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Würzburg
Wir über uns: Wie Leser die Corona-Berichterstattung bewerten
Covid-19 stellt alle Journalistinnen und Journalisten seit Wochen vor besondere Herausforderungen. Die Redaktion erhält überwiegend Zustimmung für ihre Arbeit .
Die Leser sind mit der Corona-Berichterstattung überwiegend zufrieden.
Foto: Sven Hoppe/dpa | Die Leser sind mit der Corona-Berichterstattung überwiegend zufrieden.
Michael Reinhard
Michael Reinhard
 |  aktualisiert: 09.06.2020 13:10 Uhr

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Corona ist in diesen Tagen allgegenwärtig - ob Sie die Zeitung am Frühstückstisch aufschlagen, den Fernseher einschalten oder Radio hören. Nicht anders ist es bei Gesprächen mit Freunden, Kollegen oder Nachbarn. Ich kann mich in den zurückliegenden Wochen an keine Unterhaltung erinnern, in der nicht mindestens einmal das Wort Corona gefallen ist.

Da verwundert es nicht, wenn Psychologen empfehlen, dass wir tagsüber auf ausreichend Corona-Pausen achten sollen. Sicher ein gutgemeinter Ratschlag. Doch wie so oft ist das leichter gesagt als getan. Vor allem für uns Journalistinnen und Journalisten. Denn es ist unsere Aufgabe, Sie in der Zeitung, auf mainpost.de und in Newslettern nahezu rund um die Uhr mit allen wichtigen Nachrichten über die Corona-Entwicklungen zu informieren. Sie aufzuklären, Ihnen Hintergründe zu liefern und Geschehnisse einzuordnen. Wie in jeder Krise wächst mit zunehmender Verunsicherung auch das Bedürfnis nach Information und Orientierung.

„Nach meiner Beobachtung findet sehr wohl eine kritische Berichterstattung und Kommentierung statt."

Wir versuchen diesen Anspruch Tag für Tag zu erfüllen: mit aller Professionalität, Sorgfalt und der gebotenen kritischen Distanz zu den politischen Entscheidungsträgern. Dieses Bemühen erkennen die meisten von Ihnen an, liebe Leserinnen und Leser. Sie haben uns das in zahlreichen Zuschriften mitgeteilt.

So schreibt beispielsweise Peter B: „Nach meiner Beobachtung findet sehr wohl eine umfassende, plurale und kritische sowie verantwortungsbewusste Berichterstattung und Kommentierung des Geschehens in den Medien statt. Darüber hinaus wird den BürgerInnen eine Fülle von auch divergierenden Fakten und Kommentierungen geboten, welche der Orientierung dienen (können, wenn auch nicht immer).“ Beate B. findet „die Berichterstattung klar und ausreichend, für mich auch achtsam“. Auch Gunther S. kann „keine generelle unkritische Berichterstattung erkennen“.

Natürlich ernten wir nicht nur Lob für unsere Arbeit. So appelliert Fredy G. an uns: „Bitte liebe Presse macht euch nicht zum Sprachrohr von Politikern, sondern hinterfragt Entscheidungen der Politik, das ist eure Aufgabe. Die Meinung soll sich dann jeder Bürger selber bilden.“ Und für den ehemaligen Richter Dieter M. ist die Main-Post „in dieser Zeit der Coronakrise ein Muster an demütiger, den offiziellen Stellen kritiklos folgender Berichterstattung“. Sein Rat: „Sie sollten sich die Empfehlungen des Journalistikprofessors Klaus Meier sehr zu Herzen nehmen.“

Klaus Meier, Inhaber des Lehrstuhls für Journalistik I an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 
Foto: KU/Constantin Schulte Strathaus | Klaus Meier, Inhaber des Lehrstuhls für Journalistik I an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 

Der Journalistik-Professor der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt forderte in einem Interview mit uns unter anderem, dass hochwertiger Journalismus jetzt in den Diskurs eintreten“ müsse. Meiers konkrete Erwartung: „Man muss alle möglichen Szenarien abwägen, die sinnvoll sind, um aus diesem Shutdown wieder herauszukommen. Welche Maßnahmen sind jetzt verhältnismäßig und zielführend? Welche übertrieben und widersprüchlich? All das muss öffentlich diskutiert werden.“

„Stellen Journalisten rund um Corona genügend kritische Fragen?“

Auch andere Medienexperten haben sich kritisch mit der Corona-Berichterstattung auseinandergesetzt. Anstatt zu hinterfragen, transportieren Journalisten die Krisenstrategie der Bundesregierung weitgehend kritiklos, bemängelt beispielsweise die Medienjournalistin Vera Linß. Auch in Krisenzeiten sei es nicht die Aufgabe der Medien, den verlängerten Arm der Regierung zu spielen und Kampagnen à la „Wir vs. Virus“ zu inszenieren, wie es etwa die Tagesschau in sozialen Medien getan habe. Und die Medienkolumne „Altpapier“ des MDR fragt provokant: „Stellen Journalisten rund um Corona genügend kritische Fragen?“.

