Ein Wimmel- und Rätselbild ist das Passionsbild mit dem gekreuzigten Jesus, das in der Eßfelder Nikolauskapelle hängt. Bis Ostern stehen die Türen für Entdecker offen.
Die ganze Passionsgeschichte in einem Bild – da gibt es zum Kreuzestod als dem zentralen Geschehen viel zu gucken, zu entdecken, vielleicht auch zu rätseln. Unter anderem ist der Hahn zu sehen, der dreimal kräht, die Silberlinge für den Verrat, die Geißelwerkzeuge und die Würfel der Soldaten – im Hintergrund Jerusalem. Und am Himmel die Sonnenfinsternis, die sich mit Jesu Tod einstellt. Noch unklar sind Künstler, Herkunft und Alter des Ölbildes, denn die Kapelle und das Passionsbild seitlich im Chorraum sollen auch beim neuen Europäischen Kulturweg Giebelstadt-Eßfeld eine Rolle spielen.
Noch ist die Herkunft des Bildes völlig unklar, denn selbst in den ausführlichen Beschreibungen Eßfelds von Geistlichem Rat, Kirchenhistoriker und Heimatforscher August Amrhein (1847-1934) gebe es laut Ortschronist Lukas Lesch keinen Hinweis auf dieses Bild. Ins 11. Jahrhundert weist dagegen die neueste Untersuchung zum Alter der Kapelle mittels Radiocarbon-Datierung (C-14 Methode), so Lesch. In der südlichen Fassade war vergangenes Jahr unter anderem eine Tür freigelegt worden, bei der sich noch Holzbalken von der Verriegelung fanden, die Lukas Lesch und Marco Lesch, Mitglied der Kirchenverwaltung, hatten untersuchen lassen. Den Hochaltar der Nikolauskapelle schmückt im Übrigen ein Nikolausbild des Giebelstädter Kirchenmalers Georg Hanftmann (1834-1867).
Verschiedene Ereignisse gleichzeitig abgebildet
Im Fokus steht aktuell allerdings das Passionsbild, zu dem Pfarrer Georg Hartmann eine kurze Beschreibung mit Deutungen und einer kleinen Andacht verfasst hat. Ein Wimmelbild nennt die Kunstgeschichte ein solches Bild, das verschiedene Ereignisse und Figuren gleichzeitig abbildet – und hier die ganze Passionsgeschichte in einem Bild darstellt. Zum Vergleich: Ein traditioneller Kreuzweg mit 14 Stationen hängt ebenfalls in der Kapelle. Es ist dies der alte Kreuzweg aus der Eßfelder Echter-Kirche, dem Vorgängerbau der neugotischen Pfarrkirche St. Peter und Paul.
Eine andere Art, die Passionsgeschichte zu erzählen, ist das Erzähltheater. Thomas Schenkel als Ideengeber hatte dabei im Sinn, den Kreuzweg für Kinder erlebbar zu machen. Ein Erzähltheater mit Bildern nach Tradition des japanischen Kamishibai steht auf dem Altar bereit, mitsamt Erläuterungen. Die Bildtafeln dürfen selbsttätig gewechselt werden. Mit der Auferstehung als 15. Station ist hier auch die Heilsgeschichte inbegriffen.
Die ansonsten verschlossene Nikolauskapelle in der Dorfmitte, die mit dem Dichter Reinmar von Zweter (ca. 1200-1250) in Verbindung gebracht wird, der hier begraben sein soll, wird bis Ostern täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein, um einen Platz zum Innehalten, für die Andacht und für Entdeckungen anzubieten.