
Berthold, Hildegard und Markus Schmachtenberger sitzen entspannt im Erdgeschoss ihrer neuen Vinothek und genießen die Aussicht auf die bekannte Reblage „Ewig Leben“. „Unser Grundstück war beschränkt. Deswegen mussten wir unseren allseits bewunderten Bauerngarten für den neuen Verkaufsraum und die Weinprobierstube im Untergeschoss opfern“, sagt Hildegard Schmachtenberger. „Aber das Ergebnis lohnt den Aufwand.“
Der Blick geht vom Verkaufsraum auf Weinberge, die mit Hecken durchsetzt sind. „Oberhalb beginnt schon das Naturschutzgebiet, eines der ältesten in Bayern“, berichtet Berthold Schmachtenberger, der seit 1977 den Weinbaubetrieb leitet. Das große Panoramafenster war eine Idee des Architekten Reinhold Jäcklein aus Volkach. Drei Blickachsen in Richtung Ewig Leben und Würzburger Kirchberg dominieren den Raum, den Farb- und Materialkontraste bestimmen: der bläulich schimmernde Muschelkalkboden, das helle, stark gemaserte Nussbaumholz der Tische, Stühle und Weinregale und die aus Gips gefertigte Akustikdecke.
In der Auslage warten die roten und weißen Weine der Jahrgänge 2011 und 2012 auf Kunden. „Unsere besten Weine vermarkten wir mit der Bezeichnung Greif“, sagt Markus Schmachtenberger, der beim DLG-Wettbewerb „Jungwinzer des Jahres 2012“ den zweiten Platz belegt hat. Mit dem Greif habe es eine besondere Bewandtnis sagt Berthold Schmachtenberger: „Unsere Familie darf seit 1370 den Greif, ein Fabelwesen aus Adler und Löwe, im Wappen führen.“ Markus hat 2005 seine Prüfung als Weintechniker abgelegt und 2006 die Betriebsleitertätigkeit übernommen, als sein Vater eine Bandscheibenoperation hatte.
„Ab 2006 sind die Weinproben immer mehr geworden. Und als wir einfach Platz brauchten, haben wir uns entschlossen, zu erweitern“, sagt Hildegard Schmachtenberger, die für die Vermarktung zuständig ist. „Wir haben uns verschiedene Projekte angeschaut. Und weil uns Reinhold Jäckleins Formsprache am meisten zugesagt hat und er auch selbst aus einem Weinbaubetrieb stammt, haben wir uns im Winter 2009/2010 für ihn entschieden“, berichtet Markus Schmachtenberger.
Die Zusammenarbeit mit dem Architekten sei spannend gewesen: „Beide Seiten haben für ihre Vorstellungen gekämpft, aber letztlich ist für beide das Beste herausgekommen.“ Und Berthold Schmachtenberger ergänzt: „Besonders schön ist die lichtdurchflutete Räumlichkeit. Auch deswegen wurde unsere Vinothek mit sechs anderen Objekten für den Bayerischen TourismusArchitekturpreis „artouro 2013“ nominiert.“ Zum Preis hat es dann doch nicht ganz gereicht.
An diesem Donnerstag, 23. Mai, wird die Vinothek feierlich eröffnet. Besonders freuen sich die Schmachtenbergers auf die fränkische Weinkönigin Marion Wunderlich.
In der Weinstube haben mehr als 40 Gäste Platz, berichtet Hildegard Schmachtenberger. Die Weinproben moderiert Markus Schmachtenberger, und an der Organisation beteiligt sich die ganze Familie.
„Zuvor haben wir unsere Weinproben im alten Winzerhaus veranstaltet“, sagt Berthold Schmachtenberger. Das aus Muschelkalk gebaute Haus wurde 1924 von seinem Großvater Michel-Josef Schmachtenberger errichtet und wäre beinahe bei Grabungsarbeiten im Hof eingestürzt. Markus Schmachtenberger erzählt, wie der Urgroßvater im Dorf von Bekannten gewarnt worden sei: „Geh heim, Dein Haus fällt ein.“ Eingestürzt ist es nicht, aber seitdem steht die Außenmauer etwas schief.
Nach Übersee hat es dann Michel-Josefs Sohn Franz Schmachtenberger verschlagen, der unter Rommel während des Zweiten Weltkriegs in Afrika gekämpft hat und in amerikanische Kriegsgefangenschaft gekommen ist. Seiner Ehe mit Margaretha, geborene Voit, einer Sulzfelder Bauerstochter, entstammt auch Berthold Schmachtenberger, der zweite Sohn seiner Eltern. „Mein Motto lautet: „Im Weinberg liegt ein Schatz begraben. Grabt danach“, sagt der Leiter des Weinguts.
Ein Ergebnis der Arbeit ist das 1985 erbaute, ockerfarbene Lagergebäude mit Kellerei. „1985 haben wir fast gar nichts geerntet“, berichtet Hildegard Schmachtenberger. „In der Nacht hatten wir 25 Grad Minus gehabt, und am Tag Plusgrade. Das Resultat: fast Totalausfall. „Aber auch dies haben wir bewältigt. Die Familie hat geholfen, die Stöcke wieder aufzubauen“, betont ihr Mann.
Wie Urgroßvater und Vater hat auch Markus Schmachtenberger kurz vor Baubeginn der neuen Vinothek mit einer Naturlaune zu kämpfen gehabt. „Es war hart, zu sehen, wie all das, was man aufgebaut hat, vom Spätfrost in einer Mainacht zerstört wird“, sagt der Jungwinzer. „Wir haben das Bauprojekt Vinothek dennoch durchgezogen. „Die zweite Ernte hat uns 2011 gerettet.“ Und Berthold Schmachtenberger resümiert: „Wir haben so viel Glück im Leben gehabt. So viel Unheil wurde von oben abgewendet.“ Hinter den Weinbergen verschwinden gerade die letzten Sonnenstrahlen.