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SANDERAU
Wo Würzburg ziemlich laut ist
Spaziergang zum Lärm: Tour durch die Kantstraße.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Spaziergang zum Lärm: Tour durch die Kantstraße.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 23.09.2015 18:39 Uhr

Es ist wie ein stetes Rauschen, nein eher ein Donnern, ähnlich einem Wasserfall, nur unterbrochen von der Erschütterung eines Lkws. Hier, am Mittleren Ring nahe der Abfahrt zur Erthalstraße, nur wenige von den Gleisen der Deutschen Bahn getrennt, sind die Züge tagsüber kaum zu hören. Der Verkehrslärm der vierspurigen Bundesstraße 19 überlagert jedes andere Geräusch.

Von dem, was Bettina Bachmeier den Teilnehmern des Lärmspaziergangs durch die Sanderau sagen möchte, ist kaum etwas zu verstehen – trotz Mikrofon. Dass Lärm sich kaum weniger negativ auf den menschlichen Körper auswirkt wie der Feinstaub, ist jedoch seit langem bekannt. Doch was tun?

Aus der etwa 15-köpfigen Gruppe kommen Vorschläge wie ein fester Blitzer. Auch könnte eine bessere Koordinierung des Lieferverkehrs – Lkw-Durchgangverkehr ist auf der B19 seit Jahren verboten – einige Lärmspitzen nehmen. Diskussionen sind an dieser Stelle sinnlos. Die Gruppe will weiter. Immerhin dürften die geplanten Lärmschutzwände der Bahn schon bald in der Nacht für deutlich mehr Ruhe sorgen.

Dass es gelingt, die Lautstärke am Mittleren Ring dauerhaft unter die gesundheitlich schädliche 65 Dezibel-Grenze zu senken, ist jedoch unwahrscheinlich: „An manchen Stellen müssen wir einfach mit dem Lärm leben“, erklärt die Umweltwissenschaftlerin.

Die einzelnen Lärmorte, von denen der Lärmspaziergang vier ansteuert, wurden im März und April gesammelt. Für ganz Würzburg gab es insgesamt 300 Hinweise von Bürgern. „Ich lebe seit 20 Jahren in der Friedrich-Spee Straße, es ist eine wunderbare Wohngegend, aber die Lärmbelästigung ist enorm,…“, schreibt eine Anwohnerin auf der Projekt-Web-Seite. Eine deutliche Besserung haben die modernen Straßenbahnen gebracht. Das Rattern und Stoßen der alten, nur noch ausnahmsweise eingesetzten Vorgänger ist einem sachten Sausen gewichen. Zumindest auf gerader Strecke. Geht die Straba in die Kurve, geht es noch immer nicht ohne Quietschen ab.

Nicht immer ist der Straßenverkehr am Lärm schuld. Auch das Wummern der Bässe im Studentenwerk bei einer Party wird genannt oder motorbetriebene Laubfeger, wie sie auch die Stadtreiniger einsetzen. Würde es nicht auch ein Besen tun, fragt jemand.

Die Ergebnisse gehen in eine Lärmaktionsplan eine, mit dem die Stadt einer europäischen Richtlinie nachkommt. Zusätzlich zur Bürgerbeteiligung wurde eine Lärmkarte aufgestellt. Sie beruht auf Berechnungen. Messungen seien nur in Ausnahmefällen üblich, erklärt Jakob Frommer vom Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz. Das schwankende Verkehrsaufkommen erschwert dies. So fällt auf, dass um 17 Uhr, als der Spaziergang startet, die Rush-Hour auf den Ausfallstraßen noch in vollem Gange ist. Nur eine Stunde später ist deutlich weniger los.

Bis die Gruppe über die Felix-Dahn-Straße, die Virchow- und Weingartenstraße die „Ruheoase“ Ringpark erreicht, braucht sie knapp eine Stunde. Wo es noch angenehme Aufenthaltsorte gibt, an denen sich die Menschen gerne aufhalten?, möchte die Umweltwissenschaftlerin aus Hamburg wissen. Nach einigem Überlegen fällt den Teilnehmern nur noch die Mainpromenade ein.

Dabei wäre manch eine Lärmquelle leicht abzustellen: Es sind Spitzenpegel, wie das schrille Aufjaulen eines kraftstrotzenden Motorrads oder das Aufbrummen eines hochgetunten Sportwagens, die in der Wahrnehmung der Menschen am stärksten ankommen, die Lärm-Durchschnittswerte jedoch nicht erfassen.

 
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