
Wie's ausschaut, bekommt Würzburg eine weitere Fußgängerzone. Nach den Plänen der Stadtverwaltung soll die untere Theaterstraße zwischen Barbarossaplatz und der Einmündung Semmelstraße weitgehend autofrei, aber nicht busfrei werden. Darüber entscheiden die Stadträte am kommenden Dienstag im Umwelt- und Planungsausschuss. Geschäftsleute und Anwohner würden das begrüßen.
„Wir wünschen uns schon lange eine Verkehrsberuhigung“, sagt Norbert Dessloch von der gleichnamigen Parfümerie auf Anfrage der Redaktion. Dessloch engagiert sich im Verein „Galerie Theaterstraße“, einer Interessengemeinschaft der Anlieger. Die einstige „Pracht- und Einkaufsstraße“ sei zu einer „Durchgangsstraße“ verkommen – mit einer unzumutbaren Belastung durch Abgase und Lärm. „Das wollen wir nicht länger hinnehmen“. Die Umgestaltung zur Fußgängerzone wäre nach seiner Meinung zweifelsfrei eine Aufwertung. Zudem hätten sich in jüngerer Zeit mehrere Gastronomiebetriebe angesiedelt, die dann Freiflächen zur Bewirtung zur Verfügung hätten. Betroffen sind nach Desslochs Aussage etwa 50 Geschäftsleute, Inhaber von Praxen und Büros sowie Anwohner.
Es fehlen Seitenräume und grüne Bereiche
Die Sitzungsvorlage der Fachabteilung Tiefbau für die Stadträte bestätigt im Wesentlichen Desslochs Aussagen: „Obwohl die untere Theaterstraße günstig in Richtung Hauptbahnhof und Innenstadt gelegen ist, wirkt sie als Geschäfts- und Einkaufsstraße eher unattraktiv“, heißt es darin. Es fehlten große Seitenräume vor den Schaufenstern, grüne Bereiche sowie „eine gestalterisch ansprechende Straßen- und Gehwegoberfläche“. Der häufige Wechsel der Ladenbetreiber sowie Leerstände machten deutlich, wie schwierig es ist, Kunden zu gewinnen oder zu binden. Die Attraktivitätsprobleme gibt es schon länger.
Beim Bemühen der Stadt um eine Aufwertung der Innenstadt, bietet sich nach Ansicht der Planer im Rathaus deshalb eine Umgestaltung zur Fußgängerzone an – auch im Hinblick auf eine mögliche Straßenbahnlinie 6 zum Hubland, die dann durch die Theaterstraße führen würde. Bis dahin bliebe allerdings die Bushaltestelle im unteren Bereich erhalten und damit der tägliche Betrieb mit 500 Linienbusfahrten, ebenso rund 100 Fahrten durch Lieferverkehr und Hotelanfahrten.
Verkehr würde in die Textorstraße verlagert
Wegfallen würde indes der Individualverkehr mit täglich rund 1800 Autos. Deren Verbannung brächte laut städtischem Gutachten allerdings eine Verlagerung in die Textorstraße mit sich. Dort wären dann täglich 1300 Fahrzeuge mehr unterwegs – insgesamt rund 11 700. Diese Mehrbelastung für die dortigen Anwohner ist nicht unproblematisch: Aufgrund der bestehenden Lärm- und Abgasbelastung ist die Textorstraße bereits jetzt im Luftreinhalteplan „ein Hotspot“.
Verkehrstechnisch, so die Planer, könnte der Knoten Theaterstraße/Semmelstraße die zusätzlichen 1300 Fahrzeuge verkraften. Und was den Verkehr in der Textorstraße angeht: Im vergangenen Frühjahr beschlossen die Stadträte, an der Kreuzung Haugerpfarrgasse/Bahnhofstraße/Textorstraße einen Kreisverkehr einzurichten.
Über die Planungen in Sachen Fußgängerzone Theaterstraße informierte am Mittwochabend der städtische Projektleiter Peter Wiegand bei einer Veranstaltung des CSU-Ortsverbandes Stadtmitte. Rund 50 Betroffene und Interessierte waren da. „Und nahezu alle begrüßten die Fußgängerzone“, freut sich Norbert Dessloch. Jetzt haben die Stadträte das Wort.