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BERGTHEIM
Wohlklingende Worte im Kopf erfinden
Nora Hofmann aus Bergtheim begeistert sich für Worte, das Schreiben und Literatur. Die Abiturientin wurde für einen überregionalen Literaturpreis für Kinder und Jugendliche mit der Preisverleihung am 22. April in Potsdam nominiert und wird ab Herbst in Wien Sprachkunst studieren.
Foto: Irene Konrad | Nora Hofmann aus Bergtheim begeistert sich für Worte, das Schreiben und Literatur. Die Abiturientin wurde für einen überregionalen Literaturpreis für Kinder und Jugendliche mit der Preisverleihung am 22.
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.03.2018 02:28 Uhr

Nora Hofmann mag Worte. Bildhafte, gefühlvolle, hintergründige Worte. Worte mit einem schönen Klang oder interessanten Perspektiven. Die 17-jährige Bergtheimerin sammelt Worte und schreibt Gedichte daraus. Eines davon hat sie bei einem bundesweiten Schreibwettbewerb eingereicht und zählt nun zu den drei Nominierten im Bereich Lyrik. Und im Herbst wird sie in Wien ein Studium in „Sprachkunst“ beginnen.

Glücklicher als im Moment könnte Nora nicht sein. Sie mochte schon immer die Sprache, hat schon immer gern und „wirklich viel“ gelesen, hat Tagebücher geschrieben und war kreativ, was Bilder und Sprache betrifft. Aber bisher war das ihre persönliche Welt, ihr Hobby. Nun aber, kurz vor dem Abitur und der Berufswahl, bestätigen ihr Professoren und Fachleute, dass wirklich eine Schriftstellerin in ihr steckt.

Familienmitglied mit musischer Ader

„Meine Freunde wissen, dass ich viel nachdenke und gern lese und schreibe“, erklärt Nora. Aber ihre Gedichte hat sie „eigentlich niemanden gezeigt“. Warum auch? Ihre Eltern Ilse und Dieter Hofmann schreiben keine Gedichte. Sie arbeiten als Wirtschaftsingenieur und Datenverarbeitungskauffrau. Der 20-jährige Bruder Lorenz studiert Wirtschaftsingenieurwesen. Es sind also eher Zahlenmenschen.

Dabei ist die Familie wahnsinnig stolz auf ihre Nora. „Sie beobachtet viel und ist eher still und zurückhaltend“, meint die Mutter. Nora sei eine ganz normale junge Frau. Gelesen habe sie schon immer. Und gescheit sei sie auch. Sie hat in der Schule Theater gespielt und spielt Saxophon in der Schulband, das unterstreicht ihre musische Ader. Und im Mai schreibt Nora erst einmal ihr Abitur am Würzburger Friedrich-König-Gymnasium.

Reime und Metapher liegen ihr nicht

„Meine Gedichte kommen aus meinen inneren Gefühlen heraus“, versucht Nora zu erklären, worum es ihr geht. „Ich schaue gern hinter die Dinge, hinter die gläserne Wand“, sagt sie und „ich möchte Räume ausfüllen“. Nora mag eine bildhafte Sprache. „Auch ungesagte Worte können etwas bewirken oder verletzen“.

Noras Stilmittel sind keinesfalls Reime. Auch die Metapher liegt ihr nicht. Wenn sie unterwegs „im Kopf Worte sammelt“, tippt sie einzelne Wortphrasen schnell in ihr Smartphone. Daheim, wenn sie Zeit und Muse hat, macht sie ein Gedicht daraus und verändert oder schiebt die Worte so lange, bis ihr die Sprachmelodie gefällt.

Verleihung in der Potsdamer Staatskanzlei

Ihr Gedicht „horror vacui“ ist allerdings in kürzester Zeit entstanden. Erst einen Tag vor Abgabetermin des Schreibwettbewerbs „Theo 2018“ am 15. Januar hat sich Nora damit befasst. Der „Theo“ hat seinen Namen vom deutschen Schriftsteller Theodor Fontane und wird seit 2008 zum „Welttag des Buches“ (23. April) verliehen. In diesem Jahr wird die Verleihung des Literaturpreises am 22. April in der Staatskanzlei Potsdam stattfinden.

