Am 14. Oktober 779, also heute vor 1225 Jahren, schritten Eberhard, ein Sendbote Karls des Großen, mit 18 freien Franken, allesamt edel und alt, in einem großen Bogen um das "rechtsmainische wirzaburg". Die "gerechte Abgrenzung" begann am Main unterhalb des Rossbergs bei dem schon existierenden Veitshöchheim und führte im Uhrzeigersinn an den heutigen Orten Oberdürrbach, Versbach, Lengfeld und Gerbrunn vorbei zur Teufelskellerschlucht.
Woher man das heute noch so genau weiß? Die Zweite Würzburger Markbeschreibung von 779, die "Marchia ad Wirziburg", berichtet davon. Herbert Haas, Ur-Randersackerer und begeisterter Weinkenner, weist auf zwei "weinwichtige" Inhalte der "Marchia" hin. Zum einen geht aus ihr hervor, dass der karolingische Königsbote in der abschüssigen Teufelskellerklinge zum Maindelta hinabschritt, um in dem Abflussgraben, "mitten durch den Weingarten des Fredthant", die Grenze zu ziehen. Seitdem gehörte die nordwestliche Hälfte der Rebfläche zu Würzburg, das um 800 noch ein Dorf war. Der südöstliche Teil lag im Niemandsland, das als Randersackerer Gemarkung erstmals 1123 urkundlich erwähnt wird, so Haas.
Herbert Haas sieht in Fredthant nicht nur den ersten namentlich genannten adeligen Weingutsbesitzer von Würzburg und Randersacker, sondern Fredthant ist auch der erste namentlich bekannte Winzer des althochdeutschen Sprachraums. Sein "wingarten" lag 779 unterhalb der alten Wegbrücke in den Flurlagen Mäusboden und Zehnt an der B 13, wo heute das Gasthaus "Teufelskeller" liegt.
Eine zweite Schlussfolgerung lässt das Herz des Sprachliebhabers Herbert Haas höher schlagen. Die Markungsbeschreibung von 779 war auf Lateinisch abgefasst und wurde um das Jahr 1000 ins Althochdeutsche übersetzt. Der Historiker Reinhard Bauer bezeichnet diese Übersetzung als die "weitaus älteste urkundenähnliche Überlieferung in rein deutscher Sprache". Und hier taucht zum ersten Mal der Begriff Weingarten auf. "Am Teufelskeller hat sich also deutsche Sprachgeschichte entwickelt", begeistert sich Haas.
Die Bezeichnung Weingarten weist für Herbert Haas eindeutig darauf hin, dass Weinbau in Franken zuerst in der Ebene betrieben wurde. "Erstens gab es damals noch gar nicht genug Arbeitskräfte, um Weinbergsmauern zu errichten, die unabdingbar sind für den Weinbau am Hang. Erst als die Bevölkerung wuchs, begann im 13. Jahrhundert die Rodung der Südhänge. Der heutige Begriff Weinberg entstand also aus dem Weingarten, der zum Weingartenberg wurde und schließlich zum Weinberg als Sammelbegriff für einen bepflanzten Rebacker. Mundartlich gibt es keine Bezeichnung für den Weinberg; die fränkische Bezeichnung Wengert trägt jedoch noch eindeutig den Weingarten in sich", erklärt Haas.
Spannend wie ein Wein-Krimi sind auch viele weitere Fakten und Erkenntnisse, die Herbert Haas in seinem Buch "Die Villa Randersaccere und das Würfelspiel der Weinjahre im Weichbild Würzburgs" auf unterhaltsame Weise beschreibt. Wer erfahren will, was der Heimatpfleger noch alles über den Wein, Gottes "generöseste" Gabe, wichtigste "Arzeney" des Mittelalters, Haarwurzeldünger wie Fiebersenker, elementares Volksnahrungsmittel, das auch zum Feuerlöschen und Mörtelmischen gebraucht wurde, zu erzählen hat, muss sich allerdings gedulden. Das Buch ist noch nicht erschienen.
