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SOMMERHAUSEN
Winzerfamilie baut Wein im gemischten Satz an
Winzerfamilie baut Wein im gemischten Satz an       -  Pauline Steinmann und ihr Onkel Christoph Steinmann haben einen Weinberg bei Sommerhausen im so genannten alten fränkischen Satz mit Reben bepflanzt. 15 verschiedene Rebsorten stehen hier auf 1200 Quadratmetern beisammen.
Foto: CLAUDIA SCHUHMANN | Pauline Steinmann und ihr Onkel Christoph Steinmann haben einen Weinberg bei Sommerhausen im so genannten alten fränkischen Satz mit Reben bepflanzt.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:05 Uhr

Ganz weit oben in den Sommerhäuser Weinbergen hat Familie Steinmann ein Stück Land gekauft. 1200 Quadratmeter sind es, mit teils sehr kurzen Zeilen. Kein Land, das sich mit Maschinen leicht bewirtschaften lässt. Hier verwirklicht Pauline Steinmann eine ungewöhnliche Idee: Sie hat den Weinberg nach einer uralten Methode bepflanzt, im so genannten gemischten Satz.

„Früher gab es überhaupt nichts anderes“, erklärt ihr Onkel Christoph Steinmann. In vergangenen Jahrhunderten, da hatte man keinen Silvaner im Glas, auch keinen Riesling oder Muskateller. Man trank einfach Wein. Was in den Fässern lagerte, war eine Mischung aus all jenen Rebsorten, die im jeweiligen Weinberg wuchsen. Je nachdem, ob der Anteil roter Trauben hoch war oder nicht, konnte den Wein sogar eine rosé-artige Farbe aufweisen.

Eine wilde Mischung verschiedener Rebsorten zu kultivieren, hatte in Zeiten ohne wirksame Pflanzenschutzmittel viele Vorteile. „Einige Sorten kommen mit Trockenheit besser zurecht, dafür macht anderen häufiger Regen weniger aus“, sagt Christoph Steinmann. Indem man verschiedene Sorten gemeinsam wachsen ließ, vergrößerte sich die Chance, dass zumindest aus einem Teil der Trauben etwas wurde.

Die Altvorderen kalkulierten außerdem, dass einige Sorten die Menge brachten, andere die Säure, und wieder andere für Qualität sorgten.

Gebräuchliche Methode

„In früheren Zeiten ging man überall in der Landwirtschaft so vor“, erläutert Steinmann. Die Leute bauten Getreide wie Gemüse an und hielten Kühe und ein Schwein, und die Reicheren hatten auch noch einen Weinberg. Die Spezialisierung auf bestimmte Produkte kam erst in jüngerer Zeit auf, nämlich mit der Flurbereinigung in den 1960er Jahren. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sei der gemischte Satz auch im Weinbau die gebräuchliche Methode gewesen, sagt Christoph Steinmann.

Seine Nichte Pauline kam in ihrem Ausbildungsbetrieb auf die Idee mit dem gemischten Satz. In Kürze wird die 19-Jährige ihre Ausbildung zur Winzerin abschließen. Die Jugend, sagt Christoph Steinmann schmunzelnd, probiert halt gern was Neues aus. Selbst, wenn das Neue eigentlich uralt ist. Pauline Steinmann holte sich in der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Rat, wo alte Rebsorten zu bekommen seien, und bestellte sich dann die 4631 Pflänzchen.

In dem Sommerhäuser Weinberg wachsen jetzt roter und weißer Gutedel, weißer Lagler, Adelfränkisch und Vogelfränkisch, Muskateller, Gewürztraminer, Riesling, grüner und blauer Silvaner, Grau- und Weißburgunder, Hartblau, Bukettrebe und Heunisch. Doch genau wie alle andere Reben müssen sich auch die alten Sorten vor der Reblaus fürchten, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurde und katastrophale Folgen für den europäischen Weinbau hatte.

Deshalb haben Pauline Steinmanns Pflänzchen einen Wurzelstab aus reblausresistenten amerikanischen Pflanzen und ein aufgepfropftes Edelreis der jeweiligen Sorte. In dem Weinberg fällt auf, dass hier nicht jede Pflanze für sich steht. Immer zwei wurden dicht beieinander in die Erde gesetzt. „Das soll die Konkurrenz fördern“, sagt Christoph Steinmann.

Tiefere Wurzeln

Von Pflanzen, die mit anderem um das Wasser im Boden ringen müssen, erwarten sich die Winzer tiefere Wurzeln. Wo welche Reben stehen, verrät übrigens ein Plan des Weinbergs.

Familie Steinmann hat jetzt den 3. Oktober 2019 im Kopf. Dann werden, wenn alles gut geht, die ersten Trauben erntereif sein. Ungefähr 800 Liter Wein erhoffen sich Steinmanns aus diesem besonderen Weinberg. Das wären etwa 1000 Flaschen. Vermarktet wird der Wein unter der Bezeichnung „alter fränkischer Satz.“ Bei der Sicherung der Namensrechte für den „gemischten Satz“ waren nämlich die Österreicher schneller.

 
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  • G. S.
    Das Weingut Sack in Oberlauda (liegt im Verbreitungsgebiet der MP) hat schon länger einen "Gemischten Satz" im Angebot. So neu ist also das nicht, was hier aus Sommerhausen gepriesen wird.
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