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WÜRZBURG
„Wir forschen für mehr Energieeffizienz“
Energieforscher am Werk: Professor Vladimir Dyakonov, Wissenschaftlicher Leiter und Vorstand des Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE), und Dr. Hans-Peter Ebert, Bereichsleiter Energieeffizienz (rechts), vor dem noch jungen Energie Effizienz Zentrum am Hubland.
Foto: Thomas Obermeier | Energieforscher am Werk: Professor Vladimir Dyakonov, Wissenschaftlicher Leiter und Vorstand des Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE), und Dr.
Das Gespräch führte Holger Welsch
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:19 Uhr

Vor gut einem Jahr eröffnete das Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) als ersten Bau im Stadtteil Hubland das 11,5 Millionen Euro teure Forschungs- und Demonstrationsgebäude Energy Efficiency Center (EEC). Das Haus mit seinem markanten Zeltdach ist selbst ein Forschungsobjekt, an und in dem 65 Mitarbeiter energiesparende Funktionsmaterialien testen und erforschen.

Das ZAE mit Sitz in Würzburg ist ein gemeinnütziger Verein und unterhält auch Institute in Erlangen und Garching. Seine Grundfinanzierung, etwa ein Viertel des 14,6 Millionen-Jahresetats – übernimmt das Bayerische Wirtschaftsministerium. Den Rest steuern Drittmittel aus öffentlichen und von der Industrie finanzierten Projekten bei.

Über eine erste Bilanz zum EEC sprachen wir mit dem Bereichsleiter Energieeffizienz Dr. Hans-Peter Ebert (52)) und dem Wissenschaftlichen Leiter und ZAE-Vorstand Prof. Vladimir Dyakonov (50).

Frage: Wie sieht die Bilanz des ZAE nach gut einem Jahr des Energie Efficiency Center aus?

Hans-Peter Ebert: Wir ziehen eine sehr positive Bilanz. Wir bieten unseren Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz und diese sind sehr stolz auf ihr neues „Zuhause“. Sie genießen den Komfort in den Büros und den Laborräumen und natürlich das attraktive Uni-Umfeld. Das ZAE erzielt auch deutlich mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Wird jetzt mehr geforscht als früher, beziehungsweise gibt es mehr Aufträge von der Industrie, auch im Zeichen der Energiewende?

Vladimir DyaKonov: Die Forschungsaktivität hat seit dem Umzug nochmals zugenommen. Insgesamt hat sich am ZAE das Drittmittelaufkommen, also öffentliche Gelder und Industriemittel, in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt. Wir wachsen an allen drei Standorten, obwohl die Konkurrenz im Wettbewerb um die Energieforschungsmittel deutliche angestiegen ist.

Wie viele und welche Projekte werden derzeit erforscht?

Ebert: Wir arbeiten an gut zwei Dutzend größeren Projekten, von Materialentwicklungen, beispielsweise im Bereich neuartiger Wärmedämmungen oder neuer Photovoltaik-Technologien, bis hin zu Demonstrationsprojekten, beispielsweise für thermische Speicheranwendungen in Gebäuden. Es ist ein breites Spektrum im Bereich der Energieeffizienz und der Erneuerbaren Energien, in dem wir forschen.

Gibt es ZAE-Forschungsergebnisse, die seit der Eröffnung vor einem Jahr auf den Markt kamen oder kommen?

Ebert: Im Laufe des vergangenen Jahres wurden zwei der im ZAE eingesetzten Prototypen durch unsere industriellen Projektpartner auf dem Markt gebracht: Ein neuartiges Deckenheiz- und Kühlsystem, das unsere Büroräume temperiert. Dabei werden spezielle Gipskartonplatten verbaut, die ebenso spezielle Wärmespeichermaterialien beinhalten und den gleichen thermischen Komfort bieten wie in einem Massivbau. Zudem stecken noch eine Reihe von innovativen Technologien im Gebäude, die nahe der Marktreife sind.

Was macht die Erforschung der energieeffizienten Gebäudetechnik am und im Neubau?

Dyakonov: Nach der Inbetriebnahme des Gebäudes schließt sich eine mehrjährige Messkampagne und Optimierungsphase an, in der die technischen und wissenschaftlichen Ziele überprüft und Komponenten und Systeme optimiert werden. Die daraus gewonnen Erkenntnisse sind nicht nur für das ZAE wichtig, sondern sollen vor allem helfen, zukünftig energieeffizientere Gebäude, vor allem im Wohnbereich und bei der Altbausanierung, die etwas schleppend voranschreitet, zu verwirklichen.

Funktioniert das „Markenzeichen“ des EEC, das Zeltdach, und gibt es Anzeichen, so etwas künftig auch privat auf dem Dach zu haben?

Dyakonov: Das Dach funktioniert hervorragend. Der Winter war ziemlich mild mit wenig Schnee, Sturm und Unwetter hat es erwartungsgemäß sehr gut überstanden. Sein herausragendes Merkmal ist seine Lichtdurchlässigkeit, wodurch man Strom für das Kunstlicht spart. So schnell wird man allerdings diese textilen Bauweisen nicht in privaten Bereichen finden. Aber wir forschen an umsetzbaren Lösungen, gerade auch für die energetische Altbausanierung.

Wie ist die Resonanz beim neuen Besucher- und Informationszentrum?

Ebert: Bislang haben wir rund 2500 Besucher gezählt: von Politikern über Fachleute, Studenten bis hin zu Schülern. An manchen Tagen melden sich bis zu drei Schulklassen an. Besuchen kann man die Ausstellung übrigens kostenfrei an allen Werktagen von 10 bis 15 Uhr, jeden zweiten Donnerstag im Monat wird um 14 Uhr eine Führungen angeboten. Sicher kennt noch nicht jeder Würzburger das ZAE, aber wir hoffen auf eine weiterhin große Besucherrate.

Was sind die nächsten Ziele?

Dyakonov: Unser Ziel und Wunsch ist es, dass unsere Forschungsergebnisse in der Praxis ankommen. Dazu müssen wir mehr solcher Leuchttürme wie das Energy Efficiency Center setzen. Es ist sicherlich notwendig, verstärkt zukunftsfähige Lösungen im energieeffizienten und nachhaltigen Wohnungsbau zu demonstrieren. Wichtig ist auch das Systemverständnis zu verbessern, da eine immer stärkere Vernetzung von unterschiedlichen Techniken in unseren Energiesystemen erfolgt. Außerdem freuen wir uns auf die Landesgartenschau 2018 in der Nachbarschaft. Zu diesem wichtigen Event wollen wir einen Betrag leisten.

 
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