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Thüngersheim
Wissenschaft auf Tapete
Über mehrere Monate erstellte Asuka Hishiki akribische, naturgetreue Zeichnungen und Aquarelle der von ihr in Sailershausen studierten Waldpflanzen, Pilze und Insekten. Anschließend verwob sie alles zu einer prächtigen Tapete. Die dunklen Grün- und Brauntöne spiegeln die Stimmung wieder, die Hishiki im Sailershäuser Uniwald erlebte.
Foto: Foto + Zeichnungen: Asuka Hishiki | Über mehrere Monate erstellte Asuka Hishiki akribische, naturgetreue Zeichnungen und Aquarelle der von ihr in Sailershausen studierten Waldpflanzen, Pilze und Insekten.
Rosie Füglein
 |  aktualisiert: 31.08.2024 02:36 Uhr

Im Sommer 2023 verschlug es die in in Kyoto geborene und in Hyogo lebende Künstlerin Asuka Hishiki während eines Deutschlandaufenthaltes in die unterfränkischen Haßberge, genauer in den Wald der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in Sailershausen. Die Japanerin zeichnet Pflanzen, Insekten und Tiere und zählt zu den besten botanischen Künstlerinnen weltweit. Ihre Werke waren bereits in New York, Singapur, London, Florenz und Krakau zu bestaunen – und sind es jetzt auch im "Forum Botanische Kunst" in Thüngersheim.

Nach Sailershausen führte Asuka Hishiki im Sommer 2023 die Künstlerin Sylvia Peter. Sie betreibt gemeinsam mit Michael Junginger das "Forum Botanische Kunst". Peter und Junginger versuchen, Kunst und Wissenschaft näher zusammenzubringen beziehungsweise Wissenschaft in Kunst zu übersetzen. Sylvia Peter sagt: "Wir brauchen Künstler und Künstlerinnen, die der Realität der Naturzerstörung ins Auge sehen und uns gleichzeitig die Schönheit unserer Umgebung vor Augen führen, die uns Mut machen und den Weg weisen."

In Sailershausen besuchten die beiden Künstlerinnen das Projekt "BETA-FOR", das vom Lehrstuhl für Naturschutzbiologie und Waldökologie der Uni Würzburg initiiert wurde. Der Sailershäuser Uniwald ist einer von elf Projektstandorten in ganz Deutschland, an denen Wissenschaftler von 15 Lehrstühlen der Frage nachgehen, wie sich die Artenvielfalt in unseren Nutzwäldern mit Maßnahmen, die Förster und Waldbesitzer kurzfristig umsetzen können, erhalten oder verbessern lässt.

Asuka Hishiki beim Erstellen erster Skizzen für ihre Tapete im Sailershäuser Uniwald in den Haßbergen
Foto: Stefan Bausewein | Asuka Hishiki beim Erstellen erster Skizzen für ihre Tapete im Sailershäuser Uniwald in den Haßbergen

Von 69 der Arten, die Hishiki in Sailershausen vorfand und studierte – darunter Waldpflanzen, Pilze und Insekten – erstellte sie, zurück in Japan, naturgetreue Zeichnungen, aquarellierte sie und arrangierte sie am Ende zu einer prächtigen, ornamentalen Tapete. In der Ausstellung "Randbereiche" ist diese Tapete vom 31. August bis zum 17. November nun im "Forum Botanische Kunst" zu sehen. Nicht nur der am Rande seines Bistums gelegene Sailershäuser Wald, den Julius Echter der Universität Würzburg als Finanzierungsgrundlage vermachte, lässt sich als "Randbereich" definieren, auch Tapeten sind in der Kunst kein gängiges Medium – und die Darstellung von Forschungsinhalten auf Tapeten schon gar nicht.

Tapete als limitierter Kunstdruck erhältlich

Den Druck der Tapete betreute der Fotograf Rolf Nachbar aus Reichenberg, der mit diesem Projekt ebenfalls unbekanntes Terrain betrat. Eineinhalb Monate dauerte allein die Suche nach dem richtigen Druckmaterial und einer geeigneten Druckerei. Druckmuster zur Farbabstimmung gingen per Post zwischen Franken und Japan hin und her. Produziert wurde die Tapete schließlich auf einem pflanzlichen Vlies in einer speziellen Tapetendruckerei. Wer sich den unterfränkischen Wald in die eigenen vier Wände holen möchte, kann die Tapete als limitierten Kunstdruck oder als Rolltapete in Thüngersheim auch erwerben.

Asuka Hishiki erstellte naturgetreue Zeichnungen und Aquarelle der studierten Waldpflanzen, Pilze und Insekten. 
Foto: Asuka Hishiki | Asuka Hishiki erstellte naturgetreue Zeichnungen und Aquarelle der studierten Waldpflanzen, Pilze und Insekten. 

Die "Sailershäuser Tapete" ist bereits Hishikis zweites Tapetenprojekt. Auf ihrer ersten Tapete tummeln sich bedrohte Pflanzen und Insekten aus ihrer Geburtsstadt Kyoto. Auf die Frage "Warum gerade Tapete?" antwortet die Japanerin: "Oft sind wir blind für die Schönheit, aber auch für die verheerende Gefährdung der Natur. Wie eine Tapete umgibt sie uns, aber wir neigen dazu, sie als vage Hintergrunddekoration zu ignorieren."

Ein zweiter Künstler, der sich ebenfalls in einem "Randbereich" der Botanischen Kunst bewegt, ist der Kölner Maler Andreas Hentrich. Seine Begeisterung für japanische Muster kommt zum Beispiel in seiner Serie "Herbstlaub" zum Ausdruck. Was von Weitem aussieht wie fallendes Herbstlaub, entpuppt sich als ausgestanzte Blätter aus gemusterten Origami-Papieren. Gemeinsam mit Hishikis Tapete sind auch Hentrichs Ausflüge in die herbstliche Welt der Botanik ab 31.8. in Thüngersheim zu sehen. Wer klassische, weniger randständige Pflanzenportraits favorisiert, wird im "Forum Botanische Kunst" ebenfalls fündig.

Die Ausstellung "Randbereiche“ im "Forum Botanische Kunst" in Thüngersheim ist bis 17. November zu sehen. Die Ausstellung hat Samstag, Sonntag und feiertags 13 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei,  Vernissage ist am 31. August, 19 Uhr.
Im Internet:  https://www.botanische-kunst.de/BETA-FOR:
https://www.uni-wuerzburg.de/for5375/

Die japanische Künsterlin Asuka Hishiki beim Besuch des Waldes der Universität Würzburg in Sailershausen in den Haßbergen im Sommer 2023, hier im Gespräch mit dem Wissenschaftler Michael Junginger und der Künstlerin Sylvia Peter.
Foto: Stefan Bausewein | Die japanische Künsterlin Asuka Hishiki beim Besuch des Waldes der Universität Würzburg in Sailershausen in den Haßbergen im Sommer 2023, hier im Gespräch mit dem Wissenschaftler Michael Junginger und der Künstlerin ...
Asuka Hishiki beim Studium unterfränkischer Schmetterlinge in der Ökologischen Station der Universität Würzburg in Fabrikschleichach in den Haßbergen.
Foto: Sylvia Peter | Asuka Hishiki beim Studium unterfränkischer Schmetterlinge in der Ökologischen Station der Universität Würzburg in Fabrikschleichach in den Haßbergen.
 
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