Der Hebammennotstand ist in aller Munde und ein Thema in vielen Medien – nicht zuletzt, weil das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege darauf mit dem Förderprogramm Geburtshilfe reagiert hat, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes Würzburg. Ziel des Förderprogramms sei es, Landkreise und kreisfreie Städte zu unterstützen, die wohnortnahe Geburtshilfe zu erhalten.
Eine Studie des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES Institut) aus dem Jahr 2018 stellt die Notwendigkeit einer solchen Förderung heraus. Der Studie zufolge gab mehr als jede vierte Mutter an, dass es (sehr) schwierig war, eine Hebamme für eine Schwangeren- oder Wochenbettbetreuung zu finden. Und das, obwohl alle, bei einer gesetzlichen Krankenversicherung versicherten Frauen, einen Anspruch auf Hebammenhilfe während der Schwangerschaft, bei und nach der Entbindung hätten.
Fragebogenaktion zu Versorgung vor Ort
Die Gesundheitsregionplus Stadt und Landkreis Würzburg wollten nun wissen, wie sich die Versorgung vor Ort gestaltet und bat Monika Gabel während ihres Praktikums in der Geschäftsstelle, die Situation zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die Gesamtzahl der freiberuflichen Hebammen nicht konkret ermittelt werden kann. So gibt es weder in Bayern noch bundesweit eine umfassende, offizielle Statistik zur Anzahl und zum Beschäftigungsumfang der freiberuflich tätigen Hebammen. Aus diesem Grund sei die in Stadt und Landkreis durchgeführte Umfrage nicht repräsentativ. Dennoch würden die eingeholten Ergebnisse ein Schlaglicht auf die Situation vor Ort werfen und deckten sich weitgehend mit denen der IGES-Studie in Oberbayern.
Wochenbettbetreuungen müssen oft abgelehnt werden
Alle am Gesundheitsamt Stadt und Landkreis Würzburg freiberuflich gemeldeten Hebammen erhielten postalisch einen Fragebogen. Die Rücklaufquote betrug 45,5 Prozent, heißt es in dem Presseschreiben. 35 Fragebögen habe man in die Auswertung mit einbeziehen können. Etwas mehr als jede zweite freiberufliche Hebamme (57,1 Prozent) gab an, sehr häufig Anfragen von Frauen für eine Wochenbettbetreuung in den letzten 12 Monaten abgelehnt haben zu müssen, weil sie keine (zusätzliche) Wochenbettbetreuung mehr annehmen konnte. 34,3 Prozent taten dies häufig. 28,6 Prozent der Befragten überlegen ihr Angebot von Wochenbettbetreuungen einzuschränken und 8,6 Prozent denken darüber nach, es aufzugeben.
Wunsch nach stärkere Vernetzung und Kooperation
Als Hauptgründe, warum immer weniger Hebammen freiberuflich arbeiten, wurden zunehmend administrative Tätigkeiten, fehlende Vertretungsmöglichkeiten und Wochenendarbeit aufgeführt. Als geeignete Anreize, um mehr Hebammen zu motivieren, freiberuflich zu arbeiten oder ihren Beruf wieder zu ergreifen, wurden finanzielle Unterstützung, organisierte Vertretungsmöglichkeit für Urlaub und Wochenende und die Vergütung für Externat-Begleitungen bewertet. Darüber hinaus wünschen sich 62,9 Prozent der Befragten eine stärkere Vernetzung und Kooperation.
"Runder Tisch" will Versorgungssituation sichern
Seit 2018 organisiert die Gesundheitsregionplus Stadt und Landkreis Würzburg einen Runden Tisch „Geburtshilfe“ mit Vertretern der Stadt und des Landkreises Würzburg, der Kliniken, des Geburtshauses sowie der freiberuflichen Hebammen. Ziel des Runden Tisches ist es, die staatlichen Fördergelder zu koordinieren und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um die Versorgungssituation der Geburtshilfe und Wochenbettbetreuung in der Region langfristig zu sichern. Die Ergebnisse der Studie sollen beim nächsten Runden Tisch präsentiert werden und in dessen Arbeit einfließen.