Christian Fischer und Christian Staudigel haben einen Traum. Sie wollen den Metall-3D-Druck revolutionieren und damit einen Siegeszug durch die ganze Welt und in allen Bereichen der Industrie und Medizin antreten. Die beiden studierten Maschinenbauer und Kunststofftechniker entwickelten eine Technologie, die sich Cold-Metal-Fusion (CMF) nennt.
Im April 2019 haben sie eine GmbH namens "Headmade Materials" gegründet. Ein knappes Jahr später zogen sie in ihr Firmengebäude im Unterpleichfelder Gewerbegebiet Spielleite II ein. Der Traum der innovativen und mutigen jungen Männer zur Revolution beim Drucken von Metallbauteilen ist nicht unrealistisch.
Preise eingeheimst
In ihrer Erfindung einer neuen Technologie steckt ein gigantisches Potenzial. Nicht von ungefähr heimsen sie Start-up-Preise ein, haben schon Fördermittel und Kapitaleinlagen von rund zehn Millionen Euro bekommen, mittlerweile knapp 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt und Patente auf ihre Materialien, Prozesse und einzelne Produkte angemeldet.
Bei einem Firmenbesuch in Unterpleichfeld konnten sich Landrat Thomas Eberth, Michael Dröse (Leiter der Stabstelle Landrat) und Rico Neubert (Leiter der Kreisentwicklung) vom Erfolg und dem Leistungsvermögen der Firma überzeugen. Mit vor Ort war auch Investor Georg Issing, der für die jungen Firmengründer auf seinem Grundstück das Bürogebäude und die Werkhalle baute. "Ich bin das Risiko eingegangen, weil ich den zwei Erfindern vertraue und an sie glaube", gesteht der Investor.
Überzeugter Investor
Christian Fischer und Christian Staudigel lernten sich beim Studium in Erlangen kennen. Als sie 2007 über die Vermittlung eines Professors zum Forschen nach Würzburg an das Kunststoffzentrum (SKZ) kamen, wurden sie "von unserem Chef immer an den 3-D-Drucker rangeschoben".
Zuerst sei es "ein nettes Freizeitprogramm gewesen, einen wirklichen Sinn hinter diesem Druckverfahren zu finden". Deshalb wollten sie Metall drucken, damit die Werkstücke beispielsweise "beim Herunterfallen nicht kaputt gehen und nachhaltig sind". Die Bauteile sollten gleichbleibend verlässlich und tauglich für Serienfertigungen sein.
Der 3-D-Druck gilt als stark wachsender Zukunftsmarkt. Das Problem war lange, dass dafür spezielle Maschinen gebaut werden mussten und der mengenmäßige Ertrag der Bauteile gering war. Dieses Problem der hohen Kosten und geringen Ausbeute haben die beiden Unterpleichfelder Erfinder gelöst. Sie haben ein Multikomponentenbindersystem entwickelt. Dieses System zum serienmäßigen 3D-Druck von Metallteilen nennen sie Cold Metal Fusion.
Sintern und Schrumpfverhalten
Beim Firmenbesuch der Kreisentwicklung ging es um viele Fachbegriffe wie Kombinationsmethoden, Grünteil, Braunteil, Enabler, Sintern, additive Fertigung, niedrige Verarbeitungstemperaturen, Schrumpfverhalten, Elastizität oder robuste Stabilität. Breiteren Raum aber nahm die Freude über die nagelneue Technologie ein.
Schließlich wurde sie nämlich nicht irgendwo im Ausland erfunden, also beispielsweise im Silicon Valley in den USA, sondern im Mainfranken. Das sei der Beweis dafür, dass das Umfeld beim SKZ und den Würzburger Gründerzentren ideal ist. "Hier gibt es Förderer, die an solch supertolle intelligente Menschen glauben", lobte Landrat Eberth.
"Wir sind Veredler. Wir kaufen reines Metallpulver, verbinden es mit vielerlei Kunststoffkomponenten und machen daraus ein neues, sehr feines Pulver, das gut rieselt und sich optimal drucken lässt", hat Geschäftsführer Christian Fischer eine vereinfachte Erklärung der Cold-Metal-Fusion. Zu ihren Produkten zählen die Geschäftsführer auch die Konstruktions- und Prozessberatung.
Von Hand- und Kopfarbeit
Headmade, dieser Name leite sich ab von Handmade. Es ist keine individuelle Handarbeit, sondern eine individuelle Kopfarbeit, die den Gründern und ihrem Team am Herzen liegt. Sie möchten ihre Kunden im Bereich des serienmäßigen 3D-Metalldrucks passgenau begleiten.
"Wir haben Arbeit ohne Ende und sie macht so großen Spaß", sind die zwei Firmengründer davon überzeugt, dass ihre Erfindung "in kürzester Zeit durch die Decke geht". Im Moment drucken sie meist noch einzelne Teile als Schaustücke für ihre Kunden. Ihr Ziel sei jedoch das Materialgeschäft. Die Kunden sollen sich die Technik selbst herstellen und "von uns das Metallpulver für ihre Werkstücke beziehen".
"Kleine Spinner"
"Wir sind so vielen Menschen ewig dankbar, dass wir nicht als kleine Spinner abgetan wurden, sondern auf offene Ohren gestoßen sind", erklärt Christian Staudigel. Viele würden sich für den Metall-3D-Druck begeistern und dessen Potential sehen. Ein Firmengründer sei darauf angewiesen, dass er unterstützt wird.
Eine Erweiterung des Firmengebäudes ist geplant. Bürgermeister Alois Fischer freut sich über die "erfolgreiche Ausgründung" von der Stadt aufs Land sowie über den Umweltgedanke, der von den jungen Firmen gepflegt wird. Headmade Materials bezieht seinen Strom zu 75 Prozent aus erneuerbaren Energien. Bürgermeister Fischer ist überzeugt, "dass auch die benachbarten Gemeinden von dieser Gründung bei uns in Unterpleichfeld profitieren".