Herr Zeplin nach Frickenhausen ziehen musste, weil er ja stadtnah, und nicht etwa in Darstadt wohnen möchte. Mein Mitgefühl!

    Die stichhaltigen Argumente der jungen Landwirtin interessieren mich, sie werden nicht erwähnt. Legte sie dar, dass Deutschland ausgebaut ist, es schon jetzt weit mehr Bauflächen als Bedarf gibt? Oder dass Baugebiete und Neubauten Klima- und Umweltbelastungen sind, egal wie 'effizient' oder grün angemalt? Machte Sie deutlich, dass die Stadt Ochsenfurt bislang jede Maßnahme zur Daseinsvorsorge im Bereich bezahlbaren Wohnraum, für alle Bevölkerungsgruppen, versäumt hat? Keine stadteigenen Flächen zur sinnvollen Entwicklung im erschlossenen Gebiet, keine Zahlen, keine Ziele, kein Handeln? Oder, dass Boden nicht vermehrbar ist und man die Doppelgarage nicht essen kann? Dort auch kein Wasser versickert, keine Feldlerchen brüten, sich keine Kaltluft bildet, um den Talkessel abzukühlen?

    Kannten die Diskutanten denn wenigstens die Abseitsregel?
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