
Dienstagmorgen, 7.10 Uhr, Würzburger Hauptbahnhof: Der sonst aus allen Nähten platzende Hauptbahnhof ist nahezu leer: In der Bahnhofshalle stehen nur vereinzelt Personen herum, die Sitzbänke sind überwiegend besetzt mit Personen, die Koffer und große Taschen vor sich stehen haben. Nur wenige Personen gehen in Richtung Gleise. Das übliche Gewusel in aller Frühe lässt auf sich warten.

Ina Holks ist eine der Personen, die auf ihren Anschluss wartet: "Ich bin gestrandet". Nach ihrer Ankunft am Frankfurter Flughafen gestern Abend wollte sie mit dem Zug nach Hause nach Potsdam fahren. Dienstagmorgen ist sie schließlich mit einer komplizierten Flixbus-Verbindung von Frankfurt nach Würzburg gefahren und wartet auf die Weiterfahrt nach Potsdam. Den Streikenden ist sie trotz der längeren Fahrtzeit und der chaotischen Reise nicht negativ gegenüber eingestellt: "Ich finde das Streikrecht generell wichtig, da ist einfach viele Jahre lang für gekämpft worden. Es ist ärgerlich, wenn es einen persönlich erwischt, aber ich kann es generell nachvollziehen".
Gemischte Stimmung an den Gleisen
Auch die Gleise sind weitgehend leer. Zwei Würzburger warten auf die Einfahrt des ICE nach Hamburg, mit ihnen nur eine Hand voll andere Reisende. Die Frau gibt an, dass sie vom Streik gar nicht betroffen sei, ihr Mann ergänzt: "Der vorherige Zug ist ausgefallen, jetzt nehmen wir einfach den Nächsten". Aufgrund ihrer Flexibilität sind die beiden Reisenden, die in Hamburg Freundinnen und Freunde besuchen wollen, gelassen: "Also ich bin nicht böse auf die Streikenden", sagt sie und lacht.

Doch das geht nicht allen so. Ein Kfz-Mechatroniker sorgt sich um seinen Weg zur Arbeit während des Streiks. Er muss zuverlässig morgens zwischen halb sechs und sieben nach Würzburg kommen, um Arbeiten zu gehen, schildert er. Sorgend fragt er, wer ihm die verloren gegangene Arbeitszeit denn bezahlen soll, wenn er morgens nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen sollte. Er kann den Streik nicht verstehen und hat das Gefühl, dass er als "normal arbeitende Person", gar nicht mitgedacht wird: "Die kleinen Leute interessiert doch eh keiner".
Auch am Flixbus-Stand selbst warten Personen: "ICE gebucht nach Frankfurt Flughafen, dann bekommst du die Nachricht: es geht nix. Gestern haben wir grade noch eine Fahrkarte gekriegt für den Flixbus, dass sie zum Flughafen kommt nach Frankfurt", gibt Norbert Schöniger über die Reise seiner Frau an. Beide sind gespannt, ob sie den Flug nun rechtzeitig antreten kann.
Die Deutsche Bahn bemüht sich um Grundangebot im Personenverkehr
Die Deutsche Bahn gibt in einer Pressemitteilung an, dass sie ihren Fahrgästen im Personenverkehr ein Grundangebot von circa 20 Prozent bieten könne. Reisende sollen sich vorab über ihre Verbindungen informieren.
Der Streik im Personenverkehr begann in der Nacht auf Dienstag um 2 Uhr und endet laut Pressemitteilungen der Deutschen Bahn am Mittwoch, den 13. März, 2 Uhr. DB Cargo streikt bereits seit dem 11. März, 18 Uhr, und soll am 12. März, um 18 Uhr enden.
Weitere Informationen bezüglich bereits erworbener Tickets, Sitzplatzreservierungen oder das Fahrgastrecht gibt es aktuell auf der Website der Deutschen Bahn. Ebenfalls besteht eine kostenlose Sonderhotline unter 08000 99 66 33.