
Zufriedenheit sieht anders aus. Bei der Bürgerversammlung in Lipprichhausen machten einige ihrem Unmut Luft. Ein Vorwurf: "Die Gemeinde tut nichts!"
Knapp eine dreiviertel Stunde lang trug Bürgermeister Karl Ballmann die Abschlusszahlen aus dem Haushalt 2023 vor. Zu einzelnen gab es kurze Hinweise. Für die vier Ortsteile gibt es immer wechselnd zwei Bürgerversammlungen, heuer machte Lipprichhausen den Auftakt, der zweite Ort ist in diesem Jahr Hemmersheim.
Die 23.467 Euro an Zuschüssen bei den Ausgaben im Verwaltungshaushalt für die auswärtigen Kindergärten wurde gleich hinterfragt. Dies sei der Betrag für zwei Kinder, die einen anderen Kindergarten als den in Hemmersheim besuchten, erläutere Ballmann. Erst als Gemeinderat Manuel Lehner vorrechnete, dass für jedes Kind im eigenen Kindergarten eine vergleichbare Summe bezahlt werde, war dieses Thema erledigt. Doch das nächste folgte zugleich.
Ärger wegen Maibaumständer
Diesmal ging es um 26.639 Euro für Investitionen in gemeindliche Anwesen. Als Hinweis stand hinter der Summe "Jugendraum u.A.". Doch das "u.A." wurde überlesen, als sich ein Besucher aufregte, dass für den Jugendraum in Hemmersheim so viel Geld da sei, für einen Maibaumständer für Lipprichhausen keines. Auch hier bedurfte es einer längeren Erklärung, dass nämlich der Jugendraum über das Regionalbudget gefördert worden sei, in der Gesamtsumme Aufwendungen für das Gebäude enthalten seien, das auch von der Feuerwehr genutzt werde. Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Breunig bat, dass die Jugend diesmal den Antrag beim Regionalbudget einreichen solle. Er versicherte, dass, wie auch immer, im nächsten Jahr eine Aufstellhilfe vorhanden sein werde.
Nach diesen Punkten gab es erst einmal eine Viertelstunde Pause. Doch in dieser holten die Bürgerinnen und Bürger Luft.
Als Ballmann die Schlussbemerkungen des diesjährigen Haushalts verlesen und darauf hingewiesen hatte, dass der Vermögenshaushalt vor allem durch die Kosten für die Überarbeitung der Abwasserentsorgungseinrichtungen, des Breitbandausbaus, der Sanierung von Gemeindeverbindungsstraßen, der Anschaffung eines Feuerwehrautos, der Kanalsanierung in Hemmersheim sowie der Umgestaltung des Areals "Am Riesenberg" in Hemmersheim geprägt sei, legten die Zuhörenden los.
Kanalnetz bleibt unberührt
Da war zunächst die Frage, wohin der Weg bei den Kläranlagen führt. "Die in Auftrag gegebene Studie deutet darauf hin, dass es nach Winterhausen geht", erklärte Ballmann. Zum Glück gebe es Zuschüsse für das Projekt. Ein Bürger konnte wieder beruhigt werden, nachdem er sich aufgeregt hatte, dass jetzt nach der Dorferneuerung wohl wieder alles aufgegraben würde. Das Kanalnetz bleibt aber unberührt.
"Was spricht dagegen, dass das Abwasser in einem Güllebehälter nach Winterhausen gefahren wird?" wollte ein Bürger wissen und sorgte damit für ungläubiges Staunen. Dazu sagte ein anderer Bürger: "Mit einem Lkw? – Das ist jenseits von Gut und Böse." In dieser Form sei das wohl auch nicht zulässig und kaum machbar, wenn man zum Beispiel an Starkregenereignisse denke, hieß es.
Angesprochen wurde beim Wegebau die schlechte Ausführung, die einer Korrektur bedürfe. Ebenso bemängelt wurden nicht ausgeputzte Gräben, nicht aufgestellte Parkbänke, verschmutzte Straßen, die Missachtung des Lkw-Durchfahrtsverbots oder die Parkplatzsituation beim Arzt.
Frage nach Gemeindearbeiter
Heftige Kritik übte ein Bürger: "Wir werden von der Gemeinde vernachlässigt." Er begründete dies damit, dass noch immer ein Kinderspielplatz in Lipprichhausen fehlt. Zudem würden andere sagen, wie schlampig es in der Gemeinde aussieht. "Warum haben wir keinen Gemeindearbeiter?", fragte er. Eine Frage, die auch andere stellten. Der fehlende Gemeindearbeiter war auch Thema beim Winterdienst, der nach Ansicht einer Bürgerin mehr als schlecht gelaufen sei. Ballmann wies darauf hin, dass dann ein Bauhof aufgebaut werden müsste. Zudem koste das viel Geld.