Emma Wolf staunt, als sie die Großküche der Seniorenwohnanlage am Hubland betritt. „Alles hat sich geändert“. Heißluftöfen, Druckgraddämpfer, so etwas wie große Schnellkochtöpfe – das gab es zu ihrer Zeit noch nicht. Dabei kannte die heute 78-Jährige diese Küche einst wie keine andere. War sie doch 25 Jahre ihre Chefin. Damit – und mit fünf weiteren Jahren in der sozialen Betreuung – hat Wolf mehr als die Hälfte der Geschichte des Pflegeheimes miterlebt – und mitgeprägt. Nun besuchten sie und andere ihre alte Wirkungsstätte.
Am 1. April 1965, das weiß Emma Wolf genau, fing sie im kreiseigenen Seniorenheim am Hubland an. Da war Edeltraut Taut schon fast ein Jahr da. Die heute 89-Jährige gehörte zur Urbesetzung der Großküche.
Es war ihre erste Stelle. Und ein Kulturschock. Denn Taut, ursprünglich aus dem Sudetenland und heimatvertrieben, wuchs in einem ländlichen Umfeld auf. Sie hatte gerade die Hauswirtschaftsschule abgeschlossen, kümmerte sich um ihr erstes Kind. Und dann der Blick in das damals modernste Pflegeheim in Stadt und Landkreis Würzburg, von Anfang an voll belegt.
„Solch große Mengen zu kochen war doch etwas anderes als in einem normalen Haushalt.“ Taut erinnert sich sogar, was es am ersten Tag gab: „Nudeleintopf“.
Beruflich unerfahren war Tauts neue Chefin Emma Wolf nicht, als sie 1965 ans Hubland kam. Sie hatte in der Schweiz gelebt und nach der Berufsschule fünf Jahre die Hauswirtschaft in der Würzburger Zahnklinik geleitet. Im kreiseigenen Pflegeheim traf sie auf ein kleines, aber junges Team. „Wir waren fünf Leute.“ Zum Vergleich: Heute arbeiten in der Küche 23 Mitarbeiter, inklusive Leiter Roland Popp. Sie kochen auch für andere Pflegeheime der Senioreneinrichtungen, zum Beispiel in Estenfeld und Kürnach.
In den Anfangsjahren wurde viel fränkisch-deftige Kost serviert, aber auch schon für Diabetiker und nach Diätaspekten. Heute gelten diese Maßstäbe immer noch. Aber die Bewohner können sich ihr Essen inzwischen auf Wunsch aus angebotenen Komponenten zusammenstellen.
So modern die Küche damals war: Eines besaß sie nicht: eine Spülmaschine. Mit dem Reinigen des Geschirrs mussten sich die Mitarbeiter trotzdem nicht befassen. Das erledigte das Personal der Pflegestationen.
Heute kommt das Essen auf Tabletts und mit Plastikglocke zugedeckt zu den Bewohnern. Vor fünf Jahrzehnten war das anders. Emma Wolf: „Früher haben wir das Essen in Kanister gefüllt, diese in Wärmewagen getan. Auf Station wurde es dann auf die Teller verteilt.“ Die seien nach dem Mahl an Ort und Stelle auch wieder abgewaschen worden.
Die Einführung eines Tablettsystems änderte das. Heute wäscht eine große Maschine in der Küche das anfallende Geschirr, das auf einem Band durchrollt.
Weil sie im Pflegebereich nicht mehr benötigt wurden, wechselten viele Mitarbeiter aus den Pflegebereichen in die Küche. Emma Wolf ging 1990 den umgekehrten Weg. Sie arbeitete bis 30. November 1995 in der sozialen Betreuung. Da hatte Edeltraut Taut das Haus bereits seit zehn Jahren verlassen.
Es mag sich vieles verändert haben in den fünf Jahrzehnten der Seniorenwohnanlage am Hubland. Eines ist gleich geblieben. Oskar und Gisela Wahler beliefern die Großküche mit Eiern aus ihrem landwirtschaftlichen Betrieb. Sie erinnern sich sogar an die Zeit zu Beginn, als sie im Foyer die Eier direkt an die Bewohner verkauften.
Während Oskar Wahler meist eine bestellte Kiste mit 360 Eiern in die Küche schaffte, verkaufte Frau Gisela im Schnitt noch einmal so viel an die Bewohner. Zehn Jahre bestand der Verkauf; dann mussten die Wahlers ihn wegen verschärfter Vorschriften aufgeben. Doch die Eier, die liefert Sohn Arnold noch immer ans Hubland. Laut Oskar Wahler heutzutage eine Rarität. Denn viele Pflegeheime haben auf Flüssigei in großen Behältern umgestellt. Doch Küchenchef Popp bevorzugt Wahler-Ei, 900 Stück, Lieferung jeden Mittwoch, 6.30 Uhr, als erster Kunde.
Jubiläumsprogramm
Am 16. Juni 1964 wurde das „Kreisalters- und Pflegeheim des Landkreises Würzburg“ seiner Bestimmung übergeben. „Stark angefangen und noch besser geworden“, so lautet nun das Motto der Seniorenwohnanlage am Hubland in ihrem Jubiläumsjahr 2014. Der Veranstaltungsreigen zur Feier dieses Jubiläums beginnt an diesem Freitag, 4. Juli, mit einem Festakt und einem „Tag der offenen Tür“ von 13 bis 20 Uhr.
Geplant sind außerdem ein Sommerfest für Bewohner und Angehörige (26. Juni), ein Mitarbeiterfest (26. September), ein buntes Programm beim Kulturherbst mit Kabarettist Mäc Härder (11. Oktober), ein Benefizkonzert des Symphonischen Blasorchesters Kürnach in der Kirche St. Alfons (9. November) und ein Weihnachtskonzert mit Florian Meierott für Bewohner, Angehörige und Mitglieder des Freundeskreises (21. Dezember).
Kontakt unter Tel. (09 31) 80 09-0 oder per Email, kontakt@senioreneinrichtungen.info.