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Creglingen-Reinsbronn
Wohnen wie im Mittelalter
Von der Galerie haben die Besitzer einen schönen Blick in den romantischen Innenhof.
Foto: Hannelore Grimm | Von der Galerie haben die Besitzer einen schönen Blick in den romantischen Innenhof.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 11.12.2019 10:07 Uhr

Das geschichtsträchtige Gemäuer des Geyer-Schlosses bietet den ungewöhnlichen Rahmen für den Weihnachtsmarkt am Samstag, 3. Dezember von 13 bis 20 Uhr und am Sonntag, 4. Dezember von 13 bis 18 Uhr. Bei der Veranstaltung, die die neuen Schlossbesitzer Uwe Ottmar und Thomas Beez 2014 ins Leben gerufen haben, bieten Hobby-Künstler und Kunsthandwerker ihre Waren und Erzeugnisse an.

Am Samstag stimmt der Gesangverein Reinsbronn die Besucher auf die Adventszeit ein. An beiden Markttagen jeweils um 16 Uhr bringt der Weihnachtsmann den Kindern kleine Geschenke.

Uwe Ottmar und Thomas Beez haben sich mit dem Kauf des Schlosses einen Traum erfüllt. Sie stellen nicht nur ihr Areal mit dem romantischen Innenhof, dem einstigen Pferdestall und die uralten Gewölbekeller für den Markt zur Verfügung, sie fungieren auch als Gastgeber. Im historischen Rittersaal mit der Original-Holzdecke aus dem 16. Jahrhundert serviert Uwe Ottmar seine selbst gebackenen veganen Torten und Kuchen.

Der Heimleiter Uwe Ottmar (49) und der Therapeut Thomas Beez (46) haben eine besondere Vorliebe fürs Mittelalter. Die Schlossherren sind Mitte 2014 in ihr neues Domizil eingezogen. Während sie wohl kaum die äußeren Wunden heilen können die die Vergangenheit dem 1587/88 im Renaissance-Stil errichteten Schloss zugefügt hat, haben die Besitzer im Inneren ihre mittelalterlichen Wohnträume verwirklicht.

In eine Zeit vor Hunderten von Jahren zurückversetzt fühlt sich der Besucher in dem großen Saal. Hier, wo einst die Ritter tafelten, können sich Brautpaare trauen lassen und im stilvollen Rahmen ihre Hochzeit feiern. In dem lichtdurchfluteten Raum zeugen die nach alten Vorbildern gefertigte Ritterrüstung und die Wandteppiche ebenso aus der Vergangenheit wie die im Erker untergebrachte Sammlung von Heiligenfiguren und kirchlichem Zierrat.

Die Jagdtrophäen als Schmuck in der Jagddiele haben die Besitzer zusammen gesammelt. „Unser Jagdrevier sind Flohmärkte,“ sagt Uwe Ottmar. Die Besitzer haben unzählige Dinge wie Gebrauchsgegenstände und Möbel aus längst vergangener Zeit im Laufe der Jahre aufgespürt. Die Liebe zum Mittelalter, in der die Neuzeit kaum einen Platz zu haben scheint, setzt sich im fürstlichen Schlafzimmer fort. Die Möbel in dem Gemach, angefangen vom Himmelbett bis hin zum großen Kleiderschrank hat Thomas Beez selbst geschreinert.

Von seinen kunsthandwerklichen Fähigkeiten zeugen auch die Ausstattungen der drei Ferienwohnungen und des Einzelzimmers. Im Gegensatz dazu kann Uwe Ottmar außer backen und kochen auch noch geschmackvolle Mützen, Schals und Socken stricken.

Das große Wappen an der Wand im Schlosshof erinnert an den Erbauer Philipp Geyer von Giebelstadt. Die Inschrift auf dem Stein, der 1588 vom Reinsbronner Bildhauer Michel Niklas geschaffen wurde, lautet im oberen Bereich: „Si Deus Pronobis Quis Contra Nos.

“ (Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns). Unter dem Wappen steht geschrieben: „Wo Gott Diß Hauß niht bewaren thuett, so ist umsonst des Wechters Huet. Anno Dm 1588 hab ich Philips Geyer von Giebelstadt und Reinsb. Disen baw vollbracht“

Die wechselvolle Geschichte des Schlosses, mit der Uwe Ottmar und Thomas Beez die Besucher bei Führungen vertraut machen, geht zurück bis ins Jahr 1267. Aus dieser Zeit, als in einer Urkunde des Deutschen Ordens ein Crafto de Reinholdisbrunne genannt wurde, stammen Teile der nicht mehr vorhandenen Nord- und Südflügel.

1552 wird der Westflügel erbaut, bevor 1562 Albrecht von Bieberehren in den Besitz des Nordbaues kommt. Sein Wappen ist ebenfalls bis heute erhalten geblieben. Bevor 1587 Philipp Geyer von Giebelstadt, ein Neffe des legendären Bauernführers Florian Geyer, für 23 000 Gulden das Schloss erwirbt, bauten die Motschidler von Ebermannstadt 1569 den Ostflügel an.

Philipp Geyer ließ bei den Umbauarbeiten, die 1588 vollendet waren, die Arkaden auf der Ost- und Westseite mit den darüber liegenden Galerien errichten. Nachdem die Geyer ausgestorben waren, fiel das Schloss an die Markgrafen von Brandburg-Ansbach. Später ist es durch Vererbung an das Haus Preußen gekommen.

Der häufige Besitzerwechsel führte dazu, dass zu Beginn des 19. Jahrhundert das Schloss als Armenhaus genutzt wurde. Der stetige Verfall gipfelte darin, dass nach Umbauarbeiten 1923 die Nordostecke mit dem Volutengiebel einstürzte. Dabei wurden Nord- und Ostflügel so stark beschädigt, dass der Ostflügel teilweise und der Nordflügel komplett abgetragen werden musste.

1967 erwarb das deutsch-englische Ehepaar Heinz und Mary Mack das Schloss, das mehr einer Ruine glich. In rund 45 Jahren, haben sie die Räumlichkeiten und die gesamte Anlage aus dem Dornröschenschlaf geweckt und zu einem Kleinod gemacht. Nach dem Tod ihres Mannes entschied sich Mary Mack zum Verkauf des Schlosses.

In Uwe Ottmar und Thomas Beez hat die Vorbesitzerin Nachfolger gefunden, denen das historische Erbe am Herzen liegt und die ihren Traum, in einem Schloss zu wohnen, nicht hinter verschlossenen Türen träumen. Neben der Beteiligung am Tag des offenen Denkmals öffnen die Besitzer ihr Tor zum Feiern, zu Führungen und für Feriengäste ebenso wie für den Weihnachtsmarkt und den Ostermarkt, den die Schlossherren ebenfalls ins Leben gerufen haben.

Uwe Ottmar und Thomas Beez im Rittersaal des Reinsbronner Schlosses, der auch als Trauzimmer dient.
Foto: HANNELORE GRIMM | Uwe Ottmar und Thomas Beez im Rittersaal des Reinsbronner Schlosses, der auch als Trauzimmer dient.
Das Renaissance-Schloss ließ Philipp Geyer im Jahr 1588 errichten.
Foto: Hannelore Grimm | Das Renaissance-Schloss ließ Philipp Geyer im Jahr 1588 errichten.
 
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