Wir Journalistinnen und Journalisten der Mediengruppe Main-Post beschäftigen uns täglich in mehreren (Video-) Konferenzen mit der Kritik von Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern. Wir sind uns bewusst, dass wir trotz allen Bemühens keineswegs immer alles richtig machen. Zumal in einer Krisensituation, die von uns das Kunststück der Paradoxiebewältigung verlangt. So hat Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft in Tübingen, die aktuelle journalistische Herausforderung bezeichnet: Es gilt zu erklären und einzuordnen, was sich noch gar nicht richtig erklären und einordnen lässt. Und es gilt, kritische Distanz zu wahren, auch wenn man selbst gerade fortgerissen wird von den Ereignissen oder der eigenen Angst.

Das alles unter ungewöhnlichen Bedingungen. Seit Wochen schon planen, recherchieren und produzieren wir unsere Inhalte vom heimischen Schreibtisch aus – mit allen Herausforderungen, die eine solche Arbeitsumgebung mit sich bringt.

Trotz all dieser Erschwernisse, das kann ich Ihnen versichern, arbeitet die gesamte Redaktion engagiert, kreativ, motiviert – und mit bemerkenswerter Gelassenheit. Uns alle treibt ein Ziel an: Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch in dieser für uns alle schwierigen und herausfordernden Zeit mit hochwertigem Journalismus zu versorgen. Begleiten Sie uns dabei gerne weiterhin mit Ihren kritisch-konstruktiven Rückmeldungen. Sie erreichen mich unter michael.reinhard@mainpost.de.

Herzlichst

Ihr

Michael Reinhard

 
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  • R. M.
    ..nun ich hätte da eine Frage über die Handlungsweise dieses ehemaligen Bayr.-Sonnenkönigs im Hinblick von Wiedersprüchlichkeiten im Falle CORONA und jugendlichen Flüchtlingen welche ER in dieser Zeit einer Panemie ins Land holt....??!
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  • M. R.
    Wie konkret lautet Ihre Frage? Welche konkreten Widersprüchlichkeiten meinen Sie?
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die - aus meiner sich entscheidende - Unsicherheit besteht darin, daß sich Wissenschaftler bezüglich der Bedeutung und Wirksamkeit von Maßnahmen für das Zurückdrängen der Infektion selbst nicht einig sind.
    Das ist auch nicht verwunderlich, es ist ja neu.
    Viel spannender, und aus meiner Sicht wichtiger, ist ein nach "Links- und Rechts-Gucken". Was tun andere (Länder?) Was bringt, hat es gebracht? Könnte auch ein im Rampenlicht stehender Fachmann sich gerade auf dem Holzweg befinden? Welche Hinweise kann man den Leserinnen und Lesern hier geben als Hilfe zu Selbsthilfe? Mit den notwendigen Hinweisen auf einzuhaltende Nebenbedingungen, damit das funktioniert?
    Das ist alles mehr "Background-Info" als Tagesgeschäft. Es erfordert mehr Recherche, wäre aber als "Wochen-" oder "Monats-" Artikel für viele hilfreich.

