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Würzburg
Wohin der Physiker das Weltall klebt
"Eine Nova, aber keine Supernova", sagt der Künstler Hans Siethoff vor seinem Bild in der neuen Spitäle-Ausstellung.
Foto: Joachim Fildhaut | "Eine Nova, aber keine Supernova", sagt der Künstler Hans Siethoff vor seinem Bild in der neuen Spitäle-Ausstellung.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 03.02.2020 02:10 Uhr

Die Ausstellung "Fotomontagen – Brechungen" des Höchberger Künstlers Hans Siethoff bringt bis zum 23. Februar in der Galerie Spitäle an der Alten Mainbrücke Einblicke in das All, in das Nachleben der Weinranke und der leuchtenden Farben auf tiefschwarzem Grund. Oder interpretiert eine solche Betrachtung etwas in die Bilder hinein, das gar nicht darinnen steckt?

Abstrakte Kunst kann alles bedeuten. Wenn sie allerdings eine bestimmte Assoziation freisetzt, dann tritt die besonders stark hervor. Nur wird sie bei näherer Betrachtung des abstrakten Kunstwerks immer wieder in ihre Schranken verwiesen: Das kann der Künstler nicht gemeint haben.

Was ist die Wahrheit? Nun, vielleicht liegt sie in der Bewegung zwischen solch gegensätzlichen Polen.

Im Fall der zwei großen kosmischen Collagen, die sich einander in der Saalmitte – ausgerechnet! – gegenüber hängen, spricht der emeritierte Physikprofessor Hans Siethoff selbst von astronomischen Prozessen. Bei den erwähnten Weinranken ist er sich selbst nicht mehr ganz so sicher, ob die stark verfremdeten handtellergroßen Bildelemente tatsächlich auf einen abfotografierten Pflanzentrieb zurückgehen.

Das Abbilden von Objekten ist ihm ohnehin nicht wichtig. Der Mann der Künstlerin Heide Siethoff bearbeitet Ausschnitte seiner Fotografien so lange, bis sie sich als Module eignen: Rechtecke, die sich in Wiederholungen, Drehungen, Spiegelungen und anderen Variationen aneinander reihen lassen und so ein neues Ganzes ergeben. Dazu hat Siethoff verschiedene Verfahren entwickelt, die unterschiedliche Arbeitsphasen und somit unterschiedliche Bildgruppen ergeben. Im Spitäle lassen sich fünf bis sieben solcher Gruppen zusammenfassen.

Nach viel Arbeit am Computer druckt der pensionierte Wissenschaftler seine Elemente auf handelsüblichem hochglänzendem Fotopapier aus, schneidet sie – meist – in Quadrate und klebt die dann (je nach Größe) mit Buchbinderleim oder Grafiker-Sprühkleber auf Platten.

Obwohl er sehr exakt arbeitet, ergeben sich bei dieser Handarbeit kleine Unregelmäßigkeiten. Das weltalltiefe Schwarz vieler Bildhintergründe macht solche winzigen Mängel besonders heimtückisch sichtbar. Und das ist gut so, da bringt sich der Mensch mit seinen persönlichen Spuren ein in ansonsten schon überpersönliche Gestaltungen. Auch dort wieder gegensätzliche Pole. Eine Ausstellung zum Selberdenken.

Eröffnung am Samstag, 1. Februar, 19 Uhr.

 
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