
Aus dem etwas verloren wirkenden Rottendorfer Bahnhofsgebäude soll ein einladendes Aushängeschild am Ortseingang für Reisende werden, die mit der Bahn unterwegs sind. Die Gemeinde hatte den seit längerem ungenutzten Bahnhof schon 2014 von der DB-Immobilien erworben. Mit seiner Wiederbelebung als Veranstaltungsort und Kulturzentrum soll der gesamte Bereich städtebaulich eine Aufwertung erhalten. Als Hingucker ist die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Dampflok mit dem Namen "Rottendorf" geplant.
Die Kosten werden auf 3,8 Millionen Euro geschätzt. Von der Städtebauförderung gibt es bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten. In das seit längerem angestrebte Bauvorhaben kommt nun wieder Bewegung. Nach langwierigen Verhandlungen der Gemeinde mit der DB-Immobilien ist es gelungen, für das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, eine Entwidmung zu erhalten. Damit untersteht es der bayerischen Bauordnung. Die Gemeinde kann damit beim Landratsamt Würzburg eine Baugenehmigung beantragen. Bei den Freiflächen, die ebenfalls der Gemeinde gehören, war dies nicht möglich. Dort befindet sich ein Streckenkabel der Bahn. Voraussichtlich im Sommer sollen zudem die laufenden Bauarbeiten an Bahngleisen beendet sein.
Im Stil der Neo-Renaissance
Die Pläne für das Gebäude greifen das ursprüngliche Konzept Gottfried von Neureuthers auf, der das alte Bahnhofsgebäude 1855 im Stile der Neo-Renaissance umgebaut und erweitert hat. Die Fassade soll wieder die Gestalt aus der Bauzeit erhalten. Der Architekt hatte unter anderen auch den Würzburger Kopfbahnhof in der Ludwigstraße (1851-1856) und die Kunstakademie in München (1874-1884) gestaltet. Rottendorf war damals ein bedeutender Bahnknotenpunkt und entwickelte sich zum "Eisenbahndorf". Hier treffen die bedeutenden Bahnstrecken Nürnberg–Würzburg und Bamberg–Rottendorf, die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden, aufeinander.

Ergänzt wird das historische Gebäude mit modernen architektonischen Elementen, um den heutigen technischen Standards und den Anforderungen an Barrierefreiheit und Energieeinsparung gerecht zu werden. Die Fassade des alten Bahnhofsgebäude soll einen offenen Charakter erhalten. Die Bahnhofstraße wird zudem zu einem Bereich entwickelt, der Aufenthaltsqualität bietet. Entlang der Straße entsteht ein öffentlicher Fußgängerbereich mit Bänken und Bäumen. Eine Bushaltestelle an der Einmündung der Obertorstraße soll mit Uhr und Ortsplan einen neuen Orientierungspunkt am Bahnhofsplatz bilden.
Barrierefreie Nutzung geplant
Das Erdgeschoss ist als Wartebereich mit Sanitäranlagen geplant, eventuell mit angegliedertem Café. Im Obergeschoss ist Raum für eine Krabbelstube und einen Seminarraum für Vorträge oder kleinere Veranstaltungen. Von dort kann eine Terrasse über dem Dach des Erweiterungsbaus genutzt werden. Im Dachgeschoss befinden sich die Übungsräume des Musikvereins. Ein Aufzug ermöglicht die barrierefreie Nutzung des Gebäudes. An der Nordseite entsteht ein schlicht gehaltener, 150 Quadratmeter großer Erweiterungsbau. Er soll zukünftig als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum dienen.
In Richtung Bahngleise wird das Gebäude als Lärmschutz komplett geschlossen. Auf diese Weise entsteht eine große Wandfläche. Auf dieser soll eine originalgetreu gestaltete Dampflok zu sehen sein, genau so wie sie vor über 100 Jahren unter dem Namen "Rottendorf" auf den Gleisen unterwegs war.
