Ich arbeite seit 25 Jahren ehrenamtlich für Umwelt- und Naturschutz und halte den Artikel des Fischereiverbandes für sehr polemisch. Denn statt „Allianz gegen Geißel der Fischerei“ müsste es besser heißen: „Wieder einmal muss der Kormoran herhalten.“ Die Diskussion um die von Kormoranen verursachten Schäden wird seit Jahren leidenschaftlich geführt. Gleichzeitig hat es aber auch auf verschiedenen Ebenen Bemühungen gegeben, die Suche nach Lösungen sachlich voranzubringen. Nach der Wahl des Kormorans im Jahre 2010 zum Vogel des Jahres wurde im Landkreis Roth ein Runder Tisch Kormoran einberufen, an dem nicht nur Teichwirte, Jäger und Umweltverbände teilnahmen, sondern auch Behördenvertreter. Dort wurde eine Idee entwickelt, die neben dem Überspannen von kleineren Teichen auch das Ausbringen von 2x2x0,80 Meter großen Käfigen in die sich verfolgte Karpfen in Sicherheit bringen können, umgesetzt. Diese Konstruktionsweise hat sich in England bereits bewährt. In Folge der erfolglosen Jagd konnten in Versuchsteichen die Kormoranschäden um bis zu 79 Prozent reduziert werden. An den Fließgewässern ist es aber nicht nur das Problem „Kormoran“ sondern auch der Ausbau der Wasserstraßen in reine „Wasserröhren“. Dazu kommt noch eine verfehlte Fischereipolitik. Wenn ein Fischereipräsident den Bürgern weiß machen will, dass ein zwei Meter langer und 50 Kilogramm schwerer Wels ein genügsamer Fisch ist, so ist das genauso suspekt zu behandeln, wie seine immer wieder vorgetragenen Vorwürfe gegen ehrenamtliche Umweltschützer, wie „Vogelschützer, die Fische nur als Vogelfutter ansehen“. Ein weiteres Problem, das inzwischen auch den Main erreicht hat, wird von ihm überhaupt nicht angesprochen, nämlich die Grundel-Problematik. Der Kormoran ist nicht an allem schuld, er frisst um zu überleben, so wie das Raubfische eben auch tun. Polemik ist die eine Sache, Sachlichkeit und Fairness eine andere.
Bernhard Neckermann 97199 Ochsenfurt