Es gibt die Kategorien Prosa in drei Altersgruppen von zehn bis 18 Jahren, einen Junior-Theo für schreibende Kinder unter zehn Jahren und die Kategorie Lyrik. Aus den in diesem Jahr eingereichten 600 Werken der Kategorien Prosa und Lyrik wählte eine hochkarätige Jury unter dem Vorsitz der Romanautorin Stefanie de Valesco und des Lyrikers Steffen Popp zwölf junge Leute aus. Nora gehört zu den drei Nominierten in der Kategorie Lyrik.

Ob sie oder Ludwig Michael (18 Jahre) aus Dresden oder Lilli Stroisch (11 Jahre) aus Essen gewinnt, das ist Nora gar nicht so wichtig. Ein Preisgeld in barer Münze gibt es auch nicht, sondern Bücherschecks oder die Einladung zu kostenfreien Literaturwochen. Nora freut sich eher auf den Austausch der zwölf Nominierten Anfang April in Berlin. Dabei bereiten sie sich auf die Preisverleihung vor und diskutieren ihre Texte.

In der Natur Leere annehmen

Beim Theo dieses Jahres war ein einziges Wort die Vorgabe. Es hieß „Zwischenräume“. Dieses Thema hat Nora gereizt. Es hat genau ihr Bedürfnis getroffen, leere Stellen auszufüllen. „Horror vacui“ steht für die Abneigung, in der Natur Leere anzunehmen. Es will „die Flächen füllen“. Noras eingereichtes Gedicht handelt von zwei Menschen, die sich begegnen, sich wahrnehmen und wieder voneinander entfernen.

Dass sie ihr zwölfzeiliges Gedicht in Potsdam vor vielen und interessierten Menschen vortragen muss, davor hat Nora keine Angst. Trotz ihrer introvertierten, leisen Art. Sie will wissen, wie ihr „horror vacui“ ankommt. Ob sie verstanden wird. Mit ihren gewählten Worten im Gedicht, die „hustende Luft“ oder „verrinnende Umrisse“ beschreiben.

Einen von 15 Studienplätzen

Dass sie Talent zum Schreiben hat, ist ihr seit wenigen Tagen auch von anderer Seite bestätigt worden. Nach dem Abitur darf sie an der „Universität für angewandte Kunst“ in Wien studieren. „Die Angewandte“ ist nur eine von vier Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, an der man Sprachkunst studieren kann. Nora hat aus 230 Bewerbungen an der Universität in Wien einen der 15 begehrten Studienplätze bekommen.

Die schriftliche Zulassungsprüfung zum Bachelorstudium in Wien hat vier Stunden gedauert. Ein modernes Bild sollte literarisch beschrieben werden und ein Motiv davon sollte in einem Gedicht vorkommen. Das hat Nora offensichtlich super gemacht. Genauso wie die mündliche Prüfung. „Ich bin bei meiner ersten Bewerbung sofort genommen worden“, strahlt sie glücklich.

Vorfreude aufs Studium

In Wien wird Nora nun alles lernen, was mit „Textproduktion und Textvermittlung“ zu tun hat. Das Sprachkunst-Studium soll junge Menschen befähigen, „in vielfältigen Bereichen literarischer Produktion in selbständiger, künstlerischer Arbeit tätig zu werden“.

Mit ihren 17 Jahren kann Nora gelassen ihren beruflichen Weg angehen. Über Worte nachzudenken und etwas über ihre Einsatzmöglichkeiten und Wirkung zu lernen, ist genau das, was sie nach dem Abitur machen will. Mit der Nominierung als Preisträgerin zum „Theo 2018“ und der Zulassung zum Sprachkunst-Studium an „Der Angewandten“ in Wien stehen ihr alle Wege offen.

 
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