Als „Super Horror Show“ hat der frühere Vorsitzende Lothar Bisky den Führungsstreit in der Linkspartei im Vorfeld des Bundesparteitages am kommenden Wochenende bezeichnet. Das erinnert an den Zoff im Würzburger Kreisverband Ende vergangenen Jahres und an den Lagerkampf der Genossen bei den Neuwahlen im Februar. Zwischen dem neuen Kreissprecher Peter Baumann und seinen Widersachern im Würzburger Ortsverband herrscht weiterhin Funkstille. „Von der Sache her, sind wir verpflichtet, uns irgendwie zusammenzuraufen“, sagt Baumann. Er will die Würzburger Linke eigentlich mit Diskussionen zu Themen wie „Armut und prekäre Beschäftigung“ oder „Grundzüge linker Kommunalpolitik“ wieder verstärkt in die Öffentlichkeit bringen.
Doch im Internet-Auftritt der Linkspartei steht seit der Wahl noch immer der Aufruf des Ortsverband-Vorstandes, Baumann jegliche Zusammenarbeit zu verweigern. Anlass dieser Forderung ist vor allem Baumanns einstige Aussage, Holger Grünwedel, Sprecher des Ortsverbands und einer der beiden Linken-Stadträte, müsse „politisch neutralisiert werden“, er solle sein Stadtratsmandat zurückgeben und aus der Partei austreten. Grünwedel habe seine Stadtratskollegin – die frühere Kreissprecherin – Belinda Brechbilder gemobbt und stecke hinter ihrer Entlassung aus dem Bürgerbüro der Abgeordneten Kornelia Möller.
Untätig im Stadtrat?
Dort ist auch Grünwedel angestellt. Er hatte Brechbilder Untätigkeit bei der Stadtratsarbeit vorgeworfen und eine Zusammenarbeit für „nicht mehr möglich“ erklärt. Grünwedel ist derzeit schwer erkrankt.
Steht Baumann noch zu seinen Angriffen gegen den Linken-Stadtrat? „Der Holger Grünwedel soll jetzt erst mal gesund werden“, sagt der ehemalige Verdi-Sekretär und gibt sich moderat. Es werde „nicht nachgetreten“. Eine „Schwamm drüber“-Strategie lehnt Baumann ab. Grünwedel müsse sein Verhalten überdenken. „Ich erwarte schon eine gewisse Einsicht und Läuterung, vor allem was das Verhalten gegenüber seiner Kollegin Brechbilder anbelangt.“
Den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme erhofft sich der Kreissprecher von Grünwedel. Danach sieht es allerdings nicht aus. Eine Zusammenarbeit mit dem Kreisverband werde es nicht geben, sagt Grünwedel, den die Redaktion im Krankenhaus erreichte. Er denke gar nicht daran, sein Stadtratsmandat niederzulegen. Im Gegenteil. Bis Herbst möchte er wieder genesen sein und vielleicht schon an der Schlusssitzung vor der Sommerpause teilnehmen. Wie steht es mit der Zusammenarbeit zu seiner Kollegin Brechbilder, die ebenfalls wegen Krankheit lange Zeit im Stadtrat gefehlt hat? „Mit ihr hatte ich am 3. Dezember den letzten Kontakt.“ Wie soll es weitergehen? „Alles ist offen“, sagt Grünwedel. Er geht davon aus, dass die Veränderungen an der Spitze der Linkspartei bis zur Kreis- und Ortsebene durchschlagen.
„Jede Mühe nutzlos“
Auch sein Stellvertreter im Ortsverband, David Frühling, bestätigt die Funkstille zum Kreisverband. Zur ersten Sitzung des neuen Vorstandes sei man noch eingeladen gewesen, dann nicht mehr. „An den Fronten hat sich nichts verändert“, sagt Frühling. Gab es Gesprächsversuche? „Da ist jede Mühe nutzlos.“ Wie geht es weiter: „Erst mal abwarten.“
Für Baumann ist der Streit „eigentlich irre“, denn vom politischen Ansatz her sei man ja schließlich nicht weit auseinander. Der Kreissprecher ist sich bewusst, dass die Zerrissenheit „ein unschönes Bild“ in der Öffentlichkeit abgebe, doch die „Auseinandersetzung notwendig und unvermeidbar“ gewesen sei. Baumann hatte auch kritisiert, dass die Würzburger fernab der Öffentlichkeit ihr eigenes Süppchen kochen.
Er ist sich bewusst, dass die Linkspartei mehr Geschlossenheit zeigen muss, will sie bei der nächsten Stadtratswahl 2014 wieder zwei Mandate erringen. Der Kreisverband wolle sich wieder mehr der kommunalen Themen widmen. Er kann auch Positives bilanzieren. So herrsche in der neuen Vorstandschaft ein „freundschaftliches und solidarisches Miteinander“. Unabhängig von der Parteizugehörigkeit habe er Zustimmung aus dem linken Lager vernommen, kann drei Parteizugänge und keine Austritte registrieren. Der Kreisverband der Linkspartei, dem neben dem Ortsverband Würzburg auch die Basisorganisationen Kitzingen und Main-Spessart angehören, zählt derzeit 85 Mitglieder.
PS: Könnte da ein paar Tipps geben, wenn ich mir so die Berichterstattung mancher Redakteure antue....