    Was mich stört ist einen bestehenden (Online-) Artikel immer weiter aufzubohren. Ich fände das besser als Artikelreihe. Warum? Weil es erleichtert Alt von Neu zu unterscheiden.
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  • M. R.
    Danke für Ihre Anregungen. Wir werden uns darum kümmern.
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  • T. M.
    @jobi
    Was ist an einem Corona Virus neu? SARS Cov 1 gabs schon 2002.
    Und die Pest ist bald 800 Jahre alt.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Sehr geehrter Herr Reinhard,
    im Großen und Ganzen bin ich mit Ihrem Umgang mit dem Thema recht zufrieden. Besonders begrüßenswert finde ich, dass Sie sofort auf die Bitte reagiert haben, täglich eine Seite Rätsel und auch etwas für gelangweilte Grundschulkinder zu bringen. Die Mut-Mach-Seite ist für mich persönlich etwas betulich, aber hat bestimmt sehr großen Anklang gefunden.
    Etwas mehr journalistische Distanz wünsche ich mir allerdings bei einigen Berichten, wo es um Hochzeitspaare geht, die durch Corona um ihren "schönsten Tag im Leben" gebracht worden sind. Beim Lesen des Textes stellt sich oft heraus, dass das Paar schon sehr lange zusammen ist und keinen besonderen Grund hat gerade jetzt zu heiraten, außer dem Wunsch nach einer schönen Feier (also kein wirklicher Schicksalsschlag durch Corona). Es liest sich alles ein wenig wie die Reklame eines kommerziellen Hochzeitsplaners, auch das dazugehörige Foto sieht aus wie vom Hochzeitsfotografen und nicht von einem M-P Reporter.
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  • M. R.
    Danke für den kritischen Hinweis auf die Artikel über Hochzeiten. Ich schaue mir die Berichterstattung noch mal genauer an.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Insgesamt ist die Berichterstattung schon ok. Meine Infos hole ich mir aber vorrangig vom öffentlich rechtlichen. Dort vor allem der Dlf. Meinen früheren Favorit BR hab ich fast aufgegeben, der ist mir ehrlich gesagt gerade in der Krise zu regierungsnah.
    Was mir fehlt ist eine kritische Betrachtung zur Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen. Die Reproduktionszahl ist schon vor dem 22./23. Mai auf ein Niveau von ca. 1 gesunken. Dass wir unter 1 müssen ist mir auch klar und da ist jedes Zehntel weniger als 1 immens wichtig. Aber was war in dem Bündel von Maßnahmen wirklich wirksam, was überzogen?
    Wer die politische Verantwortung für die Nichtbevorratung der Schutzausrüstung trägt, sollten wir nach der Krise diskutieren.müssen wir aber dringend. Denn da wird deutlich, dass die Söders&Co in sträflicher Weise ihre Pflichten vernachlässigt haben.
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  • P. S.
    Definitiv stellen Sie zu wenige kritische Fragen im Zusammenhang mit Corona!
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  • M. R.
    Welche Fragen brennen Ihnen denn besonders auf den Nägeln, die wir bislang nicht beantwortet haben? Dann können da eventuell ja nachfassen.
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  • P. S.
    Schade, dass Sie nicht von selbst drauf kommen. Wie kann es sein, dass Altenheime so stark betroffen sind, obwohl sie von Anfang an geschlossen wurden. Warum wurde nicht schon früher ausgiebiger getestet? Warum wurden anfangs immer nur Infizierte und Tote genannt, nie aber die Gesamtzahl der Tests und die Genesenen(ja, das machen Sie jetzt) Warum hat man in der Frühphase der Krise, als Chinesen hier alle Schutzmasken aufgekauft haben nicht reagiert? etc.pp.
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  • M. R.
    Wissenschaftler, Politiker, ja wir alle haben in den zurückliegenden Wochen nahezu täglich dazu gelernt. Das halte ich auch für normal, da es sich um ein neues Virus handelt, dessen Erforschung erst ganz am Anfang steht. Wer vor zwei Monaten schon alle Fragen gestellt hätte, die er jetzt dank Zugewinn an Wissen locker formulieren kann, der werfe den ersten Stein...
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  • A. H.
    Sehr geehrter (und diese Anrede ist in Ihrem Fall auch wirklich so gemeint und keine Floskel) Herr Reinhard,
    bei aller Zufriedenheit, die Sie da an den Tag legen: Für eine endgültige Beurteilung ist es m. E. noch etwas arg früh. Ich glaube nämlich, nach aller anfänglichen Zustimmung tauchen in der Berichterstattung so langsam auch wieder die alten Beißreflexe auf - wenn auch noch nicht gegenüber dem Leitwolf, an den traut man sich dann doch noch nicht so recht ran, aber gegenüber der Nummer zwei und die folgenden.
    In diesem Sinne: Frohes Schaffen
    ein kritischer, aber gewogenener (ein vom Leseranwalt - gibts den eigentlich noch? - einst gerne verwendeter Ausdruck) Leser
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  • M. R.
    Eine herausragende Aufgabe der Medien ist ihre Kritik- und Kontrollfunktion, also den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Das tun wir Tag für Tag - auch bei "Leitwölfen"! Das schließt aber nicht aus, dass wir gelegentlich auch mal Dinge nicht tief genug hinterfragen...
    Hier ist übrigens der aktuelle Leseranwalt: https://www.mainpost.de/ueberregional/meinung/leseranwalt/Leseranwalt-Gemeinwohl-ueberwiegt-in-Corona-Berichten;art18771,10434765
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  • H. S.
    Man hat den Eindruck, es gibt nur noch das eine Thema Corona. Auch wenn vieles anders abläuft, aber das Leben geht doch trotzdem weiter. Betriebe arbeiten, Gremien und Parlamente arbeiten, Legislative und Exekutive arbeiten, Verbrechen geschehen leider auch noch, Unfälle passieren, ...
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  • A. G.
    Hier kann ich nur voll zustimmen. Die Zeitung wurde im Verlauf der C.-Krise immer dünner. Nichtssagende Fotos werden immer größer. Es macht den Anschein als gelte es irgendwie den Platz zu füllen. Die Berichterstattung über das Weltgeschehen neben Corona findet so gut wie nicht mehr statt.
    Sehr bedauerlich.
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